Liebe mich! Liebe mich!
sich dem Kanu näherte, sah er, dass sich etwas auf dem Grund des Bootes bewegte. Da, eine leuchtend gelbe Schwimmweste … eine Hand, die sich an die Bootswand klammerte … ein nasser Haarschopf. Langsam kam Robin hoch und setzte sich auf.
Gott sei Dank!
Sie sah sehr mitgenommen aus, aber sie lebte!
Jake nahm das Gas weg und steuerte das Boot vorsichtig um die Sandbank herum. “Alles in Ordnung?”, rief er.
Sie nickte langsam. Ihr Haar tropfte, ihre Sachen waren klatschnass und ihre Augen glänzten fiebrig.
“Ich kann nicht näher kommen”, rief er, “sonst stecke ich auch fest. Es ist zu flach. Ich muss dir ein Seil zuwerfen.”
Wieder nickte sie langsam und sah ihn unsicher an. Ob sie verstanden hatte, was er gesagt hatte?
“Alles in Ordnung mit dir?”, fragte er wieder. Sie sah aus, als sei sie halb ertrunken und halb erfroren. Nach ihren zögernden Reaktionen und schleppenden Bewegungen zu urteilen, litt sie unter starker Unterkühlung – oder unter einem schweren Schock.
Er konnte sie mit dem Boot nicht erreichen, traute sich aber nicht, auszusteigen. Denn wenn er von der reißenden Strömung erfasst würde, hätten sie beide keine Chance. Warum nur hatte er Derek nicht mitgebracht?
Und warum hatte er ihr misstraut? Was hatte sie denn getan, dass er so schlecht von ihr dachte? Sicher, sie hatte von ihm schwanger werden wollen, aber das war im Grunde ja kein Verbrechen. Er hätte wissen müssen, dass sie ihr Verschwinden nicht vortäuschen würde.
“Kannst du das Seil auffangen?” Himmel, das war alles seine Schuld!
Sie nickte zögernd und hob zitternd eine Hand. Gut. Er machte am Ende des Seils eine Schlaufe. Dadurch war es schwerer, und sie könnte es auch leichter fassen. Dann warf er das Seil und traf genau in das Kanu.
Robin kroch über die Ruderbank und ergriff das Seil.
“Sehr gut!” Er musste sie dort unbedingt schnell herausholen, denn so nah am Wasserfall war es bestimmt eiskalt. “Mach das Seil am Bug fest!”
Sie starrte auf das Seil und dann zum Bug. Er spürte geradezu, dass ihr jede Bewegung schwerfiel. Wenn er ihr doch nur helfen könnte! Er hielt den Atem an, als sie sichtlich mühsam nach vorne kroch. Du musst es schaffen, dachte er. Du musst es schaffen, Robin!
Nachdem sie endlich am Bug angekommen war, versuchte sie, das Seil durch die Öse zu ziehen. Aber sie schaffte es nicht, ihre Finger waren zu steif. Sie rieb die Handflächen aneinander, presste die Lippen zusammen und versuchte es noch einmal.
Wieder fiel ihr das Seil aus der Hand. Es war qualvoll zu beobachten, wie sie sich mühsam hinunterbeugte, um es wieder aufzuheben.
“Lass dir Zeit!”, rief er, um sie zu beruhigen, obgleich er sie innerlich anflehte, sich zu beeilen.
Das Boot schwankte im Rhythmus ihrer Bewegungen hin und her, und die Schraube arbeitete sich allmählich aus dem Sand heraus. Bald würde das Boot freiliegen und der Strömung keinen Widerstand mehr entgegensetzen können.
Jake blickte zu dem Wasserfall hinüber. Nein, das durfte nicht passieren! Er war da und würde ihr helfen, um jeden Preis. Und wenn er ins Wasser springen musste, um sie zu retten. Robin durfte nicht sterben!
Sehr langsam zog Robin das Seil durch die Bugöse, und Jake stieß erleichtert den Atem aus. Jetzt musste sie nur noch einen Knoten machen, irgendeinen Knoten. Jemand, der Abenteuerreisen organisierte, kannte doch sicher tausend verschiedene Knoten.
Sie legte das Seilende um, runzelte dann aber die Stirn.
“Zieh es durch die Schlinge”, rief er, während er sein schlingerndes Boot im Gleichgewicht zu halten versuchte. “Durch die Schlinge!”, schrie er noch einmal und machte mit beiden Händen eine entsprechende Geste. Sie würde es schaffen, sie musste es schaffen!
“Ich kann nicht …” Langsam schüttelte sie den Kopf, dann starrte sie auf ihre steifen Hände und steckte das Seilende durch eine zweite Schlinge. Sie sah hoch. “Fertig.”
Sie hatten keine Zeit mehr zu verlieren. Das Kanu rutschte gefährlich auf der Sandbank hin und her und drehte sich dabei immer mehr Richtung Wasserfall. Jake wendete und gab vorsichtig Gas. Das Seil spannte sich, und Stück für Stück drehte sich das Kanu.
Wenn nur der Knoten hielt, bis sie am Ufer waren! Kaum hatte sein Boot den Strand berührt, sprang er heraus und zog das Kanu ans Ufer. So eiskalt, wie das Nylonseil war, konnte er sich gut vorstellen, wie durchgefroren Robin war nach den vielen Stunden in dem eisigen nassen Wind, der vom Wasserfall
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