Liebe und Gymnastik - Roman
wiederhole noch einmal: Informieren Sie sich anderswo … und gehen Sie vorsichtig vor. Das rate ich Ihnen aus Wohlwollen für die Familie Celzani. Und … mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.»
Ein neuer Verdacht blitzte in Don Celzani auf: ein geheimes Manöver des Onkels. Um sich die Peinlichkeit einer Ablehnung zu ersparen oder die Unannehmlichkeit, ihn zum Abwarten zu bewegen, konnte er den Direktor veranlasst haben, ihn mit vagen Andeutungen im Ungewissen zu lassen. Trotzdem unternahm er einen letzten Versuch. «Sie kennen meine Lage», sagte er, «Sie können sich vorstellen, wie es … in meinem Herzen aussieht. Geben sie mir Ihr Ehrenwort, dass Sie mir alles gesagt haben, was Sie wissen?»
In diesem Augenblick trat ein Bote mit einem Stapel Briefe und Druckschriften ein.
«Aber was soll ich Ihnen denn mein Ehrenwort geben», erwiderte der Direktor und schnaufte tief, «bei diesem Wust von Geschäften? Sie sehen es doch selbst, mir bleibt ja kaum Zeit zum Luftholen, und ich weiß nicht, wie ich da nachkommen soll, gütiger Gott! Alles, was ich sagen konnte … habe ich versucht, Ihnen zu sagen … und Sie wissen, dass ich den Onkel schätze. Auf Wiedersehen also und … befolgen Sie meinen Ratschlag.» Um ihn nicht mit leeren Händen ziehen zu lassen, sagte er dann noch leise zu ihm: «Aber eine schöne Signorina! Oh, in jedem Fall eine sehr schöne Signorina.» Und in aller Höflichkeit schob er ihn auf den Korridor hinaus.
Letztendlich blieben dem armen Don Celzani also neben neuen Zweifeln die alten Befürchtungen, und er kehrte so unzufrieden, gekränkt und ängstlich nach Hause zurück, dass er nicht einmal daran dachte, dem Commendatore von seinem Besuch zu berichten. Die Tatsache, dass dieser ihn nicht gleich am selben Abend danach fragte, bestätigte ihn in dem Verdacht, dass er unter der Hand zu seinem Schaden gewirkt haben könnte. Das empörte und ängstigte ihn. Aber dieses göttliche Weiß, das er von der Dachluke aus gesehen hatte, stand stets leuchtend vor seinen Augen wie ein Feuer aus elektrischem Licht, und allem und allen zum Trotz loderte seine Liebe bei dieser Vision nur umso glühender und hartnäckiger auf.
Und doch: Angesichts derart vager Auskünfte des Schulrats sah er ein, dass der Onkel einen mehr als triftigen Grund hatte, ihm die Einwilligung, die er brauchte, zu verweigern. Das musste er einräumen, als sie am nächsten Tag miteinander darüber sprachen, obwohl der Verdacht auf irgendwelche Intrigen nicht völlig in ihm geschwunden war. Und da er nun nicht wusste, an welchen Strohhalm er sich klammern sollte, hatte er die verwegene Idee, sich Ingenieur Ginoni anzuvertrauen. Er ging ihn besuchen, legte ihm seinen Fall dar und bat ihn um Rat. Der Ingenieur wunderte sich: Welche Auskünfte waren da vonnöten? Standen ihr die nicht ins Gesicht geschrieben, und zwar nur die allerbesten? Er für sein Teil würde die Hand für sie ins Feuer legen. Im Übrigen wusste er etwas: Sie stammte aus Brescia, war Waise, Tochter eines Militärarztes, der schon vor vielen Jahren verstorben war; sie hatte einen Bruder, ein ehrbarer Geschäftsmann, wohnhaft in Kolumbien.
Diese Nachrichten erfreuten Don Celzani.
«Und was für Auskünfte wollen Sie sonst noch einholen?», fuhr Ginoni fort. «Wollen Sie ein Rundschreiben an sämtliche Bürgermeister der Gemeinden schicken, in denen sie Lehrerin war? Das ist doch lachhaft. Eine Frau ist immer ein Geheimnis; man kann nur ihrem Gesicht vertrauen und der Eingebung des eigenen Herzens. Abgesehen davon … liebster Herr Sekretär … sagen Sie mir doch … wie weit sind wir denn mit der Korrespondenz?»
Don Celzani schlug die Augen nieder wie ein Priester am Altar und machte ein so untröstliches Gesicht, dass der Ingenieur lachen musste und gleichzeitig Mitleid mit ihm hatte. Und er sagte zu ihm: «Hören Sie … und wenn ich ein gutes Wort für Sie einlegen würde …? Hm …? Was meinen Sie …? Kann man seine Freundschaft besser unter Beweis stellen? Wenn ich ihr Herz ein wenig erkunden würde?»
«Erkunden Sie es», antwortete der Sekretär traurig.
«Wir wollen es erkunden», sagte der Ingenieur. «Wer weiß! Im Herzen der Frauen sieht nur ein unbeteiligter Prüfer klar. Lassen Sie mich nur machen, und seien Sie ganz unbesorgt.»
Und er nahm sich vor, wirklich zu tun, was er versprochen hatte, nicht nur aus Interesse an dem psychologischen Fall, der so einzigartig war aufgrund der Einzigartigkeit der beiden Beteiligten, sondern auch, weil
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