Liebe, unendlich wie das Meer
wohl aufmachen.“
„Wer zuerst?“
„Gleichzeitig, bitte“, verlangte Alex.
Frankie und Joy stellten sich neben die Pakete und rissen das Papier herunter. Und starrten dann etwas verwirrt auf die beiden Bilderrahmen.“
Alex räusperte sich. „Okay, das ist vielleicht etwas erklärungsbedürftig. Darf ich mal?“
Als die beiden Schwestern zur Seite traten, sah Cassandra, dass in den eleganten Bilderrahmen die Baupläne für zwei verschiedene Segelboote aufgezogen waren.
„Diese Zeichnungen hat Dad gemacht“, erklärte Alex. „Ich bin alle seine Pläne durchgegangen, und als ich diese beiden Boote sah, musste ich sofort an euch beide denken. Deins, Frankie, ist ein Schoner, ein Dreimaster. Er wird dich überall sicher hinbringen. Ein solches Boot suchst du dir aus, wenn du mit deiner Crew in einen Sturm segelst. Es ist stabil, und man kann ihm absolut vertrauen. Es ist wunderschön und wird dich nie im Stich lassen. Und die Silhouette ist einfach perfekt.“
Er wandte sich dem anderen Rahmen zu. „Und deines, Joy, ist eine kleine Jacht, die man sich aussucht, wenn man mit seiner Frau allein in den Sonnenuntergang segeln möchte. Ein Traum für jeden Kapitän, denn sie lässt sich leicht lenken, sodass man viel Zeit hat, den Abend zu genießen, selbst wenn man am Steuer steht. Sie ist eine zurückhaltende Schönheit, aber schnell wie der Wind. Und man kann sich immer auf sie verlassen.“
Er warf einen liebevollen Blick auf beide Bilder. „Ich sag euch, als Dad diese Boote entworfen hat, hat er dabei an euch gedacht. Es sind seine Originalpläne, ich habe mir nur erlaubt, eure Namen auf die Querträger drucken zu lassen.“
Schweigend starrten Frankie und Joy ihn an. Niemand sagte ein Wort. Erst nach einer Weile schien Alex zu bemerken, wie still es im Raum war, und räusperte sich. „Äh, ja, tut mir leid, ich wollte die Party nicht an mich reißen. Ich dachte nur … Ich wollte gern, dass ihr sie bekommt. Vielleicht könnt ihr sie irgendwo aufhängen. Wenn ihr mögt.“
Fast gleichzeitig schluchzten die beiden Schwestern auf und fielen ihrem Bruder um den Hals. Weinend drückten sie sich an ihn.
Zuerst stand er stocksteif da, doch dann schlang er die Arme um sie und senkte den Kopf. Flüsternd unterhielten sie sich.
Cassandra wischte sich verstohlen ein paar Tränen weg. Auch die anderen waren gerührt, sogar Spikes Augen glänzten verdächtig.
Nach einer Weile traten die drei auseinander. „Das ist so ein wunderbares Geschenk – und gerade heute Abend“, sagte Frankie in die Runde, dann griff sie nach Nates Hand. „Wir bekommen nämlich ein Kind.“
Joy klatschte in die Hände und brach erneut in Tränen aus. Alex strahlte, schloss Frankie wieder in die Arme und schüttelte dann Nate die Hand. Auch alle anderen gratulierten und lachten und weinten durcheinander.
So ist das Leben, dachte Cassandra. Eine Familie hat sich wiedergefunden.
Auch sie gratulierte Frankie und küsste sie auf die Wange, dann sagte sie kurz Libby Bescheid und verließ den Salon.
Ihr Magen spielte schon wieder verrückt, aber sie wollte sowieso nicht mit am Tisch sitzen. Sie konnte einfach nicht länger so tun, als wäre alles in Ordnung. Den anderen mit Leidensmiene die Stimmung zu verderben kam aber auch nicht infrage.
Als sie nach oben ging, legte sie die Hand auf ihren Bauch. Ein solches Glück wie Frankie würde ihr nie zuteilwerden. Sie konnte keine Kinder bekommen, ganz abgesehen davon, dass der Mann, den sie liebte, jetzt endlich mit seiner Wunderbaren vereint war.
Doch sie war zu erschöpft, um zu weinen. Langsam zog sie sich aus, ging ins Bett und vergrub den Kopf im Kissen.
„Na, wie fühlt man sich so als werdender Onkel?“, fragte Frankie ihren Bruder.
„Sehr stolz“, erwiderte Alex wahrheitsgemäß.
„Ich kann es noch gar nicht fassen, dass du uns gerade heute dieses Geschenk gemacht hast“, sagte sie bewegt.
Joy gesellte sich zu ihnen und griff nach Alex’ Hand. „Das ist das Schönste, was du uns je geschenkt hast“, bekräftigte sie. „So wunderschön und so liebevoll. Ich hätte nie gedacht, dass …“
Als sie sich unterbrach, lachte er etwas unbehaglich. „Nie gedacht, dass ich was?“
„Dass du weißt, wie viel sie uns bedeuten würden.“
„Wie bist du darauf gekommen?“, fragte Frankie.
Alex schaute sich um. Sie waren allein, alle anderen standen am Kamin. Es war die Gelegenheit, auf die er lange gewartet hatte.
„Seit unsere Eltern tot sind, war ich nie für euch
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