Liebe, Sex und andere Katastrophen
Das sagst du doch nur so …«
»Wieso sollte ich lügen? Glaubst du, ich komme nicht über dich hinweg? Glaubst du, ich würde dir nachtrauern? Schlampen wie dich gibt es wie Sand am Meer.«
Sie wurde blass. Schlampe? Er hatte sie Schlampe genannt!
»Nimm das sofort zurück«, forderte Noel ihn mit zusammengekniffenen Augen auf.
»Du hast mir gar nichts zu sagen, Franzose .«
»Und du hast kein Recht, Lauren für etwas zu verurteilen, das ich getan habe.«
»Dämlicher Franzose!«
»Vollidiot!«
Ben stürzte sich mit einem Aufschrei auf Noel und riss ihn zu Boden. Dabei landete er obenauf, aber Noel war stärker, befreite sich aus seinem Griff und rappelte sich auf. Ben, voller Wut, machte eine Drehung und versetzte Noel einen Fausthieb ins Gesicht. Seine Lippe platzte auf, Blut tropfte von seinem Kinn und färbte seine Zähne rot. Noel, von der Heftigkeit des Schlages überrascht, taumelte zurück, fasste sich jedoch schnell wieder, riss Ben am T-Shirt hoch und zahlte es ihm heim.
Sein Treffer saß. Ben schrie auf und hielt sich eine Hand vor die Nase. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
Lauren zuckte erschrocken zusammen und suchte in ihrem Rucksack nach einem Taschentuch, das Ben ihr wütend aus der Hand riss. In Windeseile färbte es sich rot.
»Sie ist das Allerletzte«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du kannst sie von mir aus haben, Franzose. Ihr passt toll zusammen!« Dann zog er im Laufschritt ab, ohne Lauren noch einmal anzusehen.
Sie starrte ihm zitternd hinterher und merkte nicht einmal, dass Ina tröstend den Arm um sie legte.
»Tja, das ging leider in die Hose. Tut mir leid. Aber, wenn ich ehrlich sein soll, der Typ ist keine einzige Träne wert«, bemerkte Noel und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von den Lippen.
»Du hast es schon wieder vermasselt«, sagte Lauren bitter. »Und das mit Absicht!«
»Das stimmt nicht, Lauren«, versuchte Ina zu schlichten. »Ben hat zuerst angefangen.«
»Verschwinde aus meinem Leben, Noel Maison. Ich will dich nie wieder sehen«, rief sie.
Sekundenlang starrte er sie entgeistert an. Dann wandte er sich ab und ging, ohne etwas darauf zu erwidern.
***
Ende Mai wurde es endlich wärmer. Die sonnigen Tage nahmen zu. Und damit auch die Außenaktivitäten, an denen sich bei zunehmenden Temperaturen sogar die größten Stubenhocker und Langweiler beteiligten. Skateboards und Fahrräder wurden aus den Kellern geholt, Inliner und Tennisschuhe vor ihrem ersten Einsatz geputzt. Die Läden hielten abends eine Stunde länger offen und boten die ersten Sorten Eis zum Mitnehmen an. Vor den Cafés wurden Tische und Sonnenschirme aufgestellt. Eigentlich gute Gründe, um dem nahenden Sommer mit einem Lächeln zu begegnen. Eigentlich. Doch Lauren hatte nichts übrig für die Schönheit der aufblühenden Natur, geschweige denn für die unverkennbaren Anzeichen der guten Laune, die überall herrschte. Seit der Auseinandersetzung mit Ben vor fast drei Wochen auf dem Schulhof war sie noch niedergeschlagener als vorher. Zu Hause schaffte sie es gerade noch, das einigermaßen zu verbergen, aber Ina konnte sie nichts vormachen.
»Hör mal«, tastete diese sich behutsam vor, als sie nach Unterrichtsschluss über den Schulhof gingen, »ich denke, es ist an der Zeit, dass du den Loser vergisst.«
»Was?«
Ina seufzte und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. »Du hast mich schon verstanden.«
Laurens Miene verfinsterte sich. »Wie kannst du so was zu mir sagen?«
»Weil es stimmt«, konterte Ina sanft und brachte ihre Brille mithilfe des Mittelfingers in die richtige Position. »Du machst dich selbst fertig, während er … da, sieh es dir selbst an.«
Lauren folgte Inas Blick und sah Ben Arm in Arm mit Eileen auf Kai zugehen. Sie schluckte und wandte sich ab.
»Genau das meine ich. Du bist völlig am Ende, während er …«
»Hör bitte auf. Ich werde schon irgendwann über ihn hinwegkommen.«
»Das ist mir klar. Aber das geht zu langsam. Bald ist Notenschluss. Du hast nur noch ein paar Wochen Zeit, um den Mist wieder auszubessern, den du da verzapft hast. Dass deine Mom dir nicht inzwischen den Kopf abgerissen hat, verstehe ich nicht. Sie ist doch sonst immer so pingelig, was deine Noten betrifft.«
»Ich hab bei den verhauenen Tests die Unterschrift gefälscht.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Ich fürchte doch.«
»Mein Gott, ausgerechnet du machst so was Bescheuertes? Willst du für den Rest
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