Liebe, Stolz und Leidenschaft
hinunter, ohne sich noch einmal umzudrehen.
11. KAPITEL
Jared kaufte Blumen. Er war nicht sicher, ob er es tat, um sich zu entschuldigen, oder einfach nur, weil er es sich angewöhnt hatte. Ein oder zweimal in der Woche brachte er Savannah welche mit, weil sie ihn immer so überrascht und erfreut ansah, wenn er mit dem Strauß hereinkam.
Er wollte nicht, daß sie die bunten Frühlingsboten als Geste der Entschuldigung deutete, denn er fand nicht, daß er alles falsch gemacht habe. Technisch gesehen, hatte er keine Frage gestellt, sondern nur eine leise Anspielung gemacht. Und warum, verdammt noch mal, sollte er sie nicht fragen dürfen, ob es da jemanden gebe, an den sie hin und wieder noch dachte?
Er wollte mehr über sie wissen, über das Wer und Was und Wie ihrer Vergangenheit.
Er wollte nicht nur die Bruchstücke hören, die sie ab und zu von sich gab, sondern das ganze Bild haben.
Natürlich hatte er dafür einen äußerst schlechten Zeitpunkt gewählt. Das gestand er sich ein. Er gestand sich auch ein, wie sehr es ihn ärgerte, daß sie ihn so mühelos durchschaut hatte. Aber letzten Endes hatte er ein Recht, sie zu fragen. Genau darüber würden sie an diesem Abend ein ruhiges und vernünftiges Gespräch führen.
Vielleicht lag es an dieser Erwartung, daß Zorn in ihm aufstieg, als er in die Einfahrt einbog und ihren Wagen nicht am Blockhaus stehen sah.
Wo zum Teufel steckte Savannah? Es war schon nach sechs. Er stand neben seinem Wagen und schaute sich mit gerunzelter Stirn um. Der Regen hatte den halbvertrockneten Blumen am Hang neues Leben und frische Farbe eingehaucht.
Die Azaleen, die Savannah gepflanzt hatte, hatten im Sturm zwar die meisten Blüten verloren, aber dafür glänzten die Blätter in sattem Grün.
Er erinnerte sich an den Tag, an dem er Savannah zum erstenmal gesehen hatte, mit Händen voller Erde, umgeben von Blumentöpfen, vor sich den felsigen, jahrelang vernachlässigten Hang.
Sie verändert etwas, dachte er jetzt. Die Wurzeln, die sie hier schlagen wollte, wuchsen zwar noch nicht in die Tiefe, aber sie waren in der Erde. Jared wollte glauben, daß sie hier ihre Heimat gefunden hatte und sich wohl fühlte inmitten des Rasens, den sie selbst mähte, der bunten Blumen, die sie gewissenhaft pflegte, und der Wälder, die ihnen beiden so viel bedeuteten.
Er sah Bryans Rad am Weg und eine Schubkarre voller Mulch an der Veranda stehen. Auf dem Rasen war eine leuchtend rote Frisbeescheibe gelandet.
Kleinigkeiten, dachte Jared. Kleinigkeiten, die ein Zuhause ausmachen.
Und plötzlich wurde ihm schlagartig bewußt, daß er sich wünschte, dieses Blockhaus, dieser Garten wäre auch sein Zuhause. Er sehnte sich danach, nicht nur nach einem Ort, wo er einige Sachen aufbewahrte, weil er dort übernachtete. Nein, nach einem Zuhause.
Und Savannah sollte nicht nur die Frau sein, die er liebte und mit der er schlief.
Er hatte als Ehemann versagt und war sicher, so sicher gewesen, daß er ein solches Wagnis nie wieder eingehen würde. Nie wieder hatte er ein so persönliches und zugleich so öffentliches Scheitern erleben wollen. Hatte er sich nicht fest vorgenommen, nicht mehr an die Zukunft zu denken und mit dem zufrieden zu sein, was sich ihm bot?
Vermutlich hatte er sich etwas vorgemacht, denn er war mit dem, was er hatte, nicht zufrieden gewesen. Er hatte nach mehr verlangt. Das war auch der Grund gewesen, warum er Savannah bedrängt hatte. Er hatte wissen wollen, wer sie war, was sie durchgemacht hatte. Und jedesmal, wenn sie ihm die Antwort verweigerte, litten sein Herz und sein Stolz.
Jared wollte, daß Savannah ihm Vertrauen schenkte, daß sie alles mit ihm teilte, was sie erlebt hatte und noch erleben würde. Er wollte, daß sie zu ihm kam, wenn sie Hilfe brauchte oder traurig war. Und wenn sie glücklich war.
Was er eigentlich wollte, wurde ihm jetzt klar, und er mußte tief Luft holen. Er wollte, daß Savannah Morningstar ihn heiratete, von ihm Kinder bekam und mit ihm zusammen alt wurde.
Er blieb bei Bryans Rad stehen und legte eine Hand auf den Sattel. Er wollte auch den Jungen. Auch das war eine vollkommen neue und äußerst aufschlußreiche Erkenntnis. Er wollte, daß Bryan nicht nur Savannahs, sondern ihr gemeinsamer Sohn war. Er wollte ihm bei den Hausaufgaben helfen, mit ihm Baseball trainieren und ihm beim Match von der Tribüne zujubeln. Jared wurde klar, wie sehr er sich an all diese Dinge gewöhnt ha tte und sich auf sie freute. Auf das strahlende Lächeln, den
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