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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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nicht unagemäldet!»
    «Ja, sonst noch was»?», wirft Sonja ein.
    «Ebe», fährt Jakob fort. «Und dann stah ich da so unangemäldet da, ihr seid weg, und dänn … Nei, nei, ich geh lieber auf Nummer sicher, das weischt du doch, Dieter.»
    Der kleine Schweizer in mir nickt anerkennend. «Jawoll, immer anmelden, so gehört sich das.»
    «Wann war das?», frage ich.
    «Was? Dass ich der Sonja aglüütet habe, zum ihr sagen, dass ich das Kuppligsschibli hab?», fragt Jakob.
    «Vor zehn Tagen etwa», antwortet Sonja anstelle von Jakob.
    «Vor genau zwei Wuche», korrigiert dieser.
    «Was?», japse ich. «Sonja weiß seit zwei Wochen, dass du die Kupplungsscheibe von meinem Hürlimann hast und dass du zu uns hochfährst, um sie uns zu bringen?»
    «Nei, zu euch
runter
», korrigiert Jakob abermals. «
Runter
: Is Flachland.»
    «Nein, hoch», beharre ich. «Hoch in den Norden.»
    «Ditaaaa», ruft Sonja, «ist doch blunznwurscht, sagen wir: zu uns nach Amerika!»
    «Apropos Wurst», hauche ich mit deutlich schwächelnder Stimme, «Jakob hat Servelats mitgebracht vom Joweid-Metzger und Tilsiter vom Alphornkäser.» Ich lege die Tüte mit den Sachen neben den Brotkorb. «Aber das weißt du ja sicher auch schon.» Ermattet lasse ich mich auf einen Stuhl sinken.
    «Nein,
das
nicht!» Fröhlich schnappt sich Sonja das Säckli und beginnt, es auszupacken. «Das ist ja mal eine schöne Überraschung, dank dir, Jakob.»
    Der setzt sich mir gegenüber und grinst mich an. «Hä, Dieter, weisch, ich musste den Einbau doch planen, oder? Hier kennt sich doch keiner aus mit einem Hürlimann, das muss ich schon sälber machen, weisch? Und du, du bischt mein Assischtänt. Und Sonja hat halt gemeint, jetzt sei es grad günschtig, weil du die nächschten drüü Tag keinen von deinen komischen Fernsehterminen hast und am Hof bischt. So, und jetzt bin ich eben hier!»
    Da meldet sich empört der kleine Schweizer in mir: «Das ist ja allerhand, hä, wie da deine Frau hinter deinem Rücken Geheimnisse hat und Absprachen trifft, hä, deinen Hürlimann betreffend,
deinen
wohlgemerkt, und dann noch einen Komplott schmiedet, noch dazu mit deinem bestem Freund,
deinem
wohlgemerkt, hä! Lässt dich zwei Wochen lang am ausgestreckten Arm verhungern, oder tut die ganze Zeit so, als ob sie das Wort Hürlimann nicht mehr hören könne, während sie mit Jakob sehr wohl über den Hürlimann spricht, also, nein, da musst du jetzt aber mal durchgreifen, hä, und ein Exempel …»
    «Es reicht!», stelle ich den kleinen Schweizer ab.
    «Hä?», fragt Jakob.
    «Äh, ich überlege mir nur, ob es reicht, ich meine, die drei Tage für das Einbauen der neuen Kupplungsscheibe.»
    «Ah, das meinsch du.» In Jakobs Augen leuchtete die Mechanikerleidenschaft auf. «Mach der kä Sorgen, Dieter, weisch, ich han alles ganz genau im Chopf, hä, alles durchgespielt und durchgeplant. Da komme ich also so etwa auf zwee Tag, wenn’s ganz schlächt läuft, oder. Und dann hab ich noch einen Tag Reserve mit eingeplant, zum Sichergehen. Aber eigentlich, wenn wir morgen losleged, müsste dyn Hürli also allerspätestens übermorn am Abig wieder laufen, hä.»
    «Ja toll», mache ich nur und komme mir doch irgendwie seltsam ausgetrickst vor, von meinen Freund und meiner Frau.
    «Und du, Sonja, du häsch würkli dichtgehalten? Oder war das nur geschauspielert von Dieter mit der Überraschig und allem?», erkundigt sich nun Jakob.
    Sie kichert nur in sich und die Tassen mit Kaffee hinein. Ihr Gesicht strahlt. Schön ist sie, meine Sonja.
    «Sie hat so dicht gehalten wie …» Ich suche nach dem dichtest haltenden Beispiel aller dichthaltenden Dinge: «… wie ein neuer Hydraulikschlauch.»
    «Ah, grad eso dicht?», macht Jakob anerkennend. «Guäti Frau, die Sonja! Obwohl», fügt er lächelnd hinzu, «ich hätte es schon noch verstanden, wenn da doch ein kleines Leckli gewesen wäre.»
    «Von wegen gute Frau», quengelt wieder der kleine Schweizer. «Eben nicht gut. Wenn deine Sonja so etwas enorm Wichtiges so enorm geheim halten kann, was hält die dann außerdem noch geheim vor dir, Dieter, hä? Welche Abgründe hält dieses Weib noch tief verborgen, in ihrem Busen, von denen du Naivling nichts ahnst und weißt. Im Gegensatz zu vielleicht so manchem anderem, aber ich will ja nichts gesagt haben, hä, oder!»
    «Blödsinn», sage ich.
    «Stimmt», bestätigt Jakob. «Ich hätt’s wissen müssen. Die haltet dicht, die Sonja, und alles ist gut.»
    «Nein», beharrt der

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