Liebe ohne Schuld
Hochzeit in London war. Er war – nun, wie soll ich das sagen? nun,
ich
war es, der ihm Laura angeboten hat.«
»Sie haben sie
angeboten?
Du lieber Himmel! Verfügen Sie über Frauen, wie andere ihren Freunden ein Pferd
anbieten?«
»So habe ich das doch nicht gemeint«, widersprach Knight und kam sich ein wenig dumm vor, was er überhaupt nicht leiden konnte. »Ich wollte doch nur sagen, daß ich diese Frau kannte und Burke damals vorgeschlagen habe …«
Arielle fuhr ungeduldig mit der Hand durch die Luft. »Ich möchte wirklich nichts mehr davon hören! Es ist ja absurd!«
»Was genau ist so absurd?«
»Alles.«
»Was alles?«
»Die Männer. Auch Ihr lieber Freund, der ach so anständige Burke Drummond, ist nur ein Mann, und er wird sich nicht ändern. Niemals. Doch jetzt müssen Sie mich entschuldigen, denn ich muß etwas mit Mrs. Pepperall besprechen.«
Knight beherrschte sich mit Mühe. »Es gibt wirklich keinen Grund, sich vor mir zu fürchten, Arielle!«
Sofort wurde sie hellhörig. Was hatte Burke seinem Freund alles erzählt? »Ich fürchte mich nicht vor Ihnen, Sir. Ich mag nur keine Heuchler.«
»Ich habe niemals behauptet, daß alle Frauen raffinierte, hinterlistige Biester sind«, erklärte er sanft, »und ich halte es auch nicht für gut, alle Männer über einen Kamm zu scheren und als Ungeheuer abzustempeln.«
»Dem kann ich nicht zustimmen. Sie haben doch hier auf mich gewartet, oder nicht? Nun, ich kann Sie beruhigen: Ich werde Ihren teuren Freund gewiß nicht umbringen. Ich habe auch meinen ersten Mann nicht umgebracht. Gibt es sonst noch irgendwelche Fragen, die Sie mir stellen möchten?«
»Nein, allerdings möchte ich betonen, daß ich Ihnen nicht zu nahe treten wollte. Ich wollte mich eigentlich nur mit Ihnen anfreunden.«
Sie starrte ihn an. Wieder eine neue Variante. »Nein, das ist ganz unmöglich.«
»Nur weil ich ein Mann bin?«
»Ich nehme an, Sie verstehen, wenn ich diese seltsame Unterhaltung nicht fortsetzen möchte. Sie sind Gast in diesem Haus und werden mit allem Respekt auch als ein solcher behandelt. Doch jetzt müssen Sie mich wirklich entschuldigen.«
Nachdenklich sah Knight Arielle nach, als sie den Raum verließ.
Sie war scharfsinnig und sehr intelligent, was er sich eigentlich hätte denken können, denn für Burke gab es nichts Unerträglicheres als dumme Menschen. Außerdem war sie bezaubernd schön. Aber leider schien sie alle Männer zu hassen. Der arme Burke! Er liebte eine Frau, die sich nicht nur vor ihm fürchtete, sondern ihn auch noch haßte. Nach den traurigen Erfahrungen in ihrer ersten Ehe konnte Knight sie zwar verstehen, doch es widerstrebte ihm zutiefst, daß sie alle Männer in einen Topf warf.
Minutenlang lehnte sich Arielle von außen gegen die geschlossene Tür und sammelte ihre Gedanken. Konnte man ihr ihre Gefühle wirklich so genau vom Gesicht ablesen? Knight hatte sie sehr schnell durchschaut. Ob Burke sich wohl über ihr unfreundliches Verhalten ärgerte, wenn Knight ihm von ihrer Unterhaltung erzählte? Als Arielle schließlich aufsah, bemerkte sie einen spindeldürren Mann mit scharf geschnittenem Gesicht, der sie mit seinen dunklen Mausaugen musterte. Er war ihr gänzlich unbekannt, und seine Uniform war ihm viel zu groß.
»Wer sind Sie?«
Der Mann lächelte, wobei eine Zahnlücke zwischen seinen Schneidezähnen sichtbar wurde, und verbeugte sich ungelenk. »Ich heiße Trunk, Mylady. Ollie Trunk. Der Earl of Ravensworth hat mich als Diener eingestellt.«
»Willkommen in Ravensworth Abbey, Trunk!« Arielle nickte dem Mann kurz zu und entfernte sich dann. Er sah überhaupt nicht wie ein Diener aus, dachte sie und überlegte, was Montague wohl zu dieser Neuerwerbung sagen würde.
Den restlichen Vormittag verbrachte Arielle bei Virgie und Poppet im Kinderzimmer. Das Mittagessen verlief ohne besondere Vorkommnisse. Kurz danach entschuldigte sich Lannie und zog sich zurück, während sich die Männer in Burkes Bibliothek versammelten. Arielle war eigentlich müde, doch sie wollte es sich nicht eingestehen, sondern ließ sich von Dorcas in ihr Reitkostüm helfen.
»Sie sehen ein wenig erschöpft aus«, bemerkte Dorcas. »Bei diesen vielen Leuten ist das ja auch kein Wunder.«
»So schlimm ist es nicht. Lannie und die Mädchen leben ja hier, und Lord Castlerosse und Lord Carver sind wirklich keine Belastung!«
»Trotzdem …«, begann Dorcas, doch dann konzentrierte sie sich auf das Flechten von Arielles Haaren.
»Ich habe
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