Liebe, Sex und andere Katastrophen
die beiden Jungs zur Anmeldung liefen, folgte Erin Lisa durch die Zuschauermenge, bis sie einen geeigneten Platz fanden, von dem aus sie einen guten Überblick hatten. Musik dröhnte aus den Lautsprechern. Eine Gruppe Mädchen tanzte ungeniert zwischen den Halfpipes. Die Zuschauer feuerten sie begeistert an.
»Das wird voll cool«, rief Lisa Erin über den Lärm hinweg zu. »Letztes Mal wurde Adam hier zweiter. Vielleicht schafft er es diesmal sogar auf den ersten Platz.«
Erin nahm ihre Kamera aus der Handtasche und begann, ein paar Bilder zu knipsen. Indessen stieg die Anzahl der Zuschauer so rapide an wie die Nervosität bei den Teilnehmern. Erin versuchte einen Blick auf Liam zu erhaschen, aber er stand zu weit weg. Dann wurde der erste Skater angekündigt. Begleitet von Pfiffen und Applaus startete er mit seiner Show.
»Jetzt geht’s los«, jubelte Lisa, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und hüpfte zum Takt der Musik auf und ab.
Sie erwies sich als regelrechtes Energiebündel, denn sie zog das die ganze Zeit durch, abgesehen von der zwanzigminütigen Pause, in der sie sich zurück zu den Verkaufsständen zwängte, um Getränke für sich und Erin zu holen.
»Danke. Ich hab überhaupt nicht bemerkt, wie durstig ich bin«, sagte Erin, als Lisa zurückkam.
»Gern. Wie gefällt’s dir bis jetzt?«
»Super! Was die Jungs draufhaben, ist der reinste Wahnsinn.«
»Ganz meine Meinung. Aber es wird noch besser, denn die wirklich Guten kommen später dran.« Dann fragte Lisa beiläufig: »Wie lange seid ihr eigentlich schon zusammen, du und Liam?«
Erin verschluckte sich an ihrem Wasser. »Wir sind nur Freunde, nichts weiter.«
Lisa schmunzelte. »Aha, okay. Nur Freunde. Dann hab ich die Zeichen wohl falsch gedeutet.«
Erin stutzte. »Welche Zeichen?«
»Na, die Signale, die ihr beide aussendet. Aber wenn ihr nur Freunde seid …« Sie ließ den Satz unvollendet und feuerte eines der wenigen teilnehmenden Mädchen an, das sich gerade warm fuhr.
Erin beschloss, das Thema erst einmal fallen zu lassen und den Sachverhalt später zu klären. Liam und sie ein Paar? Unmöglich. Welche Signale? Wovon redete Lisa?
Dann endlich war es so weit. Liam durfte sein Können unter Beweis stellen. Erin ballte die Fäuste und presste sie an die Lippen vor Nervosität. Sie vergaß sogar, Fotos zu machen. Aber ihre Angst war unbegründet, denn er legte eine fehlerlose Show hin und schaffte es ins Finale. Adam kam auch in die Endrunde und riss Lisa lachend in die Arme.
Weil das Finale erst am späten Nachmittag stattfand und sie Hunger hatten, setzten sie sich an einen Tisch neben den Verkaufsständen und aßen Sandwiches. Erin saß Liam gegenüber und beobachtete ihn verstohlen. Aber so sehr sie auch achtgab, sie konnte die Signale , von denen Lisa gesprochen hatte, nicht entdecken.
»Hast du es jetzt gemerkt?«, fragte Lisa später noch einmal.
»Nein, was?«
»Wie er dich ansieht.«
»Äh, nein …«
»Aber das musst du doch sehen, Erin. Er steht voll auf dich. Ich frage mich, wieso er dir noch nichts gesagt hat.«
»Wir kennen uns noch nicht lang. Und sind nur …«
»Freunde, schon kapiert. Wenn du dich da mal nicht irrst.«
Dieser Satz verfolgte Erin den ganzen Tag. Immer wieder versuchte sie, in Liams Blicken zu erkennen, was Lisa meinte. Aber er benahm sich nicht anders als in den letzten Tagen.
Das Finale ging endlich über die Bühne. Liams Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Adam ging es nicht besser, aber er konnte die Anspannung leichter verbergen.
Insgesamt hatten es fünfundzwanzig Teilnehmer in die Endrunde geschafft. Jeder von ihnen legte einen sauberen Auftritt hin. Liam und Adam standen den anderen in nichts nach und gaben ihr Bestes. Am Ende reichte es für Platz vier bei Adam und für Platz drei bei Liam. Beide waren enttäuscht, machten aber gute Mienen zum bösen Spiel.
»Wenn ich bedenke, dass ich letztes Mal auf dem zweiten Platz gelandet bin«, sinnierte Adam und ließ sich neben Lisa ins Gras fallen, »gibt es heute keinen Grund, stolz auf mich zu sein.«
»Oh, mein Kuschelbär, ich werde dich zu Hause trösten«, versprach Lisa und küsste ihn auf den Mund. Sie saßen auf dem Hügel hinter dem Veranstaltungsgelände. Die Musik war auch hier oben gut zu hören und ein Teil der Beleuchtung strahlte in ihre Richtung, sodass sie nicht völlig im Dunklen hockten. Es war inzwischen spät geworden und auf dem Contest Areal wurde eine Party mit allen Teilnehmern und Zuschauern
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