Liebe mich! Liebe mich!
Hand los. “Ich hole Patrick und die anderen.”
“Nein, lass das.” Jake legte ihm die Hand auf den Arm. Falls Robin ihn nur an der Nase herumführen wollte, musste er nicht gleich die ganze Stadt in Panik versetzen. Außerdem hatte er keinerlei Interesse daran, dass jeder wusste, wie er zu Robin stand.
“Warum nicht?” Derek sah ihn überrascht an.
“Wir müssen sie doch finden!”, rief Annie.
“Ich werde allein nach ihr suchen.”
“Bist du verrückt?”, sagte Derek, und Annie schien das genauso zu sehen.
“Gebt mir ein paar Stunden Vorsprung. Wir wissen, wo sie hinwollte. Es ist nicht sehr kalt. Sofern sie nicht ins Wasser gefallen ist …” Was für eine grauenhafte Vorstellung. Das durfte einfach nicht sein. Robin wollte sich bestimmt nur einen Scherz mit ihm erlauben. Es konnte nicht anders sein.
Er räusperte sich. “Wahrscheinlich ist sie irgendwo am Strand, weil sie keinen Diesel mehr hat, und es geht ihr wunderbar.”
“Und wenn sie gekentert ist?”, meinte Derek gnadenlos.
“Dann würde es auch nichts helfen, wenn wir mit mehreren Booten kommen.”
Derek stieß einen leisen Fluch aus und legte den Arm um Annie.
“Ich möchte nicht, dass ihre Familie sich Sorgen macht”, sagte Jake, “vor allen Dingen nicht ihre Großmutter. Annie …”, er legte ihr kurz die Hand auf den Arm, “… ich bin sicher, dass Robin nichts passiert ist, und ich werde sie finden. Mach dir keine Sorgen.”
Annie nickte.
“Gut, wir geben dir zwei Stunden Vorsprung”, sagte Derek.
Eine Stunde später schwankte Jake zwischen Entsetzen und Wut. Wenn das ein Trick von Robin war, würde er sie umbringen. Wenn sie nicht bereits gekentert war.
Er schloss kurz die Augen, weil ihm ganz elend war bei dem Gedanken, ihr könnte etwas passiert sein. Robin war nichts passiert. Es durfte ihr einfach nichts passiert sein. Alles andere war undenkbar.
Er hätte sie niemals allein fahren lassen dürfen. Seit fünfzehn Jahren war sie nicht mehr allein mit dem Boot hier auf dem Fluss unterwegs gewesen. Es war dumm und unverantwortlich von ihm gewesen, dass er nicht mitgefahren war. Und das nur, weil er Angst hatte, ihr nicht widerstehen zu können.
Natürlich konnte er ihr widerstehen. Sie war schließlich auch nur eine Frau, ganz normal aus Fleisch und Blut. Sie war noch nicht einmal mehr seine Traumfrau. Das Bild hatte sie gründlich verdorben, indem sie versucht hatte, ihm sein Kind zu stehlen – sozusagen.
Er hatte den ganzen Fluss abgesucht zwischen Forever und Hillstock Valley. Er hatte sich jeden Strand und jede Bucht genau angesehen.
Sie war nirgendwo zu sehen gewesen.
Er war sogar noch weiter gefahren, für den Fall, dass sie an der Einmündung des Nebenflusses versehentlich vorbeigefahren war. Nichts. Allmählich wusste er nicht mehr, wo er noch suchen sollte.
Doch immer noch hoffte er, dass sie irgendwo am Strand saß, auf einer Decke, und sich ein Feuer gemacht hatte. Vielleicht wartete sie nur darauf, dass er kam, um ihn dann zu verführen … Das allerdings würde sie bereuen.
Er lenkte das Boot um eine scharfe Biegung herum und nahm das Gas zurück, da der Fluss hier relativ flach war. Große Felsen ragten aus dem Wasser. Es war zwar unwahrscheinlich, dass sie bis hierher gekommen war, aber er wollte nichts unversucht lassen. Die Vorstellung, den Flussgrund nach ihr absuchen lassen zu müssen, war grauenhaft, und er schob den Gedanken schnell zur Seite.
Er atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. Es war ihr nichts passiert, es durfte ihr nichts passiert sein. Sie hatte den Dschungel überlebt, da würde sie doch wohl auch Forever lebend überstehen.
Als sein Blick auf einen Grizzlybär fiel, der am Ufer fischte, stockte ihm der Atem. An Bären hatte er noch gar nicht gedacht, nur an Tod durch Ertrinken und Unterkühlung.
Er packte das Ruder fester und fuhr an den spitzen Felsen vorbei und über Untiefen hinweg. Dunkle Wolken zogen sich über ihm zusammen, und es wurde zunehmend schwieriger, das Boot sicher zu steuern.
Da, war das nicht Dereks rotes Kanu? Erleichterung erfasste ihn, dann Wut, gefolgt von Panik. Das Kanu lag auf einer kleinen Sandbank in der Mitte des Flusses – kurz vor dem Wasserfall! Und von Robin war nichts zu sehen.
Ihm wurde eiskalt vor Angst.
Sie war nicht in dem Boot.
Jake gab Gas und suchte wie gehetzt das Ufer ab. Nichts.
Ihm war, als stände er kurz vor einer Ohnmacht.
Nur das nicht. Er musste sie finden. Tot oder lebendig.
8. KAPITEL
Als Jake
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