Liebe, Sex und andere Katastrophen
Ihr fehlten die Worte.
»Eileen wartet. Und im Gegensatz zu dir tut sie das gern. Egal, in welcher Situation.«
Sie sah ihm nach, wie er lässig über den Schulhof schlenderte, als gäbe es nichts, was ihn bedrückte.
***
»Ich habe eine Idee«, verkündete Ina ein paar Tage später in der großen Pause.
Lauren musterte sie wenig begeistert und drehte einen Apfel in der Hand hin und her. Seit Tagen hatte sie keinen Appetit mehr, aber ihre Mutter bestand jeden Morgen darauf, dass sie etwas aß. Deshalb hatte sie heute einen Apfel eingepackt, den sie jetzt aber nicht hinunterbrachte.
»Hör zu. Also, dieser Typ von der Party ist ja für deinen Schlamassel verantwortlich, richtig?«
Lauren nickte.
»Gut. Dann gehen wir diesen Mistkerl besuchen und zwingen ihn, Ben alles zu erklären, schließlich hat er dich da reingeritten.«
»Abgesehen davon, dass das eine sehr miese Idee ist – wie soll ich ihn finden? Ich weiß ja nicht einmal, wie er heißt.«
»Erstens, die Idee ist super. Zweitens, wer hat die Party veranstaltet?«
»Keine Ahnung. Irgendein Freund von Ben …«
»Gut, okay, keine Panik. Nachdenken.« Ina kaute grübelnd auf ihrer Unterlippe herum. »Würdest du das Haus wiederfinden?«
»Ich denke schon.«
»Sehr gut. Dann fahren wir heute nach der Schule dorthin und beginnen mit unseren Nachforschungen.«
»Das ist doch nicht dein Ernst?«
»Klar. Ich weiß zwar nicht, wie weit wir kommen, aber du kannst den Typen ja beschreiben und …«
»Es gibt viele Kerle, die so aussehen. Es war nichts Besonderes an ihm.«
»Außer, dass er dir einen Höhepunkt beschert hat.« Ina hielt erschrocken die Luft an, als ihr klar wurde, was ihr da eben herausgerutscht war. »Tut mir leid. Ich … o Mann, Lauren, ich will, dass alles wieder in Ordnung kommt zwischen dir und Ben. Und ich will meine alte Lauren wieder zurück.«
Sie umarmten sich.
»Danke, dass du für mich da bist. Ohne dich hätte ich längst den Boden unter den Füßen verloren.«
»Das kriegen wir schon hin. Weißt du was? Wir schwänzen die letzte Stunde und fahren mit dem dreizehn Uhr Bus zu diesem Haus.«
»Aber … da haben wir Musikunterricht und müssen einen Test schreiben.«
»Ach was, wer braucht schon Musik? Scheiß drauf.«
***
Als sie aus dem Bus stiegen, wurde Lauren noch mulmiger zumute, als ihr ohnehin schon war, seit sie sich aus dem Schulgebäude geschlichen hatten und zur Bushaltestelle gelaufen waren.
»Wohin?«, fragte Ina ungeduldig und sah sich orientierungslos um.
»Warte! Ich glaube … in diese Richtung. Es war ein großes Haus mit einem angebauten Wintergarten. Und rund um das Grundstück wächst eine hohe Hecke.«
»Wow, klingt nach Geld.«
»So sah es auch innen aus. Viel Platz, viele Zimmer, viele Möbel, viele Bilder, ein riesiges Badezimmer … ja, hier entlang. Ich glaube, das da drüben ist es.«
»Wow, ein beeindruckendes Anwesen. Sag mal, kannst du dich nicht mit dem Gastgeber anfreunden? Vielleicht hat der noch einen Bruder oder so.« Ina kicherte, aber Lauren war absolut nicht nach Lachen zumute.
Je näher sie dem Haus kamen, desto langsamer wurden ihre Schritte. Das Gartentor stand offen.
Ina betrat das Grundstück ungeniert. »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind? Da auf dem Namensschild steht Maison. Was ist denn das für ein seltsamer Name?«
»Keine Ahnung. Lass uns einfach wieder gehen …«
»Nichts da!« Ina klingelte, bevor Lauren die Flucht ergreifen konnte.
»Und wenn ich ihn nicht gut genug beschreiben kann? Dann mache ich mich lächerlich. O Ina, ich hätte nicht auf dich hören sollen.«
»Papperlapapp!« Sie klingelte noch einmal, dann endlich wurden Schritte hinter der Tür laut. Lauren ballte nervös die Fäuste. Die Tür öffnete sich und … sie schnappte ungläubig nach Luft. Haselnussbraune Augen, dunkelbraunes, wuscheliges Haar, selbstgefälliges Grinsen … nein, o nein!
»Das ist ja eine Überraschung«, stieß der Typ verblüfft hervor und musterte Lauren von oben bis unten. Errötend versteckte sie sich hinter Ina.
»Das ist er«, flüsterte sie.
Ina starrte ihn perplex an und lächelte irritiert. »Wow … ich meine … du bist das also?«
»Ich bin wer?«, fragte er und schob lässig die Hände in die Hosentaschen.
»Du … also, du bist …«, stammelte Ina, offenbar überrascht, wie gut er aussah.
»Noel«, ergänzte er ungeduldig.
»Noel? Wo kommt der Name her?«
»Aus Frankreich. Und wie heißt du?«
Ȁh, Ina. Und Lauren
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