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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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wenn ich es so arrangieren würde, dass sie jeden Dienstag zu uns herüberkommt und mit Sonia zusammen eine Gesichtsbehandlung macht, was hältst du davon? Die Konkurrenz würde beiden guttun, und Sonia würde es bestimmt aufmuntern, eine Frau zu sehen, die so viel jünger und so viel stärker verwittert ist als sie.«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Norma sagt immer, dass sie Lady Montdore nicht ausstehen kann.«
    »Kennt sie Sonia denn? Sicher, wahrscheinlich würde bei Mrs Cozens nichts anderes mehr helfen als ein ordentliches Lifting, aber wir könnten ihr die ›Bürste‹ beibringen und ein bisschen Charme, damit dem Waynflete-Professor die Arbeit etwas leichter von der Hand geht, und wenn auch daraus nichts wird, und ich fürchte, die Hoffnung ist vergebens, dann taucht vielleicht ein Retter in Gestalt eines netten Woodley auf. Nein, meine Liebe, nicht Man selbst«, fügte er hinzu, als ich ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. »Dieser Teint wirkt nachhaltig anaphrodisisch auf mich.«
    »Ich dachte, du wolltest sie nicht kennenlernen, weil sie dich an Neuschottland erinnert.«
    »Ja, so dachte ich, aber sie ist zu englisch. Und aus diesem Grund fasziniert sie mich, du weißt ja, wie sehr meine Anglophilie im Augenblick zunimmt. Der Teint ist ziemlich neuschottisch, aber ihre Seele ist die Seele von Oxfordshire, und ich werde sie von nun an kultivieren, ich bin ganz versessen darauf.«
    Ungefähr eine halbe Stunde später fuhr Cedric ab, er saß neben dem Fahrer des Pferdetransporters, und Norma, noch ein wenig außer Atem von dem Gerangel mit der Stute, die sich zuerst standhaft geweigert hatte, einen Fuß in den Wagen zu setzen, sagte neben mir: »Weißt du, dieser Junge hat doch einen guten Kern. Eine Schande, dass er keine anständige Schule besuchen konnte und stattdessen in diesen entsetzlichen Kolonien aufgewachsen ist.«
    Zu meinem Erstaunen und meinem heimlichen Verdruss wurden Cedric und Norma nun sehr gute Freunde, und wenn er in Oxford war, besuchte er sie genauso oft wie mich.
    »Worüber redet ihr eigentlich?«, fragte ich ihn unwillig.
    »Ach, wir plaudern gemütlich über dies und das. Ich liebe die Engländerinnen, sie sind so erholsam.«
    »Ich habe Norma auch sehr gern, aber was du an ihr findest, ist mir unbegreiflich, Cedric.«
    »Vermutlich sehe ich dasselbe in ihr wie du«, entgegnete er unbekümmert.
    Es dauerte nicht lange, da überredete er sie, eine Dinnerparty zu geben, und versprach, Lady Montdore mitzubringen. Lord Montdore ging nicht mehr aus und versank mit Freuden in seinem Alter. Seit seine Frau für jede Stunde des Tages einen Gefährten hatte, war es ihm nicht nur gestattet, ein ausgiebiges Mittagsschläfchen zu halten, er wurde sogar dazu ermuntert, und sein Dinner nahm er entweder im Bett ein, oder er verfügte sich unmittelbar nach dem Dinner dorthin. Die Ankunft Cedrics musste für ihn in mehr als einer Hinsicht ein Segen gewesen sein. Bald gewöhnten sich die Leute daran, Lady Montdore mit Cedric und nicht mit ihrem Mann einzuladen, und man muss sagen, dass das Zusammensein mit Cedric weitaus unterhaltsamer war. Sie gingen jetzt mehr aus als unmittelbar nach Cedrics Ankunft. Die von der Finanzkrise ausgelöste Panik flaute ab, und das gesellschaftliche Leben regte sich wieder. Lady Montdore liebte dieses Leben viel zu sehr, als dass sie sich lange ferngehalten hätte, und nachdem Cedric in Hampton fest etabliert und mit vielen ebenso großen wie teuren Geschenken beschwert war, konnte sie ihn ihren Freunden vorstellen, ohne dass sie Gefahr lief, ihn zu verlieren.
    Obwohl sie Lady Montdore einfach nicht ausstehen konnte, geriet Norma wegen der geplanten Dinnerparty in helle Aufregung, kam andauernd zu mir, um die Speisenfolge zu besprechen und wen sie außerdem noch einladen sollte, und bat mich schließlich inständig, am Morgen des festgesetzten Tages herüberzukommen und für sie eine Nachspeise zu machen. Ich sagte zu, stellte aber die Bedingung, sie müsse einen Liter Sahne kaufen. Sie wand sich wie ein Aal, um daran vorbeizukommen, aber ich blieb hart. Schließlich fragte sie, ob es nicht auch mit dem Rahm von der Milch ginge. Nein, sagte ich, es müsse gute, unverfälschte Sahne sein. Ich sagte, ich würde sie mitbringen und ihr sagen, wie viel ich dafür bezahlt hätte, und schließlich willigte sie widerstrebend ein. Obwohl sie, wie ich wusste, sehr wohlhabend war, gab sie für ihr Haus, ihre Tafel und ihre Kleider keinen Penny mehr als unbedingt nötig aus

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