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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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überheblich als beschränkt, Miss Thompson.»
    Wieder vertrieb glühender Zorn - diesmal wegen Jocelyn Pentecost - ihre Scheu. Sie sagte: «Wann werden Sie Ihrer Tochter erlauben, mit ihrem Leben das anzufangen, was sie möchte, Mr. Mackintosh?»
    Er antwortete nicht darauf. Nur die plötzliche Steigerung des Tempos zeigte, daß er die Frage gehört hatte und übelnahm.
    «Ich habe Sie etwas gefragt, Mr. Mackintosh.»
    «Ich habe es gehört, Miss Thompson. Darf ich Sie daran erinnern, daß ich der Vater bin und Sie dafür bezahlt werden, dem Kind Lesen und Rechnen und Schreiben beizubringen?»
    «Das war nun wirklich nicht nötig, Mr. Mackintosh», sagte Jocelyn.
    «Wenn Sie sich über mich beschweren wollen, Mr. Pentecost, wenden Sie sich bitte an meinen Arbeitgeber, Mr. Pentecost senior.» Wendy Thompson wandte sich dankbar an Jocelyn und sagte: «Sie brauchen mich nicht zu verteidigen, Mr. Pentecost. Mir liegt nur daran, daß Julia die Erlaubnis zum Tanzen bekommt, das ist alles. Stellen Sie sich einmal vor, Ihre Eltern hätten Ihnen verboten, Schriftsteller zu werden.»
    Jetzt hielt es Gaylord nicht länger aus. Er hatte schon allzu lange geschwiegen. «Mummi sagt immer, wenn Paps kein Schriftsteller geworden wäre, dann hätte er einen erstklassigen Schmied abgegeben.»
    «Na, ob das für Sie das richtige gewesen wäre, Mr. Pentecost—» meinte der Schotte.
    «Mein Gott», rief Jocelyn ärgerlich, «damit will meine Frau doch nur sagen, daß ich ungeschickt mit den Händen bin.»
    «Aye. Das fällt mir immer wieder auf: Die Engländer sagen oft das Gegenteil von dem, was sie meinen. Und wenn man’s als Schotte dann nicht versteht -» jetzt schwang Bitterkeit in seiner Stimme mit - «sagen sie, es war nur ein Scherz.»
    «Und warum wollen Sie nicht, daß Julia eine Ballettschule besucht, Mr. Mackintosh?»
    «Ach, ich... äh... Weil sie nach acht Tagen doch keine Lust mehr hätte.»
    «Das stimmt nicht.»
    «Und weil es mir nicht paßt, daß meine Tochter halbnackt vor lüsternen Männern rumtanzt.»
    «Es geht um Ballett, nicht um Striptease, Mr. Mackintosh. Sie waren doch vermutlich auch damit einverstanden, daß Ihre Frau—» Jetzt war sie zu weit gegangen, hatte die unsichtbare Linie zwischen dem Erlaubten und dem nicht mehr Zulässigen überschritten - das wußte sie, und es tat ihr leid. Er blickte sich böse zu ihr um und sagte: «Lassen Sie meine Frau aus dem Spiel, Miss Thompson.»
    «Entschuldigen Sie, bitte. Das hätte ich nicht sagen sollen. Es tut mir leid. Aber eines muß ich Ihnen sagen: Wenn Sie Julia das Tanzen verbieten, nehmen Sie ihr damit einen großen Teil der Freuden, die ihr das Leben zu bieten hat. Und es sind doch nicht allzu viele, meine ich.»
    «Unfug!» sagte er grob.
    «Es ist genauso, als sperrten Sie eine Lerche in den Käfig, Mr. Mackintosh.»
    Er schwieg. Sie waren jetzt fast am Gutshaus angekommen. Er seufzte und sagte: «Eine so zierliche junge Frau und trotzdem ein richtiger Kampfhahn! Imponiert mir, Ihr Mut, Miss Thompson. Aber ich will nicht, daß Sie Julia Flausen in den Kopf setzen.»
    «Das tue ich auch gar nicht. Es geht um etwas, was sie seit langem im Kopf hat und sich von Herzen wünscht.»
    «Aye. So, Mr. Pentecost, da wären wir. Und vergessen Sie nicht: Wenn der Tank nur noch viertelvoll ist, immer gleich auftanken! Dann passiert Ihnen so eine dumme Geschichte nicht wieder. Gute Nacht allesamt.» Er fuhr los. Die Rücklichter entschwanden im Schneegestöber.
    «So ein Grobian», sagte Miss Thompson lachend. «Aber ich gebe noch nicht auf.» Dann sah sie Jocelyn erschrocken an. «Ach, ich wollte ihn doch bitten, mich ins Dorf zu bringen! Das habe ich nun im Eifer des Gefechts ganz vergessen.»
    «Liebe Miss Thompson, Sie wären ja doch nicht mehr nach Ingerby gekommen. Nein, nein, meine Frau wird Sie schon noch unterbringen, und morgen früh fahren wir Sie dann nach Hause.»
    «Ach ja, bleiben Sie doch bei uns, Miss Thompson!» drängte Gaylord. Er fühlte sich immer noch als ihr Beschützer. Vielleicht konnte er sie sogar heiraten, wenn er groß war. Die Verkäuferin vom Supermarkt hatte ja schon einen Mann. Und Miss Thompson war eigentlich sogar noch netter als Tante Becky.
    Hier übernachten, in diesem turbulenten Haus? Wendy Thompson überlegte. Mr. Jocelyn Pentecost war reizend und überaus höflich, und der kleine Junge war einfach bezaubernd... Aber Mrs. Pentecost gegenüber fühlte sie sich sehr unsicher. Außerdem wurde ihr bei der Vorstellung,

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