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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel
Autoren: Nancy Mitford
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Letzte, was ich will, ist ein Jagdpferd, ich hätte viel zu viel Angst. Außerdem, bedenken Sie, wann man da aufstehen muss – neulich hörte ich sie wieder morgens im Gehölz, es war halb sieben. Wissen Sie, ich fürchte, bei mir hätte die Morgenstunde nur Tod im Munde. Nein, ich wollte genau diesen alten Renner, sie ist kein Pferd, das hohe Ansprüche stellt, sie wird nicht die ganze Zeit geritten werden wollen, wie es bei einem jüngeren Tier der Fall wäre, und wenn ich gelegentlich Lust auf ein kleines Schwätzchen habe, ist sie einfach für mich da. Aber die große Frage, mit der ich Fanny behelligen wollte, lautet: Wie bekomme ich sie nach Hause?«
    »Und wenn Sie alle Pferde aufkaufen, die reif für den Zwinger sind, wovon sollen dann Ihrer Meinung nach die Hunde gefüttert werden?«, fragte Norma wütend. In ihrer Verwandtschaft gab es mehrere Masters of the Foxhounds , und ihre Schwester hatte selbst eine Meute Beagles, deshalb war sie mit all ihren Problemen gut vertraut.
    »Ich werde nicht alle Pferde aufkaufen«, sagte Cedric beschwichtigend, »nur dieses eine, zu dem ich eine Zuneigung gefasst habe. So, liebe Mrs Cozens, und jetzt seien Sie bitte nicht mehr so zornig, und sagen Sie mir einfach, wie ich sie nach Hause schaffen kann, denn ich weiß, Sie können helfen, wenn Sie wollen, und ich begreife noch gar nicht, was für ein glücklicher Zufall mir genau in dem Augenblick zu Ihrer Bekanntschaft verhalf, als ich Ihrer so dringend bedurfte.«
    Norma begann schwach zu werden, wie es den Leuten im Umgang mit Cedric oft erging. Es war erstaunlich, wie schnell er sich durch eine dicke Schicht von Vorurteilen hindurcharbeiten konnte, und wie in Lady Montdores Fall hassten ihn im Allgemeinen diejenigen, die ihn nur von fern gesehen, aber nie kennengelernt hatten. Während sich jedoch Lady Montdore, wenn sie die ihr entgegengebrachte Antipathie zerstreuen wollte, auf »dies alles hier« stützen konnte, musste sich Cedric ganz auf seinen Charme, sein gutes Aussehen und sein tiefes, angeborenes Verständnis der menschlichen und vor allem der weiblichen Natur verlassen.
    »Bitte«, sagte er, die Augen auf sie gerichtet und ein wenig blinzelnd.
    Ich sah, dass er es geschafft hatte; Norma dachte nach.
    »Tja«, sagte sie schließlich, »also es gibt zwei Möglichkeiten. Ich leihe Ihnen einen Sattel, dann reiten Sie mit ihr hinüber – ich weiß nicht, ob sie es schafft, aber man könnte es versuchen …«
    »Nein, Mrs Cozens, nein. Ich verstehe ein bisschen von Literatur – der Kleine Lord Fauntleroy auf seinem Pony, ein prächtiger Anblick, der Wind in seinen goldenen Locken, ausgezeichnet, und wenn mein Onkel so klug gewesen wäre, mich schon in jungen Jahren von Kanada herüberzuholen, dann hätten wir genau dies ohne Zweifel zu sehen bekommen. Aber der trübsinnige alte Don auf seiner Rosinante ist doch etwas anderes, das bringe ich nicht über mich.«
    »Welcher trübsinnige alte Don?«, fragte Norma interessiert. »Aber es hat sowieso keinen Zweck, sie würde es nie schaffen. Zwanzig Meilen, wenn ich’s mir recht überlege – und ich nehme an, sie ist lahm wie eine Ente.«
    Sie trat an den Zaun und spähte hinüber.
    »Diese Fesseln …! Also wissen Sie, ganz ehrlich, es wäre freundlicher … Ja, schon gut, schon gut. Wenn ich Ihnen nicht begreiflich machen kann, dass es diesem Tier besser ginge, wenn es tot wäre, dann müssen Sie eben den Pferdetransporter kommen lassen. Soll ich Stubly von Fannys Apparat gleich anrufen und ihn fragen, ob er sofort vorbeikommen kann?«
    »Nein! Würden Sie das für mich tun? Oh, liebste Mrs Cozens, ich kann nur sagen – Sie sind ein Engel! Was für ein Wunder, dass ich Ihnen begegnet bin!«
    »Platz!«, sagte sie zu ihren Borders und ging ins Haus.
    »Sexuell unbefriedigt, die Arme«, sagte Cedric, als sie fort war.
    »Wirklich, Cedric, was für ein Unsinn. Sie hat vier Kinder.«
    »Trotzdem. Sieh dir all die Fältchen an. Sie könnte es natürlich mit Muskelöl versuchen, und ich werde ihr auch dazu raten, sobald ich sie etwas besser kenne, aber ich fürchte, das Problem sitzt tiefer. Natürlich, ich bin sicher, der Professor ist ein verkappter Schwuler – außer einem Schwulen würde sowieso niemand eine Frau wie Norma heiraten.«
    »Warum? Sie hat doch gar nichts Jungenhaftes?«
    »Nein, meine Liebe, das ist es nicht, aber es gibt einen bestimmten Typus von Norma-Damen, der auf Schwule anziehend wirkt, frag mich nicht, warum, aber es ist so. Wie wäre es,
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