Liebe und Marillenknödel
das denn?«
» Na, weil mir dann im Alpine Relax Mordsjobs gekriegt hätten.«
» Das ist der Hintergrund?«, frage ich. » Sie wollten da unten anfangen? «
Frau Jirgl nickt. » Die haben uns ganz bärige Stellen versprochen. Der Fritz sollt Facility Manager werden, und ich French Maid. Aber nur, wenn wir’s schaffen, dass Alrein aufhaust und mir Sie dazu kriegen, das Grundstück zu verkaufen.«
Ich verkneife es mir zu sagen, dass die Jobs kein bisschen besser sind als die, die sie hier oben bei mir haben. Hausmeister klingt nur nicht so toll wie Facility Manager und Zimmermädchen nicht so schick wie French Maid.
» Wissen’S, es gibt da so Pläne, dass man hier überall auf den Hang so kleine Chalets hinstellt, mit Private Spa und Butlerservice. Alpine Relax Exclusive Chalets, oder so ähnlich sollt des dann heißen.«
Mir wird einiges klar. Wenn man so etwas luxuriös genug aufzieht, kriegt man nicht nur Victoria von Schweden, sondern auch Bernie Ecclestone, Madonna und Prinz William mit Gemahlin. Frau Jirgl hat ein so schlechtes Gewissen, dass sie es nicht wagt, mir in die Augen zu sehen.
» Aber dann hab ich ja auch bemerkt, dass Sie eigentlich ganz a Nutze sind, und als dann die Presse kam, da ist mir klar geworden, dass das hier in Alrein vielleicht doch no was werd, irgendwas, das vielleicht viel toller ist als bloß so a depperte Luxushüttn.«
» Ehrlich?«, frage ich.
» Na ja«, sagt sie. » Und dann gab’s da natürlich auch die Gerüchte, wie die da drunten rangenommen werden. Die kriegen schon a Abmahnung, wenn’s bloß mal den Rücken nicht grad halten. Oder der Lippenstift nicht zum Mobiliar passt. Und dann diese Uniformen!«
Uniform und Lippenstift. Also daher weht der Wind.
» Ich hab zum Fritz gesagt, dass mir aufhören sollen mit dem Scheiß, aber der meinte, dass er doch jetzt schon des Auto kauft hat und dass er den Schotter dann ja zurückzahlen müsste.«
» Er hat Geld bekommen?«
» Und dann wollt ich die Sach auffliegen lassen, aber dann hat er mich … und … Ach, aber jetzt ist Schluss damit. Finito. Er is kein guter Mensch, und ich lass mich von ihm scheiden, so fix als wie möglich.«
Sie schaut entschlossen in die Ferne, dann sieht sie mich wieder an.
» Frau von Hardenberg, ich versteh des, wenn’S mich nimmer hier haben wollen. Ich hab an Mordsfehler gemacht, und deshalb will ich gehen, freiwillig.«
» Ihr Mann hat vorher schon Geld bekommen?«
Sie nickt.
» Ja. Er hat die Unterlagen versteckt gehabt. Ich wollt, dass Sie sie als Erstes sehen.«
Sie hält mir das Bündel Papiere entgegen, und ich nehme es ihr ab. Es sind ausgedruckte E-Mails und ein paar Rechnungen, außerdem Kontoauszüge von der Südtiroler Raiffeisenbank. Meine Eltern rücken näher und versuchen, einen Blick zu erhaschen. Ich blättere in den Papieren vor und zurück und brauche einen Augenblick, um zu verstehen, was ich da in meiner Hand halte. Doch dann fällt mein Blick auf einen Namen.
Ich blicke auf und sehe direkt in das Gesicht meines Vaters.
» Das wollte ich dir die ganze Zeit sagen«, sagt er mit heiserer Stimme.
Ich sehe zu meiner Mutter, die an mir vorbei in die Ferne blickt.
» Ist das wahr?«, frage ich sie.
Sie nickt langsam und braucht einen Moment, bis sie sich überwinden kann, mich anzusehen.
» Aber ich kann dir das erklären, Schatz. Es ist doch nur … Ich hätte es dir natürlich längst gesagt, aber ich hatte doch einfach nur Angst, dass das nicht der richtige Weg für dich ist. Gastronomie. Die Berge. Du gehörst doch nach Hamburg. Zu uns.«
» Und deshalb habt ihr das alles zugelassen? Sabotage? Intrigen? Ich hätte verbrennen können!«
» Davon wussten wir doch nichts!«, sagt sie und sieht mich verzweifelt an. » Wir dachten, ihr würdet verhandeln! Es war falsch, Sophie. Wir hätten dir das sagen müssen. Wenn ich geahnt hätte …«
» Frau Jirgl«, falle ich ihr ins Wort und wende mich dem Zimmermädchen zu, » ich verzeihe Ihnen alles, unter zwei Bedingungen.«
» Ja?« Frau Jirgl sieht nicht so aus, als hätte sie damit gerechnet, so ein Angebot zu kriegen. Sie wirkt richtig erschrocken.
» Erstens: Sie bekommen das hier oben mit Nick zwei Tage lang alleine hin.«
» Was? Ja, also …«
» Schaffen Sie das?«
» Natürlich …«, sagt sie, immer noch ein bisschen von der Rolle.
» Sind Sie sich sicher?«
» Ja!« Und dann sagt sie es noch einmal, fest entschlossen: » Ich schaff das, keine Sorge.«
» Und die zweite Bedingung?«, fragt
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