Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
Vom Netzwerk:
hatte, um Kilos loszuwerden, sondern vor allem, um Lady Montdore für ein oder zwei Wochen loszuwerden. Das Leben mit ihr musste auch für den stets gut aufgelegten, vor Energie überschäumenden Cedric strapaziös sein, und vielleicht hatte er das Gefühl, nach fast einem Jahr habe er eine kurze Verschnaufpause redlich verdient.

6
    Cedric Hampton und Norma Cozens lernten sich schließlich doch noch kennen, aber obwohl die Begegnung in meinem Garten stattfand, hatte ich sie nicht arrangiert; es war reiner Zufall. An einem Nachmittag im Spätsommer saß ich auf dem Rasen, auf dem mein kleiner Sohn herumkrabbelte, splitternackt und fast so braun wie ein Negerkind, als Cedrics goldblonder Kopf über dem Zaun erschien und daneben ein anderer Kopf, der eines mageren, uralten Pferdes.
    »Ich komme herein und erkläre es dir«, sagte er, »aber meinen Freund lasse ich hier draußen, ich binde ihn an deinen Zaun, Liebling. Er ist so traurig und so brav, er tut bestimmt nichts, das verspreche ich.«
    Einen Augenblick später war er bei mir im Garten. Ich legte das Kind in den Wagen zurück und wollte Cedric gerade fragen, was das alles zu bedeuten habe, als Norma die kleine Straße heraufkam, die an meinem Garten vorüberführt, sie machte ihren Nachmittagsspaziergang mit den Hunden. Nun halten sich sämtliche Boreleys für berufen, in allen Angelegenheiten, die mit Pferden zu tun haben, aktiv zu werden. Sie erblicken darin ebenso sehr eine heilige Pflicht wie auch ihr gutes Recht, und deshalb kam Norma, kaum dass sie Cedrics neuen Freund traurig und brav an meinem Zaun stehen sah, ohne Zögern in den Garten, um zu sehen, was los sei. Ich machte sie mit Cedric bekannt.
    »Ich will euch nicht unterbrechen«, sagte sie, die Augen auf die berühmten paspelierten Säume geheftet, die heute braun waren, an einem grünen Leinenjackett von andeutungsweise tirolerischem Zuschnitt, »aber draußen ist eine uralte Stute an deinen Zaun gebunden, Fanny; weißt du etwas über sie – wem gehört sie?«.
    »Oh, Mrs Cozens, erzählen Sie mir bitte nicht, das erste Pferd, das ich je mein eigen nannte, sei weiblichen Geschlechts!«, sagte Cedric mit seinem blitzenden (Bürsten-) Lächeln.
    »Das Tier ist eine Stute«, sagte Norma, »und wenn sie Ihnen gehört, dann muss ich sagen, Sie sollten sich schämen, sie so schlecht zu behandeln.«
    »Aber ich habe doch erst vor zehn Minuten begonnen, sie zu behandeln, und ich hoffe, wenn Sie ihr demnächst wieder einmal begegnen, in ein paar Monaten, dann werden Sie sie gar nicht wiedererkennen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie dieses Geschöpf gekauft haben? Die gehört in den Zwinger, und zwar sofort.«
    »In den Zwinger? Warum denn das – sie ist doch kein Hund!«
    »Zum Abdecker, zum Pferdemetzger«, sagte Norma ungeduldig, »sie muss geschlachtet werden, eingeschläfert, sofort, sonst rufe ich den Königlichen Tierschutzverband an.«
    »O bitte, tun Sie das nicht. Ich quäle sie nicht, ich bin freundlich zu ihr. Dieser fürchterliche Mann, dem ich sie abgekauft habe, er hat sie so roh behandelt, er wollte sie zum Abdecker bringen. Gerade davor wollte ich sie bewahren, den Anblick ihres traurigen Gesichts konnte ich nicht ertragen.«
    »Na schön, aber was wollen Sie mit ihr tun, mein lieber Junge?«
    »Ich dachte – ich will sie freilassen.«
    »Sie freilassen? Sie ist doch kein Vogel, man kann Pferde nicht einfach so freilassen – jedenfalls nicht in England.«
    »Doch, ich kann. Vielleicht nicht in Oxford, aber wo ich wohne, gibt es einen vieux parc solitaire et glacé , und es ist meine Absicht, sie dort freizulassen, damit sie ihre Tage weit weg von den Abdeckern verbringen kann. Ist Abdecker nicht ein scheußliches Wort, Mrs Cozens?«
    »Die Weide in Hampton ist verpachtet«, sagte Norma. Solche Dinge wussten die Boreleys immer, darauf konnte man sich verlassen.
    Aber Cedric nahm keine Notiz davon, sondern fuhr fort: »Sie wurde in einem Lastwagen transportiert, hinten schaute ihr Kopf heraus, und ich sah sofort, dass sie sich nach einem netten Menschen sehnte, der sie aus dieser unerfreulichen Lage befreite, deshalb hielt ich den Lastwagen an und kaufte sie. Man sah ihr die Erleichterung an.«
    »Wie viel?«
    »Nun, ich bot dem Mann vierzig Pfund, mehr hatte ich nicht dabei, und er war so nett, sie mir dafür zu überlassen.«
    »Vierzig Pfund!«, rief Norma entgeistert. »Aber Sie könnten ein Jagdpferd für weniger als vierzig Pfund bekommen.«
    »Aber meine liebe Mrs Cozens, das

Weitere Kostenlose Bücher