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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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ihr nicht, oder?«
    Ich schüttle den Kopf, immer noch nicht viel agiler.
    » Tja, dann mal viel Spaß beim Abschreiben«, sagt er.
    Und als ich ihn entsetzt ansehe, fügt er hinzu: » Eine reicht pro Tisch.«
    Bei Karte Nummer acht schreibe ich » Topfenschmarren mit Zwetschgentröster« statt » mit Zwetschgenröster«, natürlich erst in der allerletzten Zeile. Schon die Karte davor musste ich dreimal neu beginnen, weil ich zweimal hintereinander » Graukässockerl« geschrieben habe, statt » Graukäsnockerl«. Bereits nach der dritten Menükarte hatte ich einen Krampf in der Hand, und ich musste pausieren, damit meine Schrift nicht so krakelig aussieht wie der DAX , wenn gerade wieder einmal ein EU -Land pleite ist.
    Als meine Finger sich wieder erholt haben, betrachte ich mein Werk. Elf Menükarten, für jeden Tisch eine. Ich schiebe sie zu einem Stapel zusammen und gehe damit zurück ins Haus.
    » Fertig!«, sage ich und wedle stolz mit den Karten, als ich wieder in der Küche stehe.
    » Gut«, sagt Nick, ohne sich zu mir umzudrehen.
    Äh, hallo? Ich habe mich stundenlang damit abgequält, und jetzt würdigt er sie keines Blickes? Was mir am Landleben übrigens auch nicht so gut gefällt, ist diese Direktheit, mit der einem die Unfreundlichkeit überall entgegenschlägt. Der Taxi-Messner ist der Einzige, der mir hin und wieder ein Kompliment macht.
    » Ich glaube, sie sind ganz schön geworden«, sage ich mit bescheidener Stimme.
    » Gut, dann deck doch schon mal ein. Und lass dir was einfallen, wie du die Karten präsentierst. Roll sie ein oder falt sie oder so was.«
    Was? Bin ich hier eigentlich die Chefin oder er? Offensichtlich er. Ich bin nur der Trottel, der ihm blöd im Weg rumsteht.
    » Oder soll ich nicht erst mal beim Kochen helfen?«, schlage ich vor.
    Da dreht er sich um.
    » Sophie, es ist fünf Uhr. Wenn du willst, dass deine Gäste um halb acht ihr Essen kriegen, dann muss ich mich hier ein bisschen beeilen, okay?«
    Beleidigt verlasse ich die Küche.
    Ehrlich, ich kann nicht behaupten, dass ich Nick im Augenblick wahnsinnig sympathisch finde. Ich meine, schon klar, ich war nach dieser Nacht wirklich nicht besonders charmant zu ihm, und natürlich verstehe ich es, wenn er keine Purzelbäume schlägt vor Freude darüber, dass ich seine neue Chefin bin. Aber es ist ja nicht so, dass ich mir keine Mühe geben würde! Ich versuche, ihn zum Lachen zu bringen. Ich versuche, hilfsbereit zu sein. Ich versuche, ihm beizubringen, dass ich in Wirklichkeit ein freundlicher Mensch bin. Ich meine, ich hatte damals gerade meine Kündigung serviert bekommen! Meine Welt war mit einem Schlag aus den Fugen geraten! Aber gut, meinetwegen: Wenn er es kalt und professionell will, dann soll er es kalt und professionell kriegen. Ich werde die Tische dekorieren und dann die weiteren Anweisungen abwarten, vielleicht macht ihn das ja glücklich.
    Also, was stell ich jetzt an mit diesen blöden Menükarten – hatte Tante Johanna nicht irgendwo Serviettenringe? Oder nein, mir fällt etwas Besseres ein. Ich brauche Paketschnur. Ich habe ein bestimmtes Bild im Kopf, von einer Hochzeit in Südfrankreich, auf die ich Jan einmal begleitet habe, alles sehr exklusiv im ländlich-luxuriösen Country-Style. Dort waren die Servietten gerollt und die Menükarten mit Paketschnur um sie herumgewickelt, sodass man sie zum Lesen herausziehen konnte. Das sah wahnsinnig hübsch aus, rustikal und zugleich verspielt. Ich werde dasselbe machen, nur mit … Ich sehe mich im Gastraum um – mit den Vasen!
    Ich laufe in den ersten Stock und hole die Schnur aus dem Büro, dann laufe ich in den Garten und pflücke Blümchen. Ich rolle und stecke, doch das Grünzeug reicht nicht, deshalb gehe ich wieder hinaus und zupfe noch mehr. Ich habe den Bastelunterricht in der Schule gehasst, denn eigentlich habe ich zwei linke Hände und zehn linke Daumen – aber das hier ist etwas anderes, das hier macht mir sogar fast ein bisschen Spaß. Es ist kein dämliches Muttertagsgeschenk und auch kein blödes Salzteigpräsent, ich mache es für mich, ganz für mich alleine. Na ja, und ein bisschen auch für Nick, der irgendwann ja mal kapieren muss, dass seine neue Chefin kein unfähiges, unfreundliches Püppchen ist, sondern … sondern ich.
    Als ich fertig bin, begutachte ich mein Werk. Gar nicht so übel. Man könnte fast meinen, ich hätte es gelernt, Tische zu dekorieren. An der Restaurantfachschule oder wo auch immer sie einem so etwas beibringen.
    Der

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