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Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
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und weil ich dich gern glücklich machen wollte. Ich habe zum Heiraten Ja gesagt, weil ich Angst bekam, als du deinen Ring aus der Tasche zogst mit dem ganzen Gewicht, das daran hängt.«
    »Du hast Mitleid mit mir gehabt.«
    »Wie du es sagst, klingt Mitleid wie ein Schlag ins Gesicht.«
    »Das wäre besser gewesen«, sagte Val.
    »Ja, das sehe ich ein«, sagte Bec. »Du hast nie von Liebe gesprochen. Es hat mir gefallen, dass du nicht mit dem Wort um dich geworfen hast, wie so viele es tun. Aber weil du mir nicht gesagt hast, dass du mich liebst, vielleicht habe ich deshalb geglaubt, es wäre in Ordnung, wenn ich dich nicht liebe.«
    Mit Vals Gesicht geschah eine Veränderung. Seine Gesichtsmuskeln spannten sich, sein Blick wurde hart, und sein Mund verzog sich hasserfüllt.
    »Du bist wirklich eine moderne Engländerin, was?«, sagte er mit barscher, fremder Stimme. »Eine Atheistin, die von Liebe faselt, eine Hedonistin, die mit ihren guten Werken unter den Armen angibt, eine arrogante Intellektuelle, die meint, die Wissenschaft hätte für alles eine Lösung, eine, die keine Ahnung hat vom Leben einfacher, anständiger, hart arbeitender Menschen. Du ziehst von einer Party zur andern, von einem Mann zum andern, ohne einen Gedanken an Familie, Treue, Bindung. Wie viele Männer hast du gehabt? Zwanzig? Fünfzig? Wie viele kommen noch? Eines Tages wirst du trocken und allein aufwachen und dich fragen, warum dein Haus so still ist, warum keine Kinder da sind.« Er trank einen großen Schluck Wasser, und das Glas vor dem Mund verstärkte noch den Eindruck seiner vorstehenden Augen und der Wut, die von ihm Besitz ergriffen hatte.
    Der Schock, den seine Worte ihr versetzten, mobilisierten Becs Lebensgeister zum Widerstand, als ob sie plötzlich um ihr Leben kämpfen müsste, und sosehr ihr Blut toste und ihr Herz hämmerte, war ihr Verstand klar. »Du hättest mich bitten können, dich zu heiraten, bevor du die Hand zwischen meine Beine geschoben hast«, sagte sie. »Du hättest mich bitten können, dich zu heiraten, bevor du mich geküsst hast. Du redest, als ob es Regeln gäbe, nach denen ich zu leben hätte, aber wenn es welche gibt, dann kennst du sie so wenig wie ich. Ich wünschte, es gäbe so was wie ein moralisches Fundament, auf dem ich stehen oder das ich in die Luft sprengen könnte, wenn es mir nicht gefällt, aber es gibt keines.«
    Vals Augen wurden weicher, und er entspannte sich, als hätte der Dämon, der ihn besessen hatte, seinen Körper verlassen und die bewusste Erinnerung an die Äußerungen mitgenommen, zu denen er seinen Wirt gerade veranlasst hatte. »Das kann es geben, Liebes«, sagte er. »Werde meine Frau, die Mutter meiner Kinder, und du kannst auf diesem moralischen Fundament stehen: Tradition, Recht und Gesetz, die Zehn Gebote.«
    Er hatte noch nicht ausgeredet, da war Bec schon dabei, sich zu erheben. »Ich bin nicht die Richtige«, sagte sie. Sie hielt ihm die Hand zum Abschied hin. Er rührte sich nicht. Sie sagte: »Leb wohl. Es tut mir leid, dass ich so einen schweren Fehler begangen habe.«
    16
    Einen Monat später lud Val Ritchie in sein Büro zum Mittagessen ein. Im Fahrstuhl nach oben bedauerte es Ritchie, dass er niemanden mitgenommen hatte. Er schob sich das Ansteckschild für Besucher in die Jacketttasche. Man stellte sein Team danach zusammen, gegen wen man antreten musste, dachte er. Manchmal war es besser, man stellte sich allein; man strahlte Vertrauen und Selbstbewusstsein aus. Doch es gab Situationen, da wollte man jemanden an der Seite haben; dabei war nicht wichtig, was der Partner machte. Wenn er sich mit einem gerissenen Kerl treffen musste, den er nicht leiden konnte, und sich nicht sicher war, worüber sie reden würden, dann hatte Ritchie manchmal ganz gern einen zweiten Körper auf seiner Seite des Tisches, einfach als verstärkende Masse.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich, und eine Frau empfing ihn. Sie lächelte und ging zügig über den Flur voraus. Ihre Schritte machten hier auf dem dicken Teppichboden der Vorstandsetage keine Geräusche. Das Gebäude war ein Stahl-, Beton- und Glasturm aus den Achtzigerjahren, aber in diesem Stockwerk waren die Wände mit alter Eiche getäfelt und mit Gemälden behängt, die – wen darstellten? Frühere Herausgeber? Solange es nicht darum ging, Bec zu einem Sinneswandel zu bewegen, dachte Ritchie, konnte nichts schiefgehen; irgendwas würde schon dabei herausspringen.
    »Bitte sehr«, sagte seine Empfangsdame und öffnete

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