Liebe, Sex und andere Katastrophen
gefeiert. Viele tanzten bis zum Umfallen, einige knallten sich mit alkoholischen Getränken zu, die anderen flirteten oder knutschten. Manche unterhielten sich über das Skaten, andere zeigten ihr Können noch einmal im Flutlicht. Es roch nach offenem Feuer und gegrilltem Fleisch.
Erin merkte, dass sie Hunger hatte, und war froh, als Liam nach fast einer halben Stunde Schlange stehen mit einer weiteren Ladung Sandwiches und Getränken zu ihnen stieß.
»Was, kein Bier?«, fragte Adam enttäuscht.
»Du bist der Fahrer, du musst nüchtern bleiben«, entgegnete Liam gelassen und warf ihm eine Dose Cola in den Schoß.
»Okay, das versteh ich. Aber du …?«
Liam setzte sich neben Erin und öffnete die Dose für sie. Lisa zwinkerte ihr verschwörerisch zu, worauf sie errötete.
»Alkohol hat meine Eltern auseinandergebracht, darauf kann ich gern verzichten«, erklärte Liam und reichte jedem ein Schinken-Käse-Sandwich.
Das von Erin packte er vorher aus.
Lisa zwinkerte schon wieder, aber diesmal reagierte Erin nicht. Das Ganze war ihr peinlich. Dankend nahm sie das Sandwich an und führte es zum Mund, um abzubeißen, als Liam plötzlich seine Hand auf ihren Arm legte.
»Wir sollten uns lieber küssen, bevor wir das essen.«
Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Hatte sie eben richtig gehört?
»Was?«
»Na ja, da sind ein paar Zwiebelringe drin und ich weiß ja nicht, ob du empfindlich bist, was das angeht«, antwortete er gelassen.
Erin sah ihn so verwirrt an, dass er lachen musste. »Wie meinst du das?«
»Das mit den Zwiebelringen?«
»Nein, das mit dem …«
»Küssen? Eigentlich so …« Er beugte sich vor, legte eine Hand auf ihre Schulter und küsste sie.
Seine Lippen fühlten sich gut an.
Warm, weich, süß. Zu süß. Zu gut. Zu verlockend. Erin war unfähig, sich zu bewegen. Gekonnt huschte seine Zunge zwischen ihre Lippen und setzte ihre eigene unter Strom. Die Berührung legte einen Schalter in ihrem Kopf um. Heiße Schauder liefen durch sie hindurch.
Sie wurde geküsst. So richtig, mit Zunge.
Das Blut in ihren Adern pulsierte. Mehr , rief jemand in ihrem Kopf, gib mir mehr! Aber der Wunsch wurde nicht erfüllt, denn Liam zog sich zurück und der Zauber war vorbei.
Ihr Herz hämmerte wild. Kleine Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn. Ihre Wangen glühten. Peinlich berührt hielt sie den Blick gesenkt.
»Wir verziehen uns mal da rüber«, hörte sie Adam sagen und sah im Augenwinkel, wie Lisa sich umdrehte und ihr aufmunternd zublinzelte.
Sie wagte es nicht, Liam anzusehen, geschweige denn, ihn zu fragen, was dieser Kuss zu bedeuten hatte. Wenn er glaubte, dass sie sich damit rumkriegen ließ, irrte er sich.
»Wie viele Freunde hattest du eigentlich schon?«
Erin sah ihn entgeistert an.
»Hab ich da einen wunden Punkt getroffen?«
Sie schluckte. Was sollte dieses Verhör? »Wieso willst du das wissen? Und nein, das ist kein wunder Punkt«, gab sie barscher zurück als beabsichtigt. Hatte er denn ihr stilles Übereinkommen, keine persönlichen Fragen zu stellen, vergessen?
»Unserer Beziehung soll nichts im Weg stehen, findest du nicht? Deshalb sollten wir das abklären.«
Erin fehlten die Worte. War er verrückt geworden?
»Also, wie viele?«, bohrte er nach und taxierte sie mit einem Blick, der ihr eine Gänsehaut bescherte. »Ich lass dich nicht weg, bis ich meine Antworten habe.«
»Das ist Erpressung.«
Er zuckte mit den Schultern. »Nenn es, wie du willst.«
»Du kannst nicht einfach …« Wenn sie ihm diese Frage beantwortete, erzählte er ihr vielleicht von seiner Beziehung zu Sunny. Sofern er eine Beziehung mit ihr gehabt hatte. Sie war damals ja erst vierzehn. Und sie wollte doch wissen, ob es stimmte, oder? Ja, das wollte sie. Sie sollte erwidern, dass sie nur antwortete, wenn er etwas über Sunny erzählte.
Sie räusperte sich und atmete tief durch. »Also, ehrlich gesagt, hatte ich bisher weder die Zeit noch den Nerv für einen Freund.«
Seine Brauen schnellten nach oben. »Was hast du dann die ganze Zeit getrieben? Nur für die Schule gelernt?«
»Es war eben noch nie der Richtige dabei.«
Liam lachte. »Der Richtige war noch nie dabei? Mann, wie willst du das denn herausfinden, wenn du keinem eine Chance gibst?«
Sie zuckte mit den Schultern.
Er legte seine Hand auf ihre. »Gibst du mir eine Chance?«, fragte er ernst.
Verdattert blinzelte sie. »Aber … ich … ich kenne dich doch gar nicht.«
»Na und? Das holen wir nach. Jeden Tag ein bisschen.« Seine
Weitere Kostenlose Bücher