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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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versuche meine Nervosität zu überspielen.
    » Was ist?«, fragt er und dreht sich zu mir um.
    » Nick, ich wollte etwas mit dir besprechen.«
    Besprechen? Habe ich besprechen gesagt? Das klingt ja, als würde ich ihn um ein Team-Meeting bitten! Fehlen nur noch Klemmbrett, Checkliste und Bleistift und – die Jirgls.
    » Ja, das wollte ich auch«, erwidert Nick. » Ich wollte vorschlagen, heute Abend einmal ein vegetarisches Menü zu servieren. Ich glaube, es wäre eine gute Idee, vielleicht einmal pro Woche völlig fleischlos zu kochen. Das schont unseren Etat und unsere Klimabilanz und die Leute fühlen sich gleich viel gesün…«
    » Äh, Nick?«
    » Hm, was meinst du? Du musst dir überhaupt keine Sorgen machen. Es gibt wirklich sehr leckere vegetarische Gerichte aus Südtirol. Schlutzkrapfen zum Beispiel, das sind im Prinzip mit Spinat gefüllte Ravioli oder …«
    » Nick, ich meinte nichts Berufliches.«
    » Oh. Ist etwas passiert?«
    » Nein, also, na ja …«
    Ich schließe die Tür hinter mir. Das Letzte, was ich will, ist, dass die Jirgls etwas von diesem Gespräch mitkriegen.
    » Was, na ja?«, sagt er und guckt schon wieder spöttisch.
    Aber diesmal lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich sehe ihn sehr ernst an und mache ein paar Schritte auf ihn zu. Auch seine Miene verändert sich. Der spöttische Zug um die Augen löst sich auf, stattdessen huscht ihm ein Anflug von Erkenntnis über das Gesicht.
    Er sieht aus, als wüsste er, was ich sagen will.
    » Nick, ich …«
    Ich gehe noch weiter auf ihn zu, und dabei fällt mein Blick auf die Arbeitsplatte, an der er steht. Ein dicker Batzen Teig liegt da, und daneben steht eine Schüssel mit Marillen.
    » Oh, machst du Marillenknödel?«, frage ich.
    Nick brummt so etwas wie » Sieht man doch« in seinen Zweieinhalbtagebart hinein.
    » Kann ich dir helfen?«, frage ich und trete noch näher.
    » Gott bewahre!«, antwortet er und wendet sich rasch wieder seinem Teig zu.
    Ich schweige verletzt. All meine Versuche, Nähe zu ihm herzustellen, gleiten an ihm ab wie damals die rohen Eier an Kanzler Kohls Birne.
    » Jetzt sei doch nicht so!«, sage ich leise.
    » Wie bin ich denn?«, fragt er, ebenso leise, doch trotzdem ist da etwas Hartes in seiner Stimme, als sei er im Inneren aus Stahl.
    » So … so halt.«
    Ich spreche nicht weiter, und Nick, der sagt auch nichts. Er schweigt in sich hinein, nur seine Fäuste drücken sich in den Bauch des Teigbatzens vor ihm auf der Arbeitsfläche.
    » Nick, ich wollte mich entschuldigen«, bringe ich es endlich hervor.
    Er schweigt noch immer, es ist, als wäre ich gar nicht da, als existiere nur der Teig, den er knetet.
    » Ich war damals ganz schön rüde zu dir, das weiß ich«, rede ich weiter.
    Ich habe das Gefühl, dass seine Hände schneller geworden sind, aber sein Blick bleibt starr auf den Teig gerichtet.
    » Ich hab die ganze Zeit überlegt, wie ich dir erklären kann, warum ich so war, ich meine, es gibt dafür einen Haufen Gründe. Aber ich glaube, wenn ich die jetzt aufzähle, würden die sich wie eine Ausrede anhören. Und rausreden will ich mich nicht. Ich wollte so nicht sein, Nick. Ich war echt ein Arschloch. Bitte verzeih mir.«
    Jetzt ist es raus. Und doch fühle ich mich kein bisschen besser, zumal Nick sich nicht anmerken lässt, wie es ihm dabei geht. Seine Hände sind wieder langsamer geworden, sie drücken den Teig auf eine Weise, dass es aussieht, als würden sie nicht kneten, sondern meine Worte verarbeiten. Aber in seinem Gesicht ist keine Reaktion zu sehen, weder Wut noch Erleichterung, gar nichts. Es ist ein Gesicht, wie es nur Männer machen können. Es sieht aus wie in Stein gemeißelt.
    Das ganze Gerede war vollkommen überflüssig.
    Ich will schon fast wieder aus der Küche gehen, da lässt Nick plötzlich den Teigbatzen los und sagt:
    » Also gut.«
    Mein Herz springt mir vor Schreck so hoch in die Kehle, dass ich froh bin, dass mein Mund geschlossen ist.
    Ich warte ab, was er sagt, aber er nimmt den Teig und gibt ihn in eine Schüssel.
    » Der Teig muss jetzt ein bisschen ruhen, in der Zwischenzeit können wir ja die Marillen entkernen und füllen.«
    Das ist natürlich nicht direkt eine Reaktion auf meine Entschuldigung, trotzdem sage ich nichts, damit er sich nicht aus Versehen an sein Arschigkeitsgebot erinnert und mich wieder wegschickt.
    » Du nimmst die Marille in die linke Hand und schneidest sie vorsichtig entlang der Furche auf. Hier, so, siehst du?«
    Ich nicke. Bin doch nicht

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