Liebe und andere Parasiten
dass sie sich mit einer unbekannten Haemoproteus-Art infiziert hatte; dass der Parasit in ein Ruhestadium eingetreten und ein Hypnozoit geworden war. Die Ärzte rieten ihr zu Medikamenten, die den Erreger aus ihrem System schwemmten. Sie lehnte ab.
Bec schickte Einzelheiten ihres Fundes an diverse Kommissionen, und eines Tages bekam sie eine E-Mail mit der letzten Bestätigung, die ihr noch gefehlt hatte. Sie rief ihre Mutter an und erzählte ihr, dass sie eine neue Spezies entdeckt hatte.
»Das ist ja wunderbar, Schatz«, sagte ihre Mutter. »Wie sieht sie aus?«
»Man kann sie mit bloßem Auge nicht erkennen«, sagte Bec.
»Oh.«
»Man braucht dazu ein Mikroskop.«
»Vorige Woche habe ich eine Doku über Papua-Neuguinea gesehen. Sie haben dort ein neues Baumkänguru entdeckt. Es war so süß. Es hatte eine Frucht in den Pfoten und war dabei, sie zu fressen, wie ein kleiner Junge einen Apfel. Vielleicht findest du ja mal so etwas.«
»Ich habe sie nach Dad benannt«, sagte Bec. »Die Spezies wird Haemoproteus gregi heißen.«
»Wie?«
»Haemoproteus gregi. Von Greg. Wie Dad.«
»Dein Vater hat sich im Grunde nur für Hunde und Pferde interessiert. Und Fische wohl auch.«
Bec biss sich auf die Lippe. »Eine neue invasive Parasitenart findet man nicht jeden Tag«, sagte sie.
»Du hast einen Parasiten nach deinem Vater benannt?«, sagte ihre Mutter. »Wie konntest du so was tun?«
Bec hatte aufgehört, Malaria-Tabletten zu nehmen, und ließ Hand- und Fußgelenke und ihren Hals am Abend unbedeckt. Die Mücken labten sich an ihr, und sie bekam keine Malaria.
Als Bec nach London zurückkehrte, wusste das Centre nicht so recht, was es mit ihr anfangen sollte. Es verschaffte ihr Gelder, einen wichtig klingenden Titel und ein eigenes Labor, machte ihr jedoch klar, dass es sie nicht dabei unterstützen konnte, gesunde Menschen – kleine Kinder! – mit einem lebenden Parasiten zu infizieren, um einen anderen abzuwehren. Um zu demonstrieren, wie wirksam Haemoproteus gregi war, setzte Bec sich in das sichere, fensterlose Insektarium des Centre und ließ sich von der tückischeren afrikanischen Version der Malaria-Mücken stechen. Sie bekam davon lediglich eine laufende Nase, aber erregte den Zorn von Maddie, der Leiterin des Instituts.
»Seien Sie froh, dass Sie nicht in Quarantäne sind«, schimpfte Maddie. »Sie haben keine Ahnung, wozu dieses Ding imstande ist.«
»Die Malaria auszurotten«, sagte Bec.
»Schauen Sie sich Ihre Augen an.«
»Sie werden ab und zu ein bisschen trübe. Das ist gar nichts.«
Maddie erklärte ihr, es sei ethisch, politisch und medizinisch nicht zu vertreten, und so war Bec gezwungen, einen anderen Weg einzuschlagen und einen Impfstoff aus sorgfältig getöteten Parasiten herzustellen. Dieser Stoff war es, den ihre Gruppe sechs Jahre später in Afrika testete. Er wirkte so halb, aber das tat vieles.
Bec hatte Val kennengelernt, nachdem die Zeitung, die er leitete, sie zu ihrer Malaria-Arbeit interviewt hatte. Sie war von dem Artikel geschmeichelt, den der Reporter über sie und ihre Gruppe schrieb; die Fakten stimmten einigermaßen, auch wenn er die möglichen Erfolge und die Zahl der Leben, die sie vermutlich retten konnten, übertrieben hatte. Sie gefiel sich auf dem Foto. Die lächelnde Bec auf dem Bild wirkte wie ein Zwilling von ihr, flotter und hübscher, als Bec es jemals werden konnte, und gern bereit, der Schwester ein wenig zu helfen.
Sie kaufte sich die gedruckte Ausgabe, und während sie auf der Suche nach dem Bericht die Seiten umschlug, überflog sie die anderen Artikel. Sie gaben ihr das Gefühl, in einem Raum mit lauter verbitterten, verängstigten Leuten zu sein, die der Meinung waren, die Welt habe sich vor Langem schon in eine Hölle verwandelt und irgendwer anders sei daran schuld.
Als sie eine Einladung zu Vals »Best of Britain«-Party erhielt, ging sie hin. Sie mochte Partys; sie waren wie ein Leben in klein. Und als Val sie fragte, ob sie mit ihm essen gehen wolle, fand sie den Kontrast zwischen seiner Nervosität ihr gegenüber und der Nervosität seiner Journalisten ihm gegenüber prickelnd. Ja zu sagen schien das Risiko einer anderen Frau zu sein, etwas, das die Bec auf dem Bild machen und nicht bereuen würde. Es fiel ihr leicht, mit ihm etwas anzufangen und mit ihm zu schlafen, denn sie kam gar nicht auf den Gedanken, es könnte etwas Festes werden, und stellte sich vor, die Sache ließe sich eines Tages in einer beiderseits schmerzlosen Umkehrung
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