Liebe, nichts als Liebe
gewaltige Vermögen Einfluss auf das Leben ihrer Tochter nehmen würde. Ihrer beider Leben war davon bestimmt, und Christabel begehrte in diesem Moment gegen dieses Schicksal auf. Gewaltsam musste sie sich daran erinnern, dass ihre Tochter selbst ein unschuldiges Opfer in diesem grausamen Spiel des Schicksals war, um das Kind anlächeln zu können, das sie liebte und das jetzt Vikki Chan eifrig dabei half, den Tisch abzuräumen.
„Was sollte ich denn wissen, Alicia?" Christabel stellte ihr Weinglas auf die Balustrade und schenkte der Kleinen ihre ganze Aufmerksamkeit.
„Du musst mir heute keine Gutenachtgeschichte erzählen, weil Vikki mir eine versprochen hat. Sie kennt Geschichten von Drachen."
„Das klingt aber wirklich aufregend."
„Und ich werde in dem Muschelzimmer schlafen."
„Dann ist also schon alles geklärt?"
„Ja", mischte sich Vikki Chan ein. „Ich bringe die Kleine ins Bett und sorge dafür, dass sie einschläft."
„Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen."
„Es ist mir ein Vergnügen."
„Und ich möchte mich auch noch für das köstliche Essen bedanken", fügte Christabel hinzu, wobei sie sich fragte, wie viel die scharfsinnige alte Chinesin von dem, was zwischen ihr und Jared ablief, mitbekommen hatte. Im Grunde konnte es ihr aber egal sein, denn sie würde Vikki Chan vermutlich nie wieder sehen. Eine Nacht war eine Nacht.
„Wir werden uns selbst um den Kaffee kümmern, Vikki", sagte Jared nun beiläufig.
„Vielen Dank für alles."
Die alte Haushälterin sah ihn bedeutsam an. „Dann ziehe ich mich jetzt auch zurück."
Sie stellte die letzten Teller auf den Servierwagen und wandte sich lächelnd an Alicia.
„Du solltest deiner Mutter besser jetzt gleich Gute Nacht sagen. Wir haben noch viel zu tun."
„Ja, wir haben noch viel zu tun", pflichtete die Kleine ihr eifrig bei. „Gute Nacht, Mummy!" Sie stürmte mit ausgebreiteten Armen auf Christabel zu.
Christabel gelang es, ihre kleine Tochter auf den Arm zu heben und an sich zu drücken, ohne ihre verräterische Blöße zu enthüllen. Zärtlich küsste sie Alicia auf die Wange.
„Bekomme ich auch einen Gutenachtkuss?" fragte Jared neckend und rückte näher.
Kichernd beugte sich Alicia vor, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.
Obwohl Jared kein Fremder für sie war, war es doch ungewöhnlich, wie selbstverständlich und vertraut sie ihm begegnete. Sie schien ihn zu mögen und ihm zu vertrauen.
Doch es konnte keine gemeinsame Zukunft für sie beide und Jared King geben.
Christabel rief es sich energisch ins Gedächtnis, als sie ihre Tochter wieder auf die Füße stellte. Es hatte keinen Sinn, darüber zu spekulieren, wie gut er vielleicht für ein vaterloses Kind sein könnte.
„Ab mit dir", drängte sie Alicia. „Ich komme dich holen, wenn es für uns Zeit ist aufzubrechen."
„Vergiss nicht, ich schlafe im Muschelzimmer, Mummy."
„Ich werde ihr zeigen, wo es ist", versprach Jared ihr gutmütig.
„Gute Nacht, Ihnen beiden." Vikki Chan verbeugte sich höflich, bevor sie den Servierwagen ins Haus schob. Alicia lief hinter ihr her und bestürmte sie mit Fragen über Drachen.
Wir müssen gegen zu viele Drachen ankämpfen, dachte Christabel plötzlich wehmütig. Geld war ein schrecklicher Fluch, und sie besaß nicht die Macht, ihn zu vertreiben. Und abgesehen von allem anderen, blieb da immer noch die Frage: War Laurens' Rennboot damals sabotiert worden?
Nachdem Laurens tot und Bernhard inzwischen auch trotz der besten medizinischen Behandlung an Krebs gestorben war ... Wer sollte noch kontrollieren, was die Finanzhaie mit dem Kruger-Vermögen anstellen würden, jetzt, da Bernhard nicht mehr war? Der Erbe dieses gewaltigen Vermögens war ein Kind, das sich kontrollieren und manipulieren ließ ... und wenn nötig auch beiseite schaffen?
Christabel schauderte bei dem Gedanken.
Jared legte ihr einen Arm um die Schultern. Er schien ihre Ängste zu spüren, auch wenn er sie nicht verstand. „Sie ist bei Vikki sicher."
Sicher? Nicht einmal eine Armee von Leibwächtern konnte, wenn es darauf ankam, ihrer beider Sicherheit garantieren! Und was für ein Leben war das ... eingesperrt in einem goldenen Käfig und nie zu wissen, wem man vertrauen konnte, wo doch derart viel Geld auf dem Spiel stand?
Heute Abend würde sie sich ein kleines Fenster zur Freiheit aufstoßen. Energisch verdrängte sie ihre Ängste. Die Zeit mit Jared war ihr zu kostbar, um sie davon beeinträchtigen zu lassen.
„Jetzt sind wir
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