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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Also war es seine Pflicht, Interesse für ihr Anliegen zu bekunden.
    «Es war nicht recht von mir», sagte sie jetzt, «Sie so einfach zu überfallen, Mr. Pentecost. Ich hätte Ihnen vorher schreiben sollen.»
    «Nein, nein, durchaus nicht. Ich freue mich wirklich, daß Sie gekommen sind. Es tut mir nur leid, daß Ihr Besuch mit so einem Desaster enden mußte. Es ist allein meine Schuld.»
    Verrückt, dachte Gaylord, was Erwachsene in einer so gefährlichen Situation für langweiliges Zeug reden konnten! Er blickte wieder aus dem Fenster. «Jetzt sind es schon zwei», verkündete er. «Sie starren dauernd zu uns herüber. Bestimmt wollen sie uns verschlingen.» Aber natürlich hörte ihm niemand zu. Nicht einmal Miss Thompson. Dabei hatte sie doch den einen Schneemenschen selbst gesehen! Typisch. Mal so, mal so - wie alle großen Leute!
    Miss Thompson war mit ihren Gedanken tatsächlich ganz woanders. «Bitte, Mr. Pentecost, Sie brauchen sich wirklich nicht zu entschuldigen. Ich hätte nicht kommen sollen. Nur - es lockte mich so, weil ich Ihre Bücher so bewundere.»
    «So? Vielen Dank, Miss Thompson.» Komplimente waren Nektar für Jocelyn. Und in diesem Schneesturm, in einem Auto ohne einen Tropfen Benzin im Tank, konnte er die doppelte Menge vertragen. «Man versucht», fuhr er fort, «das Leben widerzuspiegeln, und freut sich, wenn es einem etwas gelingt... Mein Gott, da kommt etwas!» Mit einem Satz war er aus dem Wagen.
    Bittere Enttäuschung überfiel Gaylord. Das Abenteuer, das so herrlich angefangen hatte, drohte zu Ende zu gehen! Hoffentlich fuhr das sich nähernde Auto einfach vorbei. Aber der Land-Rover verlangsamte schon sein Tempo, und jetzt hielt er an.
    Duncan Mackintosh stieg aus und kam näher. Nicht einmal der Anflug eines Lächelns verzog sein Gesicht. «Ich dachte mir schon, als ich das Auto sah, daß Sie es sind, Mr. Pentecost. Ist was los mit dem Wagen?»
    Hätte man Jocelyn Pentecost eine Liste mit den fünfzig Millionen Namen der Einwohner Großbritanniens gegeben und ihn aufgefordert, den Mann zu nennen, von dem er am wenigsten gern aus der Patsche gezogen werden wollte, hätte er zweifellos auf Anhieb Duncan Mackintosh genannt. Ausgerechnet dieser gräßliche Kerl, dachte er. Ausgerechnet dieser praktische, tatkräftige, humorlose Schotte mußte hier auftauchen. Der Mann, neben dem er sich immer wie ein schwachsinniger Schuljunge vorkam. Verdrossen antwortete er: «Ich hab kein Benzin mehr.»
    «Sind Sie ganz sicher? Ist es auch nichts anderes? Steht der Anzeiger auf leer?» Er warf einen prüfenden Blick auf das Armaturenbrett und klopfte mit dem Finger auf die Benzinuhr. «Hier - das ist er.»
    «Ach. Und ich dachte, das ist der Tacho», sagte Jocelyn. Es war der beste Beweis für seine Gereiztheit, dachte er im gleichen Augenblick, daß er sich zu einer so billigen Spöttelei hinreißen ließ.
    «Nein.» Mr. Mackintosh deutete auf den Tachometer. «Das hier ist der Tacho.» Noch einmal klopfte er mit dem Zeigefinger auf die Benzinuhr. «Ja, tatsächlich, der Tank ist leer. Sie steigen am besten um in den Land-Rover. Schalten Sie die Scheinwerfer aus, und sehen Sie zu, daß die Fenster alle geschlossen sind.»
    Sie ließen das Auto stehen und stiegen um. Miss Thompson dachte: Ausgerechnet der Mann, den ich wegen seiner Tochter sprechen wollte. Was für ein Zufall! Jocelyn dachte: Warum habe ich dem Kerl nicht klipp und klar gesagt, daß ich weiß, welches die Benzinuhr ist, und selber gesehen habe, daß der Zeiger auf leer stand? Gaylord blickte sehnsüchtig auf das kleine Auto zurück, das schon halb eingeschneit war - Schauplatz eines todbringenden Abenteuers, das Julias Vater nun durch die viel zu frühe Rettung der Helden verdorben hatte.
    «Miss Thompson ist Julias Lehrerin», sagte Mr. Mackintosh mit unbewegter Miene.
    «Ach, was für ein Zufall», sagte Jocelyn Pentecost.
    «Aye.» Schweigend fuhr Mr. Mackintosh weiter.
    «Man kommt sich so furchtbar dumm vor, wenn man mit leerem Tank dasteht», sagte Jocelyn.
    «Ich sorge immer dafür, daß meiner nie weniger als viertelvoll ist. Wenn Sie sich an diese einfache Faustregel halten, kann Ihnen kaum was passieren.»
    Wie recht er hatte! Und wie abstoßend selbstsicher alles klang, was er sagte. Doch jetzt sagte eine entschlossene Stimme:
    «Ich finde, das sollte jedem mindestens einmal im Leben passieren. Man wird dann nicht so leicht überheblich.»
    Das saß. Mr. Mackintosh schwieg eine Weile. Dann sagte er ruhig: «Besser

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