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Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
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ihres Zusammengehens wieder zurückspulen.
    Val fuhr mit ihr an spektakuläre Orte: ein Hotel auf einer Insel in einem See in Italien, wo in dem ebenerdigen steinernen Bassin in ihren Zimmern Rosenblüten schwammen; ein Landhaus in Schottland im Besitz eines Lords, mit dem Val befreundet war; das British Museum am Abend, von irgendeinem Zillionär für einen Ball gemietet und mit goldenem und rotem seidenem Organza geschmückt. Es gefiel ihr, die Hand aus dem Bassin zu heben und die weichen roten Blütenblätter darauf zu sehen, sie staunte mit offenem Mund über das viele Gold und Rot, und das Haus des Lords stand voll mit knorrigen Artefakten aus Walnuss, Eiche und Messing, die man anfassen konnte. Doch sie lernte den Krösus nicht kennen, mochte den Lord nicht leiden und fühlte sich in dem Inselhotel von den reichen Gästen verunsichert, die es zu bedauern schienen, dass sie das Maß ihres Hochgenusses nicht aufs Komma genau in ihrem Lächeln abzubilden vermochten. Val arrangierte diese Schaueinlagen für ihren Geschmack zu dicht hintereinander, ein protziges Wochenende jagte das nächste. Sie hatte das Gefühl, hastig ein Programm absolvieren zu müssen. Wenn Freunde die Vergnügungen, die Val sich für sie ausdachte, mit Vokabeln wie »glamourös« und »romantisch« belegten, verspürte sie einen Groll gegen ihn.
    Seit sie mit Val zusammen war, zog sie sich schicker an und fühlte sich so ähnlich wie als kleines Mädchen, wenn sie zum Spaß mit dem Barett ihres Vaters oder in einem alten Minirock ihrer Mutter posiert hatte. Als sie sich eines Morgens im Haus des Lords in grüne Schaftstiefel, einen weißen Aran-Pullover, einen Tweedrock und eine gewachste grüne Jacke mit Kordkragen geworfen hatte, dazu eine kleine Kunstperlenkette, hatten ihre Gastgeber nicht erstaunt geguckt und sie nicht ausgelacht, obwohl die Nichte des Lords fast genauso gekleidet war, nur dass ihre Perlen vermutlich nicht neun Pfund neunundneunzig gekostet hatten.
    Es wäre Bec lieber gewesen, Val hätte ihr zu der gelungenen Verkleidung gratuliert, statt ihr zu sagen, sie sehe umwerfend aus. Auf einer Gartenparty fand Bec, dass sie mit Abendhandschuhen, breitkrempigem Hut, um Taille und Unterarme geschlungenem hauchdünnem Schal und einer lächerlichen kleinen Satin-Clutch zu viel des Guten getan hatte. Das Ultraweiß ihres Kleides, die Plisseefalten, die A-Form! Aber Val und die anderen Gäste hatten ihr erklärt, sie sehe so und so aus, eines von diesen Wörtern, und sie war nicht die einzige Frau gewesen, die zur Gartenparty mit langen Handschuhen erschien. Auch Val war entsprechend herausgeputzt gewesen, im stilechten weißen Leinenanzug. Er war die perfekte Imitation eines imaginären früheren Archetyps. Entzückt von seiner Mimikry eines reichen älteren Amerikaners, der in London auf leger machte – dunkelblauer Blazer, hellblaues Hemd, Kakihose, Halbschuhe –, hatte sie ihm einmal erklärt, dass sein Kostüm ihr gefiel, ohne jedoch von ihm verstanden zu werden. »Was für ein Kostüm?«, hatte er gesagt.
    Nachdem sie seinen Ring angenommen hatte, hatte er sie vor einem eleganten Dinner von Kopf bis Fuß gemustert und gesagt: »Celia wäre stolz auf dich.« Bec fragte sich mittlerweile, ob er sie weniger als Ersatz für seine Frau heiraten wollte, als um der Toten seine Reverenz zu erweisen. Wie seltsam, dachte Bec, dass sie und Val sich in so verschiedene Richtungen bewegt hatten, trotz ihrer Nähe: Während sie seine Gesellschaft als willkommene Abwechslung vom Labor genossen und sich gern in dem Gefühl gewiegt hatte, dass sie ihm half, über Celias Tod hinwegzukommen, war er auf eine passende Partnerin aus gewesen, eine Frau, die in einem Partykleid etwas hermachte, von ihrem Vater einen gewissen patriotischen Nimbus geerbt hatte und es offenbar in der Welt zu etwas brachte.
    Sie hatte einfach nicht richtig aufgepasst. Er war kein Kirchgänger, aber ihr blieb verborgen, was für Unterredungen er mit Gott führte, wenn er allabendlich am Bett niederkniete, die Hände faltete, die Stirn auf die Daumenknöchel legte und ein, zwei Minuten schwieg. Sie hatte ihn danach gefragt. »Ich bete nur«, war seine Antwort. Es schien ihn in keiner Weise zu hemmen, wenn er zu ihr ins Bett kam.
    Der Tod ihres Vaters, als sie neun war, und der Tod ihrer Liebe zu Joel, als sie sechsundzwanzig war, waren ihr jetzt mit dreiunddreißig immer noch präsent, weil beide die Struktur ihres Seelenlebens grundlegend verändert hatten. Die

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