Liebe mich so wie damals
stiegen ihr Tränen in die Augen, die sie ungeduldig fortwischte. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie idiotisch ich mir dabei vorgekommen bin, und wie niedergeschlagen und alleingelassen ich mich gefühlt habe! Also, komm mir nicht so …“
Arielle drehte sich wieder abrupt um, lief hinaus und schloss sich im Gästezimmer ein, in dem sie sich zuvor umgezogen hatte. Wie vom Donner gerührt stand Zach mitten in der Küche. Innerhalb von nicht einmal zwölf Stunden war sein ganzes Leben durcheinander geraten. Ohne Vorwarnung. Als er am Morgen zu Dereks Vorschule gefahren war, hatte er nichts anderes vorgehabt, als bei der alten, gütigen Mrs. Montrose ein gutes Wort für seinen ein wenig aus dem Gleichgewicht geratenen Neffen einzulegen. Dann fand er hinter dem Schreibtisch der Direktion unverhofft die einzige Frau vor, die ihn seit Jahren wirklich interessiert hatte. Und diese Frau bekam nun ein Kind von ihm.
Der Gedanke, Vater zu werden, löste überwältigende, widersprüchlichste Gefühle in Zach aus. Die Freude darüber und auch der Stolz, der sich aus diesem Anlass bei den meisten Männern einstellte, waren auch dabei, wurden aber durch die bitteren Erfahrungen überdeckt, die er hatte machen müssen.
Vor fünf Jahren hatte Zach gedacht, das vollkommene Glück zu haben. Die Geschäfte waren gut gelaufen, sein steiler beruflicher und sozialer Aufstieg hatte begonnen, Gestalt anzunehmen. Und er hatte eine schöne, junge Frau geliebt, die er bald hatte heiraten wollen. Ein Baby war unterwegs gewesen, auf das er sich gefreut hatte. Dann kam der Absturz. Gretchen Hayden, seine Braut, war plötzlich der Meinung, eine Schwangerschaft könnte ihre Figur ruinieren und ihren Chancen im Weg stehen, sollte sie doch noch einen Besseren finden als diesen aufstrebenden Hotelmanager. Eines Tages hatte Zach die schreckliche Gewissheit, dass Gretchen alles daran setzte, das Kind zu verlieren, was ihr schließlich auch gelungen war. Sie hatte eine Fehlgeburt.
Zach versuchte, die hässlichen Erinnerungen zu verscheuchen, aber der Stachel saß zu tief. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, keiner Frau mehr nur um ihrer schönen Augen willen zu vertrauen. Dieses Mal würde er besser aufpassen und sein Kind beschützen, was immer auch kam. Keine Sekunde wollte er Arielle unbeobachtet lassen. Das stand jetzt für ihn fest.
Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Arielle so falsch war wie Gretchen. Dass sie sich bemüht hatte, ihn nach ihrem Abenteuer in Aspen ausfindig zu machen, glaubte er ihr, und dass es ihr nicht gelungen war, war nicht ihre Schuld. In seinen Hotels und Ferienanlagen stieg er grundsätzlich unter falschem Namen ab. Anders war es gar nicht möglich, sich ein realistisches Bild von der Qualität des Hauses, seines Managements und des Personals zu machen. Außerdem gehörte es zur Philosophie seines Unternehmens, das jeder einzelne Gast den Schutz striktester Diskretion genoss, sodass Arielle, selbst wenn sie in Aspen Nachforschungen nach ihm angestellt hatte, es nie geschafft hätte. Ihre Bemühungen mussten ins Leere laufen.
Aber Zach war entschlossen, nichts dem Zufall zu überlassen. Immerhin hatte sie ihm, nachdem sie sich nun wieder getroffen hatten, fast den ganzen Tag lang ihre Schwangerschaft verschwiegen. Arielle hatte sogar versucht, sie vor ihm zu verstecken, deshalb hatte sie den Mantel die ganze Zeit anbehalten.
Ihm war nun auch der Appetit vergangen. Zach nahm die beiden Teller vom Tisch, warf die Reste in den Müll und stellte das Geschirr in die Spülmaschine. Er wollte Arielle noch ein wenig Zeit lassen. Sollte sie sich erst einmal beruhigen. Aber er wollte Antworten von ihr. An diesem Tag.
Allmählich bekam Arielle sich wieder in den Griff. Sie wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und setzte sich auf die Bettkante. Seufzend sah sie sich im Gästezimmer um. Es war in schönen, warmen Farben gehalten, Pfirsichrot und Altweiß, ein Ort, an dem sie sich unter anderen Voraussetzungen sicher wohl gefühlt hätte. Trotzdem kam sie sich vor wie eine Gefangene.
Sie konnte nicht glauben, dass sie hier auf dieser entlegenen Ranch festsaß, zusammengesperrt mit dem Mann, der ihr so wehgetan hatte. Er hatte seine Identität geheim gehalten, sich ohne ein Wort der Erklärung davongeschlichen und, wie sich bald darauf herausstellte, sie sogar noch mit einem Kind sitzen lassen. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, machte er ihr nun den Vorwurf, ihm nichts von der Schwangerschaft gesagt zu
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