Liebe mich... bitte nicht
Familienmitglieder schien das auch so funktionieren, nur bei ihm blieb sie nach wie vor reserviert oder gar abweisend.
Mac versuchte wirklich sich in Geduld zu üben, aber er war nie ein besonders geduldiger M ensch gewesen und er hatte keine Lust, sich von Beth fernzuhalten oder ihr noch länger Abstand zu gewähren, den sie eigentlich ablegen sollte.
Frauen mochten ihn. Er hatte nie wirklich Schwie rigkeiten gehabt, Frauen kennenzulernen oder sie zu halten. Im Gegenteil, meistens hatte er die Frauen verlassen, weil sie ihn gelangweilt hatten oder einfach ihm am nächsten Morgen nicht mehr ganz so attraktiv und intelligent vorkamen, als er am vorigen Abend noch geglaubt hatte.
Sein Großvater wandte sich an ihn. „Du hättest mal besser ein richtiger Arzt werden sollen, damit du mir hättest helfen können. Aber mein Ableben scheint euch ja alle nicht sonderlich zu interessieren.“
Der alte Mann war im Alter von beinahe neunzig Jahren fitter als Mac und es war auch nicht das erste Mal, dass er ihm vorhielt, etwas Falsches studiert zu haben. Im Prinzip schlug er jedem einen anderen Job vor, weil er ihn für passender oder vorteilhafter für sich selbst hielt.
„Wir lieben dich , Granpa. Aber Tiere nörgeln einfach viel weniger.“
„Du hast schon wieder zwei neue Haustiere, hab ich gehört, wo sind sie?“
„Zuhause, bei meinem Kumpel Mitch.“
„ Du brauchst dringend eine Freundin, mein Sohn“, riet er seinem Enkel kopfschüttelnd. Dann wandte er sich an Beth und ignorierte Mac, der ihm nicht wie gewünscht versprochen hatte, auf Allgemeinmedizin umzusatteln.
„ Warum sind Sie nicht Ärztin geworden, Beth? Von Ihnen würde ich mich sehr gerne behandeln lassen.“
Beth verkniff sich mit Mühe und Not ein Lachen und stopfte sich stattdessen mehr Brot in den Mund. Mac, der neben ihr saß , verdrehte die Augen. Sein Großvater konnte je nach Gesprächspartner seine Persönlichkeit ändern, wie ein Chamäleon seine Farbe. Entweder riss er permanent Witze und war der charmanteste Kerl von ganz Amerika, beleidigte mit zynischen Kommentaren alle in seiner Gegenwart oder er ließ einen wünschen, nie geboren zu sein, wenn er begann, über seinen Stuhlgang oder ähnliche eklige Dinge zu philosophieren.
Mac dankte dem Herrn im Stillen dafür, dass sich Granpa an diesem Abend zumindest bemühte, den Charmeur zu spielen, damit er wenigstens sein Essen genießen konnte und sich nicht allzu sehr vor Beth schämen musste.
Zum Glück hatte sich Anna mit den Kindern auf die gegenüberliegende Seite gesetzt. Kinder waren nach wie vor die beste Medizin gegen die Stimmungsschwankungen des alten Mannes.
Der Geräuschpegel am langen Esstisch war deutlich gestiegen, seit der Hauptgang verschlungen worden war. Beth beteiligte sich kaum an Gesprächen, nahm aber scheinbar aufmerksam alles um sich herum wa hr. Ob ihr bewusst war, wie schwer es ihm fiel, seine Hände bei sich zu behalten?
Wie leicht wäre es für ihn , einfach ihre Hand unter dem Tisch zu ergreifen, die sie brav wie eine Erstklässlerin im Schoß gefaltet hatte. Sein Cousin Steve, der nur ein Jahr älter war als er selbst, und sich im Alter von Sechzehn den unwiderstehlichen Frauenversteher getauft hatte, rückte ihr immer wieder auf die Pelle und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln.
Doch Beth blieb zurückhaltend, antwortete ihm höflich, zog sich jedoch schnell zurück, wenn er einen Annäherungsversuch startete. Sie hatte ihre kratzbürstige Seite in sich gekehrt und verhielt sich seit ihrer Ankunft am Mittag sehr ruhig und beobachtete still um sich herum das Treiben. Kaum kam man ihr jedoch zu nahe, zog sie sich zurück und verschwand in ihrer eigenen Welt, in der niemand an sie heran kam.
Warum sollte es Steve besser gehen als Mac?
Und was glaubte dieser kleine Idiot eigentlich, was er da tat? !
Wenn jemand Beth berühren durfte , dann er . Mac wunderte sich selbst, wieso es ihm so gegen den Strich ging, das Beth andere Männer anlächelte oder diese sie anfassten. Vielleicht, weil sie es bei ihm selbst so vehement ablehnte. Aber warum hatte sie dann seinen Kuss so leidenschaftlich erwidert?
Seit diesem Morgen konnte er kaum an etwas anderes denken, als an ihre warmen, weichen Lippen. Ihre sanften Rundungen, die er mit seinen Fingern erforscht hatte und den süßen Duft ihrer Haare. Eine Mischung aus Rosen und einem ganz besonderen eigenen Duft, den es nur bei Beth gab.
Nach dem Abräumen des Tisches, bei dem Beth darauf bestanden
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