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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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ebe.»
    «Hä … wie?»
    «Sitz ab», gebietet der Hürlimann-Gott.
    Ich setze mich auf den Hürlimann-Vorderreifen und fühle mich plötzlich unsäglich schlapp. Wie durch Watte höre ich Jakobs Stimme: «Zum das neue Kuppligs-Schibli einbauen zu können, müssen wir ja vorher zerscht ’s alte emal uusboue.»
    «Begriffen: Erst muss die alte Kupplungsscheibe raus.»
    «Damit wir das chönd, müssen wir vorher ’s Getriebe usenand trennen. Damit mer das chönd, müssen wir vorher dä Traktor usenand trennen. Damit wir das chönd, müssen wir vorher den Motor ausbauen. Ganz eifach, im Prinzip, weisch».
    Plumps. Mein Kopf sackt auf meine Brust. «Hä?»
    «Stell dir eifach vor», beruhigt mich Jakob, «stell dir eifach vor, es sei eine Herztransplantation. Das, was wir vorhaben, ist auch nicht viel komplizierter.»
    Ich stöhne, Jakob tätschelt meine Schulter.
    Und dann zieht er, ich traue meinen Augen nicht, einen grünen OP -Handschuh aus der Seitentasche seiner roten Mechaniker-Latzhose, führt ihn zum Mund und bläst ihn auf, bis er aussieht wie ein absurd fetter, fünfbeiniger Frosch. Er streift den Frosch über seine Hand, spreizt die Finger, ballt die Faust, spreizt erneut die Finger: Faust, spreiz, Faust, spreiz. Wir kennen das aus der Serie
Emergency Room
.
    «Aha, vorbildlich! Siehst du, ein guter Schweizer Mechaniker arbeitet eben nicht nur sauber, er arbeitet sogar steril», jubelt mein kleiner Schweizer.
    «Müssen wir steril arbeiten?», frage ich Jakob.
    «Pschscht», macht Jakobs Mund, als er den zweiten Handschuh aufbläst. «Es ist verflixt kühl in deiner Scheune», erklärt er. «Pfrrrrr», macht der Handschuh, als die Luft wieder entweicht. «Da werden die Fingerli styff. Und mit denen da» – er zwingt seine andere Hand ins Latex – «mit denen frürsch du nicht und häsch trotzdem genug Fingerspitze-Gefühl zum chöne schaffe.»
    Ich stehe auf. «Aha, toll, begriffen, verstehe», sage ich und stecke, damit auch meine Finger nicht steif werden, beide Hände in die Hosentaschen. «Und jetzt?», frage ich.
    «Jetzt gaht’s los!», sagt Dr. Dr. Professor Professor Hürlimann Obergott Jakob.

[zur Inhaltsübersicht]
    Teddy
    Das Bild, das sich Teddy darbot, erschütterte ihn, stürzte ihn in ungläubige Fassungslosigkeit. Es war ungeheuerlich, jenseits von allem, was ihn in seinen schlimmsten Albträumen bislang heimgesucht hatte. Dieser Anblick war zu viel. Das war ungerecht. Solches ertragen zu müssen, hatte er nicht verdient. Dabei war er doch nur rumgekommen, um Sonja die freudige Nachricht zu überbringen, dass die kleine Lottogemeinschaft, die er mit ihr seit einigen Monaten bildete, endlich einen Gewinn verbuchen konnte.
    Nach einer ganzen Saison gemeinschaftlicher Pflege und Hütung ihrer kleinen Schafherde hatte er Sonja mit seinem runden Gesicht angelacht und, entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten, eine kleine Rede gehalten: «Nachdem wa nu all die Lämmer glücklich großjezogen haben und die Mütter mit dem Bock ooch janz glücklich sind, und der die glücklich wieder tragend jemacht hat, also, Sonja, wenn et also so aussehen tut, als ob wa ’n glückliches Händchen haben tun würden, bei die Dinge, wo wa uns zusammentun tun, also, da hab ick mir jedacht, det uns vielleicht och det janz große Glück zu zweit hold sein tut, wa?»
    «Was wird das denn, Teddy», hatte Sonja sich gewundert. «Machst du mir gerade einen Heiratsantrag?» Und er hatte empört seinen großen Kopf geschüttelt und «Spinnste jetzt?» gebrummt. «Dann ist ja gut», hatte Sonja gesagt. «Gut für dich, mein Dieter wirft nämlich einen verdammt langen Schatten, diesbezüglich!» Worauf Teddy auf sie hinuntergeblickt und gesagt hatte: «Ne, det weeste doch, damit hab ich nüscht am Hut.» (Offen lassend, was er meinte: das Heiraten oder den langen Schatten) «Ick meen det wirklich große Glück, det Glück mit dat Lotto!»
    Und dann waren sie eine Lottogemeinschaft geworden, die seither jede Woche dieselben Zahlen setzte und jede Woche verlor. Aber jetzt hatte das Glück den Weg von der Schafweide, wo es bisher so brav gewaltet hatte, zu ihnen gefunden und war endlich eingetroffen, na gut, noch nicht das ganz große Glück, aber es hatte wenigstens schon mal leise an die Tür geklopft. 70  Euro fast! 68 , 35 genau.
    Und nun war er rumgekommen, um Sonjas Anteil auszuzahlen. Jetzt am Abend würde sie ja wohl zu Hause sein, er hatte die 34 , 20 dabei, ganz genau abgezählt. Eigentlich müssten es ja nur 34

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