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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Schwiegertochter und bei mir zu entschuldigen.»
    «Niemals!» rief Peter entrüstet. Opa öffnete die Tür. Schneeflocken wirbelten herein.
    «Mein Gott!» sagte Peter. «Es schneit ja!»
    «Allerdings, es schneit, du Trottel», gab Opa zurück. «Aber das ist dein Problem. Nur zu! Fahr los!»
    «Äh... Der Schnee liegt ja schon bis zum Auspuff...»
    «Geh. Es kommt zuviel Kälte rein», sagte Opa ungerührt.
    «Ach was, ich...» Peter wußte offensichtlich nicht recht weiter. Dann faßte er sich. «Ich hab wohl etwas übereilt gehandelt. Ich sehe mal nach Becky und rede mit ihr. Vielleicht können wir...»
    «Brav, brav.» Opa legte ihm liebevoll die Hand auf die Schulter. «Das tu nur. Aber kannst du nicht vorher eben schnell ins Dorf fahren?» Er sah, wie Peter einen Blick auf seinen halb eingeschneiten Wagen warf. «Du kannst meinen Rover nehmen», sagte er eilig. «Der liegt nicht so tief.»
    «Oh, Sir -» Peter war überwältigt. Der Rover war der ganze Stolz des alten Mannes; niemand durfte ihn fahren außer ihm selber. Daß er den Wagen ihm, Peter, anvertraute, bedeutete eine noch größere Ehre, als daß er ihm seine Tochter anvertraut hatte. Er ging hinaus. «Bring lieber gleich sechs mit», rief Opa ihm nach. «Für den Fall, daß wir hier monatelang eingeschneit sind -»
    «- haben wir dann wenigstens Soda im Haus», ergänzte May trocken. Sie schlenderte mit ihrem Schwiegervater durch die Diele zurück. Im Geist hatte sie Peter schon von der Liste der Esser gestrichen. Jetzt setzte sie ihn wieder drauf und überlegte, wann er wieder zurück sein würde, wann Jocelyn und Gaylord wohl wieder auftauchten und wie die Unglückshühner im Ofen die lange Wartezeit überstehen würden.
    Oben wurde eine Tür zugeschlagen. Gleich darauf kam Becky herunter, mit feucht schimmernden Augen und schmalen Lippen. «Hat jemand Peter gesehen?» fragte sie laut.
    «Ja», sagte Opa. «Er ist gerade rausgegangen.»
    Becky zuckte zusammen. «Soll das heißen», fragte sie, «daß er - daß er fort ist?» Sie lief auf die Haustür zu.
    «Becky», sagte May liebevoll, «es ist nicht gerade das richtige Wetter draußen für silberne Sandalen und ein rückenfreies Abendkleid.»
    «Aber —» fing Becky kläglich an. «Ich dachte nicht, daß er wirklich... Du, May, glaubst du, er ist zu - zu ihr gefahren?»
    «Kommt drauf an, was du zu ihm gesagt hast.» Opa war die Strenge in Person. «Du weißt ja: kleiner Zank, großer Stank.»
    «Ich hab’s doch gar nicht so gemeint -»
    «Es kommt nicht darauf an, was du gemeint, sondern was du gesagt hast.»
    «Na ja, ich hab sicher ziemlich scheußliche Sachen zu ihm gesagt.»
    Beckys reizendes Gesicht sah so reuevoll aus, daß May den Arm um sie legte und sagte: «Komm, wir wollen dich nicht länger auf die Folter spannen, Becky. Dein Vater hat Peter ins Dorf geschickt. Er soll ein paar Flaschen Soda holen, für den Fall, daß wir hier einschneien.»
    «Dann kommt er also wieder?» Becky strahlte. «Aber wieso sollen wir hier denn einschneien?»
    «Schau mal nach draußen, dann siehst du es.»
    Becky trat ans Fenster und spähte nach draußen, dann kam sie zurück und stellte sich vor ihren Vater hin. «Du alter Egoist», sagte sie. «Bei diesem Wetter meinen armen Peter loszuschicken, nur damit du deinen Gelüsten frönen kannst. Schäm dich!»
    «Mein liebes Kind», sagte Opa spitz. «Ohne mich und meine Gelüste wäre Peter längst über alle Berge. Dann wäre er jetzt vielleicht unterwegs zu seinem Rotkopf, um sich trösten zu lassen.»
    «Woher willst du das wissen?»
    «Er hat mir mit deutlichen Worten zu verstehen gegeben, daß ich meine Tochter behalten könne.»
    May konnte der Versuchung, ihrer Schwägerin die Meinung zu sagen, nicht widerstehen. «Wir hatten allerdings den Eindruck, du hättest ihn tief verletzt, Becky.»
    «Ach, der Arme. Und ich wollte ihn doch nur ein bißchen ärgern...» Becky war voller Reue.
    Na, Gott sei Dank, dachte May. Damit war zumindest eine der Spannungen für dieses Wochenende beseitigt. Jetzt brauchte sie sich nur noch um ihre beiden Männer zu sorgen, um die Tanten, um Edouard und um die Hühner, die wahrscheinlich nie mehr auf den Tisch kommen würden. Soeben erschien Bea und fragte: «May, wann essen wir eigentlich? Dorothea hält es ohne Essen nicht länger als höchstens fünf Stunden aus. Wie die Spatzen.»
    «Essen — wieso?» fragte Opa unschuldig. «Wir können noch gar nicht essen. Ich habe doch meinen Whisky-Soda noch gar nicht

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