Liebe Unerwuenscht
sind noch nicht fertig, meine Liebe«, fuhr sie dann nachdrücklich fort. »Gnade dir Gott, wenn sich herausstellt, du hast was mit Freys Tod zu tun. Dann sorge ich persönlich dafür, dass du fällst. Und richtig hart aufschlägst. Verlass dich drauf.«
Dass Beatrice ihre Worte ernstmeinte, daran zweifelte Jennifer nicht eine Sekunde. »Wie weit sind denn die Ermittlungen gekommen? Hast du was gehört?« fragte sie vorsichtig.
»Nein. Aber das finde ich ganz schnell heraus. Du hörst von mir.« Beatrice stand auf, schniefte erbost und ließ Jennifer mit der Ahnung zurück, dass sie diesmal zu weit gegangen war.
12.
B eatrice hatte Sarah Wagner damals auf dem Polizeirevier nur flüchtig gesehen. Und dass es sich um Sarah handelte, hatte sie auch erst später erfahren.
Beatrice fing an dem Tag einfach den Blick einer Frau auf, die ein Kollege ihres Ex-Mannes an ihr vorbei aus dem Vernehmungsraum führte, in den man sie hineingebeten hatte.
Beatrice klingelte an Sarahs Wohnungstür. Sie fühlte eine gespannte Erwartung in sich. Wie würde Sarah auf ihren Besuch reagieren? Würde sie sich schützend vor Jennifer stellen? In bedingungslosem Vertrauen? Oder würde Sarah den gleichen Wunsch haben wie sie, Beatrice, und wissen wollen, was an dem Abend passiert war, bevor Jennifer zu Sarah gekommen war?
Die Tür wurde geöffnet. »Ja?« fragte eine angenehm sanfte Stimme.
»Beatrice Sasse«, stellte Beatrice sich vor. »Ich bin . . .« Beatrice zögerte. In welcher Eigenschaft war sie hier? Wie sollte sie sich vorstellen? Als Journalistin? Als Jennifers Freundin?
Sarah lächelte. »Ich weiß, wer du bist. Dein Mann war außer sich, als du Jennifer das Alibi gegeben hast.«
»Wir sind geschieden«, stellte Beatrice klar.
»Ja, ich weiß. Komm rein«, bat Sarah Beatrice in die Wohnung. »Möchtest du einen Tee oder Kaffee?«
»Danke, ein Tee wäre nett.«
Beatrice folgte Sarah in die Küche, die sehr klein, aber tipptopp aufgeräumt war. Das nahm der Enge den bedrückenden Eindruck. Beatrice griff sich einen der beiden Stühle, die an dem höchstens einen Quadratmeter Fläche bietenden Küchentisch standen. Sarah hantierte mit Wasserkocher, Teekanne und Tassen.
Aus Sarahs fehlender Neugierde folgerte Beatrice, dass die auf ihren Besuch vorbereitet war. Jennifer hatte sie wohl angerufen und vorgewarnt. Beatrice schaute Sarah bei ihren Aktivitäten zu, bis ihr bewusst wurde, dass sie die junge Frau etwas zu neugierig betrachtete.
Sarah, die sich in diesem Moment umdrehte, um Beatrice zu fragen, ob sie Zucker in den Tee nahm, begegnete genau diesem Teil, der über die Neugier hinausging. Ihr »Zucker?« geriet deshalb etwas verlegen.
Beatrice nickte und ermahnte sich zur Zurückhaltung. Immerhin war Sarah Jennifers aktuelle Freundin. Nein, war da nicht diese Ärztin, die Jennifer im Moment beschäftigte? Was aber nicht heißen musste, dass Jennifer und Sarah nicht gelegentlich . . . Beatrice Gedanken verzettelten sich bei dem Versuch, die Verhältnisse zu analysieren.
Sarah setzte sich Beatrice gegenüber, stellte die kleine Teekanne mit dem frisch gebrühten Aufguss zwischen sie und schaute Beatrice an. Immer noch sagte Sarah nichts, lächelte nur.
Endlich begriff Beatrice, dass Sarah einfach darauf wartete, dass sie anfing. Beatrice räusperte sich. »Ich muss dich etwas zu dem bewussten Abend fragen. Und ich möchte dich bitten, mir eine ehrliche Antwort zu geben.« Beatrice merkte selbst, wie blöd das klang. Wie wollte sie denn einschätzen, ob Sarahs Antwort ehrlich war oder nicht? Sie kannte sie gerade erst fünf Minuten, wusste nicht, was Sarah für ein Mensch war. Die konnte einen noch so netten Eindruck machen.
»Das klingt sehr bedeutungsvoll«, meinte Sarah.
»Ist es auch.« Beatrice lächelte schief. »Ich gab Jennifer das Alibi, weil sie mir hoch und heilig geschworen hatte, den ganzen Abend mit dir zusammen gewesen zu sein. Jetzt hat sie mir eröffnet, dass das nicht stimmt. Sie war zwar bei dir, aber vorher bei Frey. Als sie ging, war er wohlauf, sagt sie.«
Sarah entfernte den Teefilter aus der Kanne und goss ein. »Ja«, sagte sie schlicht. Und versetzte Beatrice mit den Worten in Erstaunen: »Ich glaube ihr. Auch wenn in ihrer Beichte ein Loch klafft.«
»Das spricht für deine Loyalität«, meinte Beatrice. »Aber woher nimmst du die Sicherheit?«
Sarah zuckte mit den Schultern. »Jennifer war zwar nervös, als sie an dem Abend zu mir kam. Aber nicht wie . . .«
». . . als
Weitere Kostenlose Bücher