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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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bist? Wie heißt es in Ass oder Esel – Wie Du als Boss Deine Rolle findest: » Gewöhne dich daran, dass du keine Kollegen und keine Freunde mehr hast, sondern nur noch Leute, die dir an deinem Geburtstag lauthals die fröhlichsten Ständchen singen und sich insgeheim ausmalen, wie du langsam und qualvoll verreckst.« Und warst du nicht selbst genauso? Der arme Olaf Schwarz, ehrlich.
    Ich nehme einen Lappen und mache die Schneidemaschine sauber. Ich versuche ernsthaft, mich zusammenzureißen, trotzdem bin ich fast das ganze Frühstück über nervös und unkonzentriert. Es fühlt sich an, als hätte ich gestern Schlafmittel genommen oder Whisky getrunken. Und der dicke Verband an meinem rechten Daumen steigert meine Geschicklichkeit auch nicht maßgeblich. Ich bin fahrig und schneide mich fast noch einmal, als mir ein Messer, das ich eigentlich zur Spüle bringen wollte, aus der Hand rutscht und mit der Spitze voran knapp neben meinem Fuß auf den Küchenboden fliegt.
    Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Da ist so ein Schmerz in mir, ein Brennen, ein Sehnen, und ich bin wahnsinnig erleichtert, als ich endlich den Motor des Pandas höre. Durchs Fenster beobachte ich, wie Nick den Wagen parkt, aussteigt und zum Kofferraum geht. Dort stapeln sich die Pakete und Tüten bis unters Dach, man kann kaum durch die Heckscheibe sehen.
    Nervös wische ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann gehe ich zu ihm hinaus.
    » Kann ich dir helfen?«, frage ich.
    » Unbedingt«, antwortet Nick und hält mir zwei Plastiktüten entgegen. » Hier, reintragen!«
    » Zu Befehl.«
    Ich nehme ihm die Beutel ab und schleppe sie in die Küche, dann gehe ich wieder hinaus und hole die nächste Ladung ab. Zusammen räumen wir den Wagen in Minutenschnelle aus, und ich kann für einen Augenblick lang spüren, wie fast so etwas wie Teamgeist zwischen uns entsteht.
    » Ist der Großmarkt jetzt eigentlich leer?«, frage ich, als wir alles in die Küche getragen haben. » Oder hast du den anderen etwas übrig gelassen?«
    » Nur Fertiggerichte«, antwortet Nick trocken und streicht sich die Hände an der Hose ab. » Und Corned Beef in Dosen.«
    Ich muss lachen, aber es ist wie verhext: Kaum, dass aus meinem Mund ein Kieksen kommt, versteinert sein Gesicht, als wäre meine Albernheit irgendwie unrechtmäßig und total daneben.
    » Ich musste jetzt endlich mal einen Grundstock an Vorräten errichten. Dieses Gewurschtel in der Lagerkammer, hier ein bisschen, da ein bisschen … So kann ich keine Küche führen. Außerdem gab es ein paar ganz gute Sonderangebote. Wenn man in dem Segment hier oben halbwegs realistisch kalkulieren will, muss man die mitnehmen.«
    Er zeigt auf einen großen Pappkarton, der von oben bis unten vollgepackt ist – mit Marillen.
    » Das sind ja Unmengen!«, rufe ich aus.
    Er sieht mich spöttisch an. » Gut kombiniert, Watson.«
    Sein Blick versetzt mir einen Stich, aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen.
    » Und, was hast du damit vor?«, frage ich.
    » Mal sehen, vielleicht koche ich Kompott. Und Marmelade, fürs Frühstück«, sagt Nick. » Und heute Abend möglicherweise ein paar …«
    Ich sehe ihn an, und dann sagt er es, das liebste von all meinen Lieblingswörtern, gleich nach Summer Sale, Schokoladeneis und Ikea-Restaurant. Es beginnt mit M und endet auf -knödel.
    Ich will gerade meinem Wohlwollen Ausdruck verleihen, da kriegt Nick schon wieder diesen genervten Gesichtsausdruck.
    » Also, wenn dann nichts mehr ist …«, sagt er. » Ich hab nämlich zu tun, weißt du?«
    » Ja, ja«, pampe ich zurück. » Ich wollte ja nur …«
    » Wenn du mir helfen willst, dann bitte nicht in der Küche …«, sagt er und zeigt nach draußen in Richtung Gaststube.
    Und ich? Ziehe den Kopf ein und verschwinde.
    Ich teile die Teller aus wie andere Leute Vorwürfe – beleidigt, wütend, frustriert. Ich meine, ich wollte doch nur nett sein, aber er? Verarscht mich, als sei ich der Klassendepp, die allerletzte Idiotin.
    Gut kombiniert, Watson.
    Haha.
    Vielleicht sollte ich ihn als Arschloch abschreiben und mich nicht weiter darum kümmern, wie er mich findet. Vielleicht macht es das leichter.
    Aber er ist kein Arschloch, das weiß ich natürlich selber. Ich war das Arschloch, ganz einfach, und das hier ist bloß die Rechnung, die ich in kleinen Dosen kriege.
    Und langsam schwant mir auch, was der einzige Weg aus dieser Misere ist.
    Das ganze Mittagessen über bin ich nervös und zittrig. Ich versuche, mich aufs

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