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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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miteinander gewechselt, aber das war mir ganz recht so. Um so mehr redete Tarik auf mich ein, als wir im Hinterzimmer von Ibrahims Imbiss zusammen saßen. Außer ihm und Ibrahim selbst waren noch drei andere Türken da, die mich misstrauisch musterten.
    Sie trauten mir nicht über den Weg, ich musste meine Geschichte wiederholt erzählen, immer wieder unte rbrochen von Tarik, der Sachen fragte wie:
    „Und sie haben dich mit Revolvern bedroht?“
    „Hab ich doch schon gesagt. Und als ich aussteigen wollte-“
    „Revolver? Nicht Pistolen?“
    „Revolver, Pistolen… Das ist doch dasselbe“, sagte ich.
    Er lächelte dünn, die anderen gar nicht. „Revolver sind die Dinger mit der Trommel in der Mitte, die du aus Western kennst “, klärte er mich auf, „der Name kommt von revolvieren , zurückdrehen. Verstehst du?“
    Ich war versucht zu lachen, diese belehrende Art pas ste überhaupt nicht zu dem Tarik, den ich kannte. Doch die finstere Miene der anderen Türken machte mich vorsichtig.
    „Schön“, sagte ich, „es waren Pistolen. Keine Revo lver.“
    Er übersetzte das Ganze den drei fremden Türken, die daraufhin lauthals in meine Richtung schimpften. Der Kleinste von ihnen stand auf und kam auf mich zu. Er umrundete mich, sah mir dann direkt in die Augen und sagte irgendwas auf Türkisch. In seinem Versuch, G efahr auszustrahlen, wirkte er so grotesk auf mich, dass ich ihn einfach anlächeln musste.
    In der nächsten Sekunde versetzte er mir einen fetten Schwinger, der mich mitsamt Stuhl zu Boden gehen ließ. Ich fiel genau auf meine Fresse, ohne mich abfangen zu können. Mein Kiefer war wie betäubt, im Rest des Schädels hallte das Echo des Schlages wider. Mühsam rappelte ich mich wieder hoch.
    Ibrahim rief etwas auf Türkisch, und Tarik zerrte den kleinen Türken in seine Ecke zurück. Das machte mich etwas mutiger.
    „Halt mir bloß den Kerl vom Leib!“, schrie ich und tastete meinen Mundwinkel ab, der bereits anschwoll und aus dem ein dünner Faden Blut lief. Das war aber halb so schlimm, ich hatte mir bloß auf die Zunge gebissen.
    Ibrahim legte mir die Hand auf die Schulter und reichte mir ein Taschentuch. „Du musst entschuldigen, die Sache geht uns allen an die Nerven.“
    „An die Nerven? Was soll ich erst sagen, ich bin heute überfallen, ausgeraubt und mitten im Nirgendwo au sgesetzt worden, und zur Krönung haut mich der da noch zu Klump.“
    „Das stimmt, du hast für heute genug mitgemacht. Es tut mir wirklich leid, und ich entschuldige mich für meinen Cousin.“
    Er griff in sein Jackett und zog ein paar Scheine heraus. Indem er sie mir vor die Nase hielt, sah er den Kleinen an, den Tarik immer noch festhielt. Auch ich schaute hinüber und bleckte meine blutigen Zähne, als ich das Geld annahm.
    „Nun denk noch mal genau nach, das ist sehr wichtig“, sagte Ibrahim. „Wie sahen sie aus?“
    „Was weiß ich, bin ich ein Waffenexperte?“
    „Ich meine nicht die Waffen, sondern die Männer, die dich überfallen haben.“
    „Wie gesagt, die hatten Masken übergezogen, von den Gesichtern hab ich nichts gesehen. Mittelgroß, dunkle Jacken, Jeans, nichts Besonderes.“
    „Und sie haben Deutsch gesprochen?“
    „Ja, aber mit Akzent.“
    „Was für ein Akzent?“, fragte Tarik. Die beiden wechselten sich jetzt ab wie in einem Lehrfilm für angehende Polizeischüler.
    „Weiß nicht. Ausländisch.“ Das Blut sammelte sich in meinem Mund an, ich spuckte es ins Spülbecken.
    „Belgisch?“
    „Nein. Eher wie ihr, Türkisch wahrscheinlich.“
    Sie wechselten Blicke untereinander.
    „Und das Auto, mit dem sie dich gestoppt haben?“
    „Ein roter Opel ohne Kennzeichen.“
    „Was für ein Opel?“
    „Was weiß ich, ich kenn mich mit den modernen A utos nicht so aus. Kadett, Astra oder so.“
    „ Cemal“, murmelte einer der drei fremden Türken. Die anderen brachten ihn mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.
    „Und dich haben sie einfach zurückgelassen und den Li eferwagen mitgenommen?“
    Das Verhör ging noch ein Weilchen so weiter, die fünf Männer ließen mich keine Sekunde aus den Augen. Sie wussten nicht, ob sie mir trauen konnten, aber ich hatte mir meine Geschichte gut zurecht gelegt, und da sie von Leo und dem Sunbeam nichts wussten, konnte man ihr eine gewisse Glaubwürdigkeit nicht absprechen.
    Auf Türkisch besprachen sie sich miteinander. Die drei Fremden gestikulierten in meine Richtung, ihrem To nfall nach zu urteilen beabsichtigten sie, mir die Gurgel gleich

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