Liebe und Völkermord
bist die schönste Frau der Welt.“
„Danke schön.“
Er beugte sich vor und streckte seine rechte Hand aus und fasste ihre Haare an. Er streichelte sie. Ihr gefiel es, wie er ihre Haare streichelte. Er gab ihr einen Kuss auf ihre linke Wange. Sie duftete herrlich wie eine der Rosen am Wegesrand auf halbem Wege von Badibe nach Sederi.
„Ich liebe dich. Du bist meine Frau. Ich will dich haben.“
Sie schaute verlegen zur Seite. Dann senkte sie ihren Kopf, es sah aus wie ein Nicken. „Also kommst du mit mir mit?“
Er lehnte sich wieder nach hinten an die Wand. Er seufzte. „Nein, das kann ich nicht machen. Meine Familie ist hier. Ich kann sie nicht im Stich lassen! Es ist mein Volk. Hier bin ich aufgewachsen, mit ihnen lebe ich mein ganzes Leben lang schon zusammen. Wenn sie in Gefahr sind, bin ich der Erste, der ihnen zu Hilfe kommt.“
„ Du bist wahnsinnig! Niemand wird das nützen!“
„ Ich danke dir für dein Kommen. Es freut mich, dich wiederzusehen. Leider ist alles so kompliziert. Ich habe immer Pech in der Liebe.“
Sie verstand, worauf er hinaus wollte.
Sie dachte, Matthias habe noch nie eine Frau angefasst. War es vielleicht dieser Aspekt, welcher ihn für sie so anziehend machte? Oder war sie tatsächlich in ihn verliebt, und er war für sie ein Mann wie jeder andere?
Immerhin wurde sie nervös in seiner Gegenwart. Sie achtete penibel auf jede Kleinigkeit, ob ihre Haare richtig standen, ihr Kleid sauber war und ihre Worte ihn nicht verletzten. Ihr Verhältnis zu ihm war anders als das zu Ali. Ali befriedigte nur ihre oberflächlichen Sinne. Wahre Liebe hatte er ihr nie geben können. Dessen war sie sich nun bewusst. Dieser Aramäer nun war mehr als nur ein Teil eines aufregenden Abenteuers. Ihn würde sie wirklich, von ganzem Herzen lieben können. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie wirklich so stark in ihn verliebt war, und sogar bereit wäre, für ihn in den Tod zu gehen, doch nahm sie an, es sei fast so ähnlich.
Er war wie ein Bruder für sie. Und auch ein Geliebter.
Sie fühlte sich geborgen bei ihm.
Nun waren sie gelassener gegenüber einander geworden. Matthias brachte sie oft zum Lachen. Meridschan lächelte auf verschiedene Weisen. Wenn sie herzhaft lachte, dann lachte sie, als würde sie kichern und hielt sich ihre rechte Hand vor dem Mund. Manchmal riss sie ihren Mund weit auf und zeigte ihre Zähne. Und manchmal zog sie nur ihre Lippen auseinander, mit geschlossenem Mund. Als Matthias ihr Lachen nachäffte, lachte sie so herzhaft wie noch nie in ihrem Leben.
Er liebte sie.
Als er mit seiner rechten Hand ihren linken Busen anfasste, wurde er so still wie ein Toter. Sie schaute zur Seite. Sie konnte sich nicht den Grund erklären, sie war noch nicht bereit für ihn. Er starrte gebannt auf ihre Busen. Sie jedoch schlug seine Hand weg. Sie erhob sich. Er war überrascht. „Was ist mit dir los?“
„ Nichts.“
„ Hast du etwa einen anderen Mann?“
Sie schaute ihn geschockt an, wie ein bei frischer Tat ertapptes Kind. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Es gibt keinen anderen! Ich bin eben noch nicht so weit.“
Enttäuscht lehnte er sich wieder zurück, doch vermochte er es, sich selbst zu trösten. Sie liebte ihn auch, dessen war er sich so sicher. Sie würden sich noch nicht so lange kennen, es bräuchte eben noch einige Zeit. Er wollte mehr über sie erfahren. „Was ist dein Lieblingsessen?“
„ Ich esse gerne Aprach. Und du?“
„ Ich liebe Burghul und Kutle (Köfte). Kannst du Kutle machen?“
Sie lächelte verlegen. „Ja, kann ich.“
„Wunderbar. Dann kann ich es kaum erwarten, deine Kutle zu kosten.“
„ Mein Bruder Abdullah meint, sie sind ungesund. Er isst lieber Wassermelonen und Gemüse.“
„ Mag sein, dass er recht hat. Aber ich kann einfach nicht widerstehen. Und wir sind noch jung und bewegen uns viel. Im Gegensatz zu all unseren Tanten und Onkeln.“
Sie lachten.
Sie liebte seine Augen. Sie schaute ihn eine ganze Weile lang an, wie ein für ihn schwärmendes Mädchen. Den ganzen Tag lang hätte sie seine wunderschönen Augen anschauen können. Ihm gefiel es, wie sie ihn anhimmelte, jedoch fühlte er sich durch diese Blicke abgelenkt und wollte sie irgendwie auf andere Gedanken bringen. Egal, was er erzählte, sie schaute ihn immer noch mit diesem Blick an, eine Mischung aus Bewunderung und Ich-schaue-in-ein-Engelsgesicht-Blick.
Noch nie in seinem Leben fühlte er sich so glücklich wie in diesem Moment. Dieser Moment währte nur
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