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Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
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mit denen es festgemacht war, und schleifte es hundert Meter weit weg. Als sie am Morgen ihre Klappe aufzog und in die Sonne trat, stolperte sie über die Spannschnur des Nickellschen Zeltes, das in der Dunkelheit irgendwie hinterhergekommen war und sich ihrem angeschmiegt hatte.
    »Franz«, sagte Bec beim Frühstück, während sie in den Müsliriegel biss, »haben Sie gemerkt, dass Ihr Zelt in der Nacht auf Wanderschaft gegangen ist?«
    Franz schüttelte den Kopf und sah Ruth an. »Sicherheit geht vor, Rebecca«, sagte Ruth. »Wetten, wir finden heute diesen Fiebervogel?«
    In den Bergen wurde Bec durchnässt, gedünstet und gestochen. Sie sagte sich, dass ihr Vater Schlimmeres durchgemacht hatte. Nachts stopfte sie sich Watte in die Ohren, und am Morgen, wenn es kühl war und sie die aufgehende Sonne zwischen den Baumstämmen schleichen sah wie ein Jäger, wenn die Luft von Gesang zirpte und keckerte und pfiff, war sie dankbar und froh, am Leben zu sein. Manchmal, wenn der Regen auf die Zeltplane trommelte, erinnerte sie sich an eine lang zurückliegende Episode mit Alex, einem Freund ihres Bruders, der sich anscheinend einmal in sie verliebt und dann aufgegeben hatte.
    Sie erklommen Höhen und stiegen in abgeschiedene Täler hinab, sie stachen Unmengen von Urwaldvögeln, deren buntes Gefieder von den verschiedensten Vogelkrankheiten entstellt war, Nadeln in den Hals und erforschten ihr Blut, ohne etwas Neues zu finden. Bec nahm Hunderten von Papuas Blut ab und fand darin keinerlei fremdartige Parasiten. Keiner der Einheimischen gab Immunität gegen Malaria an, jedenfalls nicht über die Resistenz hinaus, die sie durch Erkrankungen in der Kindheit aufgebaut hatten. Es gab keine Spur von dem japanischen Stützpunkt, weder im Wald noch in den Erinnerungen der Bergbewohner. Franz strich infrage kommende Vogelarten und Gebiete auf seiner Karte, und Ruth schloss diesen oder jenen Blutsauger aus. »Der Kreis wird enger«, sagte sie.
    Nach sechs Wochen unterbrachen sie die Feldforschung zum ersten Mal. Bec nahm Pete in den Slum mit und fragte die Bewohner, woher sie gekommen waren und warum sie sich kranke Vögel als Haustiere hielten. Anscheinend hatten die meisten von ihnen chronische Sehstörungen. Sie suchte die städtische Klinik auf und unterhielt sich mit dem Arzt. Sie wollte sich gerade dazu aufraffen, Ruth um ihre Begleitung zu bitten, wenn sie loszog, um von den Siedlern und ihren Vögeln Blutproben zu nehmen, als diese ihr mitteilte, sie müsse eine Zeit lang in die Staaten zurückkehren. Ihrem Sohn werde ein Bewährungsverstoß vorgeworfen, sagte sie, irgendein Quatsch wegen Fahren unter Drogen.
    »Sie und Franz werden mich ersetzen müssen«, sagte sie. »Sie gruseln sich nicht vor Insekten, oder?« Sie legte die Hand an Becs Wange und streichelte sie mit dem Daumen. Eine Träne fiel ihr aus dem Auge. »So gescheit, so hübsch.«
    »Mit wem soll ich ohne Sie reden?«, sagte Bec, ihrerseits den Tränen nahe.
    »Ach, ich weiß, es wird schwer werden«, sagte Ruth. »Mein Mann hat so viel Charisma und so viel Charme. Widerstehen Sie der Versuchung, ja? Um meinetwillen? Wenn der Drang kommt, sich ihm hinzugeben, sagen Sie sich einfach: Er ist Ruths Mann, Ruths Mann.«
    Am nächsten Tag fuhr Ruth Franz und Bec an den Ausgangspunkt des Pfades, der sie in die Berge führen sollte. Pete und die Träger sollten in einem anderen Auto nachkommen, doch der Motor versagte. Ruth umarmte Bec und ihren Mann und kehrte um. Sie hatte vor, mindestens einen Monat fortzubleiben. Sobald sie außer Sicht war, wandte Franz sich Bec zu und grinste. Seine Augen leuchteten.
    »Wir warten nicht auf die andern, ja?«, sagte er. »Was für ein herrlicher Tag zum Wandern.«
    »Wo ist Franz?«, sagte Bec. »Wie sind Sie in seinen Körper gekommen?«
    Franz lachte und setzte sich in Bewegung. »Sie wissen nicht, was Eifersucht ist, solange Sie Ruth nicht erlebt haben, wenn ein anderes Weibchen auf dem Balzplatz erscheint.«
    »Ich bin kein anderes Weibchen«, sagte Bec keuchend, wäh rend sie ihren schweren Rucksack hinter ihm herschleifte.
    »Alle Frauen sind Rivalen«, sagte Franz.
    Sie stapften den schlammigen Pfad hinauf, der mit Steinen gespickt und von bemoosten Baumwurzeln zerfurcht war. Von schwelendem Ärger angefressen, ignorierte Bec die munteren Bemerkungen und Komplimente, die der neue Franz ihr zu ihrer Arbeit machte, mit der er, wie sie erfuhr, bestens vertraut war. Doch als sie auf der Wiese, wo sie in Becs erster Nacht in

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