Liebe, Sex und andere Katastrophen
ließ den Motor laufen und die Lichter eingeschaltet.
Die entspannte Stimmung von eben war wie weggeblasen. Nichts war mehr übrig von den Glücksgefühlen, die sie gerade noch empfunden hatte.
»Da kommt noch jemand.«
Tatsächlich. Ein weiteres Scheinwerferpaar tauchte in der Dunkelheit auf.
»Können wir nicht einfach abhauen?«
Anthony zögerte. »Um auf die Straße zurückzukommen, müssen wir an ihnen vorbeifahren.«
»Aber … was sollen wir tun? Wenn uns jemand entdeckt, bekommen wir bestimmt eine saftige Anzeige. Und dann …«
Anthony legte beide Hände auf ihre Wangen. »Wir warten einfach, bis die wieder verschwinden. Hey, beruhige dich, alles wird gut. Es ist nicht dein Dad. Und es ist auch kein Streifenwagen.«
»Aber es ist unheimlich. Ich habe Angst.«
Die beiden Fahrzeuge blieben einander gegenüber mit laufenden Motoren und eingeschalteten Scheinwerfern stehen. Aus dem zuerst eingetroffenen Wagen stiegen drei Männer aus. Als sie ins Scheinwerferlicht traten, erkannte Olive, wie groß und muskulös sie waren. Aus dem anderen Fahrzeug stiegen zwei Männer aus. Sie wurden von den anderen mit Taschenlampen beleuchtet. Einer der beiden hielt einen Aktenkoffer in der Hand.
Olive hielt die Luft an. Hier stimmte etwas nicht. Die beiden Männer mit dem Koffer gingen auf die anderen zu. Sie sprachen miteinander, aber die Entfernung war zu groß, um etwas zu verstehen. Der Koffer wurde auf die Motorhaube gelegt und geöffnet. Einer der drei Muskelpakete beleuchtete den Inhalt mit der Taschenlampe, ein anderer holte kleine Bündel heraus. Geldscheine.
Anthony zog sie vom Fenster weg. »Liv, ich glaube, da läuft was Illegales. Vielleicht werden wir gerade Zeugen eines Drogendeals oder so. Du musst dich ganz still verhalten. Wenn wir entdeckt werden …«
Obwohl er nicht weitersprach, konnte Olive sich sehr gut vorstellen, was er meinte. Solche Leute machten kurzen Prozess mit ungebetenen Beobachtern. Anthony spähte aus dem Fenster und fischte sein Handy aus der Hosentasche.
»Was tust du da?«
»Ich versuche, den Vorgang zu filmen. Vielleicht hilft das der Polizei, diese Mistkerle zu überführen.«
Seine Worte drehten ihr den Magen um. Ihr Vater durfte nie erfahren, was sie hinter seinem Rücken trieb und … und schon gar nicht, dass sie sich in unmittelbarer Nähe eines Drogendeals aufgehalten hatte. Andererseits durfte sie diese Leute nicht damit durchkommen lassen. Vielleicht konnten sie der Polizei das Video anonym zustellen.
Sie ging in die Hocke und lugte nach draußen.
In diesem Moment öffnete einer der drei muskulösen Männer die Hintertür des Fahrzeugs und beugte sich ins Innere. Sekunden später zerrte er jemanden heraus. Die Person wurde mit der Taschenlampe beleuchtet. Es war eine Frau mit verbundenen Augen und auf dem Rücken gefesselten Händen. Olive stieß einen erschrockenen Laut aus und krallte panisch ihre Nägel in Anthonys Arm. »Thony, was … was geht da vor?«
In seiner Miene las sie pures Entsetzen. Olives Herzschlag raste.
Der Hüne sagte etwas und versetzte der gefesselten Frau einen Stoß. Sie schrie auf und stolperte.
Einer der beiden Männer, die den Koffer mitgebracht hatten, fing sie auf und entfernte die Augenbinde. Olive hörte die Frau schluchzen. Das Geräusch schnürte ihr die Kehle zu.
»Verdammt, Liv, das sieht nach einer Lösegeldübergabe aus«, hörte sie Anthony mit zittriger Stimme sagen. »Hoffentlich erkennt man das auf dem Video. Wenn ich nur näher ran könnte, um die Kennzeichen und die Gesichter zu …«
»Denk nicht einmal daran«, unterbrach sie ihn panisch. »Wag es ja nicht, mich allein hier zu lassen. Wenn die dich entdecken …« Sie verstummte, als draußen ein Schrei ertönte.
Zwei der Muskelmänner hatten die beiden Lösegeldüberbringer gepackt und zu Boden geschleudert. Der Dritte holte gerade aus und schlug der Frau mitten ins Gesicht. Sie schrie noch einmal auf und stürzte zu Boden. Da ihre Hände noch auf dem Rücken gefesselt waren, konnte sie sich nicht abstützen. Olive sah bestürzt zu, wie sie mit dem Gesicht voran auf dem Schotter landete.
Die Männer standen auf und gestikulierten wild mit den Armen. Dabei redeten sie unentwegt auf die Entführer ein. Einer versuchte, zu der Frau am Boden zu gelangen, aber er schaffte es nicht. Stattdessen kassierte er einen Fausthieb und ging stöhnend in die Knie.
»Thony, wir müssen was tun.« Olive zitterte und konnte nur schwer atmen. Übelkeit stieg in ihrer Kehle
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