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Liebe, Stolz und Leidenschaft

Liebe, Stolz und Leidenschaft

Titel: Liebe, Stolz und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Geister der Vergangenheit waren ihm willkommener als seine eigenen Gedanken.

4. KAPITEL
    Sissy Bleaker, Jareds Sekretärin, riß den Hörer von der Gabel, noch .bevor das erste Läuten verklungen war. "Anwaltskanzlei MacKade, guten Tag." Es war Viertel vor fünf. In genau einer Stunde war sie mit einem tollen Mann verabredet, und ihr Chef war den ganzen Tag hindurch unausstehlich gewesen. "Oh ja, hallo, Mr. Brill ... Nein, Mr. MacKade ist in einer Besprechung."
    Sissy unterdrückte einen wenig damenhaften Ausdruck, als die Kanzleitür aufging.
    Wie zum Teufel sollte sie in einer Stunde unwiderstehlich sexy aussehen, wenn sie nicht aus dem Büro wegkam?
    "Ich richte ihm gern etwas aus." Als sie nach dem Notizblock griff, hob sie den Kopf.
    Und kam zu dem Ergebnis, daß selbst wenn sie eine ganze Woche Zeit hätte, sie nicht annähernd so erotisch aussehen würde wie die Frau, die gerade die Kanzlei betreten hatte.
    Savannah fühlte sich äußerst unwohl. Sie hatte sich nur widerwillig umgezogen und trug statt der üblichen Jeans mit T-Shirt eine Bundfaltenhose und über einer Bluse eine Jacke. Bei Behördengängen und ähnlich unangenehmen Anlässen hatte sie stets das Gefühl, sich verkleiden zu müssen.
    Und das hier war ein höchst unangenehmer Anlaß. Das Büro, in dem sie jetzt stand, war alles andere als einladend. Die hübschen Pflanzen und pastellfarbenen Bilder an den mattweißen Wänden täuschten nicht darüber hinweg, daß an diesem Ort Paragraphen regierten. Der Teppichboden war grau, und die darauf abgestimmten Stühle im Wartebereich wirkten äußerst unbequem.
    Ob im Sozialamt, im Direktorat einer Schule oder vor dem Schalter im Arbeitsamt, noch nie hatte sie eine Behörde erlebt, in der die Besucher sich willkommen fühlen konnten. Trotzdem hatte sie nicht erwartet, daß Jared MacKade seine Anwaltskanzlei so kalt und unpersönlich einrichten würde.
    Die Sekretärin hinter dem eleganten Empfangstresen war jung, dynamisch und, da war Savannah sicher, schrecklich fleißig. Das kurze Lächeln, mit dem sie begrüßt worden war, verriet keinerlei Neugier und war nicht zu kühl und nicht zu warm.
    Savannah konnte nicht wissen, daß Sissy vor Neid fast erblaßt war.
    "Ja, Mr. Brill, ich werde dafür sorgen, daß er Ihre Nachricht erhält. Gern geschehen.
    Auf Wiederhören." Während Sissy auflegte und sich ihr professionellstes Lächeln abrang, fragte sie sich, woher die rätselhafte Besucherin diese todschicke Jacke mit dem lockeren Schnitt und den verwegenen Farben haben mochte.
    "Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?"
    "Ich möchte Mr. MacKade sprechen."
    "Haben Sie einen Termin?" Sissy wußte natürlich, daß die Frau keinen hatte. Jareds Terminkalender war in ihrem Gedächtnis gleich neben ihrem eigenen abgespeichert.
    "Nein, ich ..." Oh, wie Savannah das hier haßte. "Ich war in der Stadt und da dachte ich mir, ich versuche es einfach mal."
    "Ich fürchte, Mr. MacKade ist in einer Besprechung, Ms. ..."
    "Morningstar." Natürlich ist er in einer Besprechung, dachte Savannah. Ein Anwalt war entweder auf dem Golfplatz oder in einer Besprechung. "Dann möchte ich eine Nachricht hinterlassen."
    Der Name Morningstar ließ in Sissys Kopf alle möglichen Sirenen ertönen. Sie hatte ihn am Vormittag oft genug schreiben müssen, während Jared mit finsterem Gesicht einen betont förmlichen Brief diktierte.
    "Aber gern. Falls es persönlich ist, können Sie es aufschreiben, und ich werde ...
    Oh." Sissy strahlte ihr Telefon an. "Mr. MacKade hat gerade seine Konferenzschaltung beendet, wie ich sehe. Ich frage nach, ob er sie außer der Reihe empfangen kann."
    "Gut." Savannah drehte sich um und ging vor dem Tresen rastlos auf und ab.
    Sissy fand sich damit ab, daß sie mindestens zehn Zentimeter wachsen und an den richtigen Stellen rundlicher werden müßte, wenn sie sich einen so beeindruckenden Gang zulegen wollte.
    "Mr. MacKade, hier ist eine Ms. Morningstar, die Sie sprechen möchte, falls Sie einen Moment erübrigen könnten ... Ja, Sir, sie ist hier bei mir ... Ja, Sir." Ohne die Lippen auch nur zur Andeutung eines Lächelns zu verziehen, legte Sissy auf. "Er wird Sie jetzt empfangen, Ms. Morningstar. Dort die Treppe hinauf und dann nach links. Die erste Tür."
    "Danke." Savannah ging zur Treppe, legte eine Hand auf das makellos weiße Geländer und stieg die schmale n Stufen hinauf.
    Bestimmt war das hier einmal ein Stadthaus gewesen, dachte sie. Oder eine Wohnung über zwei Etagen. Es war zwar nicht

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