Liebe, Sex und andere Katastrophen
Bestürzung begann es in ihrem Bauch verdächtig zu kribbeln. »Du … du …«, stotterte sie, duckte sich unter seinem Arm hindurch und hob ihre Kleider auf. »Dreh dich um, ich will mich anziehen. Und spar dir deine bescheuerten Bemerkungen!« Zu ihrer Erleichterung gehorchte er. Schnell schlüpfte sie in ihre Sachen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Die Bettdecke ließ sie an Ort und Stelle am Boden liegen und ging, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, zur Tür.
»Hey, warte!«
Sie blieb mit dem Rücken zu ihm stehen.
»Ich werde es niemandem sagen, okay. Ich meine, das, was da zwischen uns passiert ist.«
Sie presste die Lippen zusammen und schluckte.
»Und noch was, auch wenn du es vielleicht nicht hören willst: Es war echt schön mit dir.«
Die Worte gaben ihr den Rest. Sie rannte aus dem Zimmer, vorbei an den glücklichen Pärchen und den betrunkenen Jungs, vorbei an den tanzenden Mädchen und vorbei an Ben, der ihr verwirrt nachsah, als sie hinaus auf den Parkplatz und über die Wiese lief, wo sie schluchzend zu Boden sank.
***
»Und du weißt nicht mal seinen Namen?«
»Nein.«
»Ist ja krass!«
Lauren schlenderte neben ihrer besten Freundin Ina über den Schulhof und sah sich suchend um. Es war noch früh an diesem Montagmorgen, zu früh, doch Lauren wollte Ben abpassen, um mit ihm zu reden. Nachdem sie ihm am Samstagabend schweren Herzens und voller Scham alles gebeichtet hatte, war er kommentarlos abgehauen und hatte sie allein in der Dunkelheit zurückgelassen. Es hatte ihn nicht interessiert, dass es ihr leidtat, dass sie es nicht erklären konnte, dass sie am Boden zerstört war. Eines von den wenigen noch nüchternen Mädchen hatte sie irgendwann nach Hause gefahren. Dort hatte sie lange geduscht und ihre Haut geschrubbt, bis sie ganz rot war, um alle seine Spuren zu entfernen. Danach hatte sie sich in ihr Bett verkrochen und bis in die Morgenstunden geheult. Am Sonntag hatte sie Ben angerufen, ihm eine SMS geschickt und versucht, ihn über Facebook, MSN und Skype zu erreichen, doch er hatte sie überall blockiert. War das zu fassen? Sie war sogar zu ihm nach Hause gefahren, doch seine Mutter hatte ihr mitgeteilt, dass er mit Eileen unterwegs war.
Ausgerechnet mit Eileen! Die hatte schon lange ein Auge auf ihn geworfen.
»Ich habe versucht, es Ben zu erklären, aber er hat nicht zugehört. Er war so außer sich … so habe ich ihn noch nie gesehen«, erzählte Lauren, worauf Ina ihr tröstend den Arm um die Schulter legte.
»O Mann, das tut mir so leid.«
Lauren nickte mit Tränen in den Augen. »Mir auch. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Heute Morgen hat er per SMS mit mir Schluss gemacht und gesagt, ich soll ins Bett hüpfen, mit wem ich will, nur nicht mit ihm.«
Ina schüttelte betroffen den Kopf und krauste die Stirn. Dabei rutschte ihr die Brille von der Nase. Automatisch schob sie sie mit dem Mittelfinger wieder an den richtigen Platz zurück. »Mann, das ist echt krass.«
Sie blieben am Treppenaufgang zum Schultor stehen. So konnten sie Ben gleich sehen, wenn er ankam.
»Ich will ja nicht in der Wunde bohren, aber, du hast wirklich keinen blassen Schimmer, wer der Typ ist?«
»Nein«, antwortete Lauren niedergeschlagen. »Ich weiß nur, dass ich ihn töten werde. Für das, was er mir angetan hat …«
»Hm. Aber, sorry, dass ich das frage, du hast vorhin gesagt, dass er zärtlich war und … dass du einen Orgasmus hattest.«
Lauren schnaubte verächtlich. »Ja! Aber ich habe mich doch nur fallen lassen, weil ich dachte, es wäre Ben! Wie konnte ich denn ahnen …«
»Das konntest du nicht. Es war dunkel. Ihr habt geflüstert. Du hast ihm gesagt, was Sache ist, er hat die Situation nicht aufgeklärt, sondern schamlos ausgenutzt. Dich trifft keine Schuld. Ben sollte das besser einsehen, sonst verpasse ich ihm einen Tritt in den Arsch!«
Lauren seufzte.
»Aber, sorry, dass ich da nachhake, wie … ich meine, wie bist du zum Orgasmus gekommen? Doch nicht einfach so, oder?«
»Ina!«
»Tut mir leid, aber das klingt so aufregend. Irgendwie beneide ich dich. Verrätst du es mir?«
»Ich fasse es nicht! Und so was nennt sich beste Freundin!«
»Das bin ich ja auch. Also …«
»Hörst du dann endlich mit deinem Verhör auf?«
»Versprochen.«
»Also gut, er hat mit seiner Hand nachgeholfen.«
Ina stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. »Was, das ist alles? Nichts Spektakuläres?«
»Tut mir leid, wenn ich dir nichts Besseres
Weitere Kostenlose Bücher