Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
Vom Netzwerk:
Genau. Binnengewäzzers«, bestätigte Mara ohne zu zögern. » Ich bin genau genommen Studentin. Fortgeschrittene Studentin. Gehört Ihnen diese Hütte ?«
    » Ja«, sagte Fred etwas verwirrt. Dann dachte er kurz nach: » Also genau genommen gehört sie mir nicht. Sie gehört meiner Freundin. Also einer Freundin. Genau genommen einer Bekannten. Beruf und so .«
    » Klazze .«
    » Klazze ?«
    » Die Hütte ist klazze .«
    » Ach so. Ja .«
    » Wäre unfazzbar praktisch so eine Hütte für mich. Direkt beim See, perfekt für das Forschen. Mit dem Moped fährt man lange .«
    » Ja, klar«, sagte Fred. » Also, kommt immer drauf an, von wo man wegfährt .«
    » Ja«, seufzte Mara.
    Fred gab sich einen Ruck: » Sie kommen von weit ?«
    » Von Grünbach .«
    » Sie wohnen in Grünbach ?«
    » Nur jetzt für die Studie. In private Zimmer. Sooo neugierig sind Sie !«
    » Tut mir leid .« Nun fiel Fred nicht mehr ein, was er sagen sollte. Er fühlte sich blockiert. Doch die kleine Stille, die zwischen Alfred und Mara entstand, war keineswegs unangenehm. Schließlich stand Mara auf. » Ich habe Durst«, sagte Mara. » Haben Sie vielleicht ein Glas Wazzer ?«
    » Wazzer? Aber natürlich. Tut mir wirklich leid, dass ich nicht daran gedacht habe. Kommen Sie .«
    Fred ging zur Hütte, die Forscherin folgte ihm. Fred deutete auf die Bank vor der Tür. » Bitte, nehmen Sie Platz .«
    Er holte zwei Gläser und ging zum Brunnen hinter der Hütte. Als er die Gläser mit dem Wasser gefüllt hatte und zurückkam, las Mara etwas auf einem Blatt Papier. Sie legte es schnell auf den Tisch.
    » Tut mir leid. Habe ich unter dem Tisch gefunden .« Fred sah den Zettel an. Es war einer der Papierschnipsel, die er in den letzten Tagen bekritzelt hatte. Fred fürchtete sich ein bisschen, was Mara wohl bereits gelesen hatte. Er beschloss, zur Schadensbegrenzung den Text selbst noch einmal laut vorzutragen. Dabei stotterte er allerdings ein wenig, weil er seine Schrift nicht gut lesen konnte.
    » Ich bin Teil dieser Welt. Ich gehe auf in der Welt .«
    Weiter unten stand, in noch krakeligerer Schrift: » Ich kann nicht schreiben über das Leben wie ein Forscher einen Frosch seziert .« Und noch weiter unten und noch krakeliger: » Es geht um Realität . Wirklichkeit .«
    » Hier ist noch ein Papier«, sagte Mara und reichte es Fred, der mühevoll entzifferte: » Ich hab mich an den Rand gesitzt, und etwas in den Sand geritzt .«
    » Schlechtes Deutsch«, bemerkte Mara.
    Fred nickte verlegen. Danach entzifferte er noch einen Vierzeiler:
    » Vorbei ist der Sommer, reif das Obst.
    Du kostest die Frucht, zum Gesunden.
    Selbst wenn du zu genießen gelobst
    sitzt du da und leckst deine Wunden .«
    » Sie dichten !« , rief Mara bewundernd aus.
    Fred lächelte gepeinigt: » Nein, nein, ich dichte nicht .«
    » Das ist unfazzbar schön !«
    » Finde ich nicht .«
    Mara stand auf. » Danke für das Wazzer. Wunderbares Wazzer !«
    Sie war so anmutig, fand Fred. Und jetzt wusste er plötzlich, an wen sie ihn erinnerte! An die Nixe! An die Nixe, die August auf seinen Arm tätowiert hatte. Fred lächelte versonnen. Eine Nixe …
    Mara winkte. Ja, anmutig, dachte Fred, das ist das richtige Wort. » Wiedersehen«, sagte die Nixe in ihrem süßen Akzent. Sie sammelte ihre Taucherbrille ein, stieg ins Wasser, setzte die Brille auf und schwamm langsam Richtung Talschluss. Fred folgte ihr mit den Augen, bis er sie am Rand der nächsten Bucht aus dem Blick verlor.
    Mara wandte sich kein einziges Mal um.

15 . Juli

    Fred wachte in der Dämmerung auf. Er drehte sich hin und her, doch er konnte nicht mehr einschlafen. Er ging zum Auto, um nachzusehen, wie spät es war. Eine andere Uhr hatte er nicht. Knapp vor halb fünf. Idiotisch eigentlich, dachte Fred. Und wenn es vier gewesen wäre? Oder sechs? Hätte das irgendwas geändert? Die Vögel sangen sehr laut. Fast brüllten sie. Und die Fische schmatzten, schnappten an der Wasseroberfläche nach Insekten. Ihre Mahlzeiten zogen weite Kreise. Im Wald knackte und raschelte es. Da schlichen Tiere durchs Unterholz, Hirsche, Füchse, Bären, wer weiß.
    In der köstlichen Schwere der Mittagshitze war es stiller am See.
    Fred heizte den Holzherd an, um sich einen Kaffee zu machen. Er genoss die Wärme und die Geborgenheit der Hütte. Um acht hatte die Sonne ihren grandiosen Auftritt hinter den Mauern des Gebirges. Um halb neun hatte Fred bereits den halben See durchschwommen. Vielleicht forschte Mara heute am anderen Ufer? Er

Weitere Kostenlose Bücher