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Liebe Unbekannte (German Edition)

Liebe Unbekannte (German Edition)

Titel: Liebe Unbekannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: István Kemény
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Thema schwieg. Onkel Jónás war der Parteisekretär des Nyéker Volkseigenen Gutes. Ich bemerkte, wie Vater sich anschickte, das Thema endlich anzuschneiden. Wahrscheinlich hatte ihm der blöde Streit, den er an diesem Tag mit Onkel Lajos gehabt hatte, bewusst gemacht, dass es höchste Zeit dafür war.
    Zunächst schenkte er den beiden noch ein Gläschen Obstler ein. Er hatte noch welchen. Er selbst mochte keinen Alkohol, aber das schadete seinem Ansehen nicht. Onkel Jónás und Pali wussten, dass Vater zu dieser Uhrzeit wegen seiner Arbeit ohnehin nicht mehr trinken durfte.
    Im Wohnzimmer ging es um Erikas Zukunft. Vater irritierte diese Diskussion, ich sah, wie er sich bei manchem Satz, den er aufschnappte, auf die Lippen biss. Im Zimmer lief zwar der Fernseher, ziemlich laut gestellt, dennoch hörten wir, wie Gerda ihre Schwester anfuhr:
    „Wenigstens du solltest mit deinem Leben etwas anfangen.“
    Danach gleich Erikas Stimme:
    „Bist du verrückt geworden? Sei etwas leiser.“
    In dem Moment sprang Vater beinah auf, um ins Wohnzimmer zu rennen und Gerda zu fragen, was sie darunter verstehe, dass
wenigstens
Erika etwas mit ihrem Leben anfangen solle. Sei das etwa eine Anspielung auf ihn? Aber er wollte vor den beiden keinen Familienzwist entfachen, und jemand (wahrscheinlich Gerda) legte in dem Augenblick auch noch eine Schallplatte auf, um ungestörte Streitbedingungen zu sichern.
    „Drei Frauen zusammen, das muss ich euch nicht erklären“, sagte er. „Zum Wohl!“
    Sie stießen an.
    „Und was den Jungen betrifft“, sagte Vater als Begründung für seine Unbeugsamkeit Vadda gegenüber, „ich habe eigentlich nichts gegen ihn. Käme er nur nicht so nach seinem Vater.“
    „Stimmt“, sagte Pali Wampe. „Er ist genau wie sein Vater.“
    Er wusste, wovon er sprach. Er hatte Vaddas Vater, der seit zwanzig Jahren in Detroit lebte, noch gekannt. Pali Wampe war der Einzige in der Küche, der aus Nyék stammte. Gerda hatte einmal bösartig gesagt, seine Vorfahren seien direkt aus dem Neandertal nach Nyék gekommen und hätten das Dorf seitdem nie verlassen. Solange wir nicht wussten, dass er Pali heißt, nannten wir ihn
Homo nyékensis
. Onkel Jónás grinste zweideutig.
    „Na, und wie seine Mutter. Unter uns gesagt.“
    Vater bedeutete Onkel Jónás mit einem Lächeln, dass er ihn verstand: Ja, die Frau Doktor war auch nicht ohne. Auch Pali Wampe nickte eifrig, als hätte er einiges zu dem Thema beizusteuern. Er hob sogar den Finger, als wolle er an dieser Stelle etwas sagen. Onkel Jónás, der von der Frau Doktor mehrere Male einen Korb bekommen hatte, und Vater, der der Frau Doktor einmal einen Korb gegeben hatte, und zwar ein für allemal, sahen sich verdutzt an: Ach, so?!
    „Was es nicht alles gibt, Palkó. Komm schon, erzähl“, foppte ihn Onkel Jónás und zwinkerte Vater zu. „Sag bloß, es gibt eine Liebelei zwischen euch?“
    „Ein anderes Mal, Pali“, unterbrach ihn Vater und deutete auf mich, um ihn darauf hinzuweisen, dass ich ja doch ein Kind war. „Einigen wir uns darauf, dass die ganze Sippe ziemlich leichtsinnig ist. Gelinde gesagt. Und das merkt man dem Tibi an. Weibliche Erziehung. Seine Mutter war nicht streng genug mit ihm. Aber, wie gesagt, ich kann den Jungen gut leiden, nur macht Erika ja erst nächstes Jahr das Abitur. Sie hat noch viel Zeit, sich jemanden zu suchen.“
    „Die Jugend von heute nimmt das doch alles viel lockerer“, sagte Onkel Jónás. „Sollen sie doch ihren Spaß haben.“
    „Aber nicht mit meiner Tochter“, erwiderte Vater, womit das Thema für ihn beendet war.
    Pali Wampe grinste.
    Und jetzt steuerte Vater das Thema des Speicherkraftwerks von Rácalmás an.
    „Sag mal, Jónás, wann warst du das letzte Mal angeln?“, fragte er. Das war eine gewagte Frage, ich erschrak auch ziemlich, denn normalerweise ging Vater so heikle Themen vorsichtiger an: Ich dachte, er wolle gleich auf die Donau zu sprechen kommen. Mich warnte er stets davor überstürzt zu handeln. Als ich kleiner war, hatte ich meine Eltern öfter in unangenehme Situationen gebracht, weil ich vor Fremden Familienangelegenheiten ausplauderte, aber inzwischen war mir die Vorsicht ins Blut übergegangen. Deshalb befürchtete ich für einen Moment, Vater sei vielleicht nicht vorsichtig genug gewesen, dann wurde mir jedoch klar, dass ich keinen Grund zur Sorge hatte: Er sprach zunächst nicht von der Donau, sondern nur vom Fischteich.
    „Also beim Fischteich … letzten Herbst“, sagte Onkel

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