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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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denn?«, ruft er zu mir nach oben.
    Ich gestikuliere und versuche, ihn auf Jirgl aufmerksam zu machen, doch Herr Philippi begreift nur langsam.
    » Halten Sie ihn auf!«, schreie ich, obwohl ich weiß, dass das von einem über Siebzigjährigen ganz schön viel verlangt ist.
    Herr Philippi hält inne, sieht sich um, als müsse er sich erst einmal orientieren. Jirgl ist schon fast bei ihm, Nick ihm knapp auf den Fersen. Herr Philippi scheint sich nicht zu bewegen, da ist nur ein Lächeln, das sich gemächlich auf seinem Gesicht ausbreitet. Mann, Opi, rühr dich!, denke ich – doch dann erkenne ich, dass er seinen Wanderstock unauffällig in Jirgls Laufbahn schiebt.
    Sekunden später hat Nick sich auf den Brandstifter gestürzt, rollt ihn auf den Bauch und dreht ihm die Arme auf den Rücken. Herr Jirgl zuckt noch ein paarmal wie ein Fisch in der Pfanne, dann gibt er auf und hält still.
    » Ich ruf die Polizei«, sage ich außer Atem, aber dann kann ich doch nicht anders, ich muss Johannas alten Stammgast küssen.
    » Ich habe gehört, dass hier wieder richtig etwas los sei«, sagt Herr Philippi verschmitzt.
    » Dafür gibt’s lebenslang Gulasch, gratis!«, sage ich, und Herr Philippi verzieht das Gesicht.
    » Keine Angst, Sie werden schon sehen«, sage ich siegesgewiss, dann laufe ich los, in Richtung Dreifichtenbänkchen.
    Aus der Ferne kann ich sehen, dass inzwischen auch mein Vater am Ort des Geschehens angekommen ist – er hat von Nick übernommen und sich auf Jirgl draufgesetzt, wie ein Sumoringer auf seinen Gegner.

28
    Ein Polizist kommt mit einem Pappkarton vor dem Bauch aus dem Haus und hievt ihn in den Laderaum des schwarzen Landrovers, auf dem in zierlichen Buchstaben Carabinieri steht.
    » Haben Sie etwas entdeckt?«, frage ich den Capitano, der die Durchsuchung des Zimmers überwacht hat und nun ebenfalls in die Sonne tritt. Lustigerweise sieht auch er aus wie DJ Ötzi, nur mit Uniform und Schnauzbart.
    » Wir müssen mal sehen, was die Ermittlungen der Kollegen im Alpine Relax ergeben«, sagt er. » Hier haben wir kaum Unterlagen gefunden. Und Jirgl leugnet alles. Aber keine Sorge, den kriegen wir schon noch geknackt. Wir melden uns bei Ihnen, wenn wir mehr wissen.«
    » Danke, Capitano.« Nick nimmt mich in den Arm.
    » Auf Wiedersehen«, sage ich.
    Gemeinsam sehen wir zu, wie er in den Jeep steigt und hinter der nächsten Kurve verschwindet.
    Wir sehen uns an und seufzen erschöpft.
    » Und jetzt?«, frage ich.
    » Ich muss leider noch mal schnell zum Großmarkt«, sagt er. » Ich hab völlig vergessen, Parmesan zu kaufen.«
    » Was?«, frage ich mit baffem Gesicht. Wie kann er denn in einer solchen Situation nur an Parmesan denken? Hinten auf der Terrasse warten meine Eltern und sind ganz aufgeregt, und eigentlich hatte ich gehofft, Nick könne mir nach der ganzen Aufregung ein bisschen Beistand leisten. Warum er sich bei seinen Einkäufen bloß immer so verzettelt!
    » Es wird bestimmt nicht lang dauern«, sagt er, als hätte er meine Gedanken erraten.
    » Du bist echt lustig«, sage ich.
    Er gibt mir einen Kuss, steigt in den Panda und fährt davon. Ich seufze tief, dann gehe ich zu meinen Eltern auf die Terrasse. Papa musste vor Nervosität vier Bratwürste essen, sieht aber trotzdem kein bisschen entspannter aus. Meine Mutter hat immer noch die Reste einer Algenmaske am Kinn und läuft aufgeregt hin und her. Als sie gehört hat, dass hier oben ein Drama passiert ist, hat sie ihre Spa-Behandlung abgebrochen und ist zu uns nach Alrein gelaufen. Sie nimmt mich in den Arm und drückt mich an sich.
    » Ach, Kindchen«, sagt sie. » Was dieser Mistkerl Jiggerl dir angetan hat!«
    » Ja«, sage ich, dabei habe ich noch längst nicht verstanden, was genau hier abgelaufen ist. Ich weiß nur, dass er in U-Haft sitzt – und die Lage für diesen Müller-Bach auch nicht viel besser aussieht.
    » Dass ausgerechnet der Hoteldirektor die treibende Kraft hinter allem gewesen sein soll … Also, Leonhard, uns kam der gleich nicht koscher vor, oder?«
    Mein Vater sieht sie erstaunt an. » Aber du fandest ihn doch so charmant!«
    » Na ja, charmant. Charmant ja, aber auch falsch und abgebrüht. Dass dieser Mann dir so viel Ärger gemacht hat, mein Schatz! Nun, er wird seinen Preis bezahlen. Ich hoffe nur, auf die italienischen Behörden ist diesmal Verlass.«
    » Das hoffe ich auch«, sagt mein Vater. » Das Einzige, was ich mich wirklich frage, Sophie, ist: Warum hast du diesen Typen nicht längst gefeuert?«
    »

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