Lieber Frühling komm doch bald
Widerrede. Aber mit der Gewißheit, daß ihm die Inspektion der Innereien einer Gans genausoviel genützt hätte. Trotzdem war er im Begriff, einen Blick unter die Motorhaube zu werfen, als Gaylord wieder anfing: «Der Onkel von Henry Bartlett ist auch —»
«Ach, geh doch zum Teufel mit dem Onkel von Henry Bartlett», sagte Jocelyn.
Miss Thompson drehte sich nach Gaylord um. «Erzähl’s mir nur», sagte sie leise.
Gaylord war gekränkt. «Ich wollte bloß sagen, der hat auch einmal eine Panne gehabt und hat den Hilfsdienst angerufen, und als der Mann vom Hilfsdienst hinkam, hat er gesagt, sehr einfach, Sie haben kein Benzin mehr im Tank. Henrys Mutter sagte, der kam sich vielleicht blöd vor!»
Jocelyn hatte schon das rechte Bein draußen; jetzt zog er es zurück und schloß ruhig die Tür. Er blickte auf die Benzinuhr.
«Du, Paps, willst du nicht mal unter die Haube gucken?» fragte Gaylord.
«Nein», sagte Jocelyn tonlos. «Ist nicht nötig.»
May machte sich Sorgen. Hoffentlich kamen Jocelyn und Gaylord mit der jungen Lehrerin gut durch den Schneesturm. Aber sie hatte nicht viel Zeit, sich düsteren Gedanken zu überlassen. Sie mußte Tante Bea versichern, daß die elektrische Heizdecke sie nicht zum Tode befördern werde. Sie mußte Becky und Peter in Beckys früheres Zimmer begleiten, wo Becky plötzlich anfing, die Hände zu ringen, und rief: «Oh, glückliche Mädchenjahre! Ach, May, warum habe ich bloß damals nicht geahnt, wie gut ich es hatte?» Eine Frage, die Peters Laune nicht gerade verbesserte. Sie mußte zu verhindern suchen, daß den Hühnern, die schon so lange im Ofen brutzelten, die Beine und Flügel abfielen. Sie mußte Tomatensaft für Dorothea, Gin für Bea und Edouard und Whisky für Opa holen und dazu für jeden ein passendes Glas. Und jetzt erschien Opa, den leeren Sodasiphon in der Hand und mit einem Katastrophenblick in den Augen. «May, der Siphon ist leer. Jocelyn muß schnell ins Dorf fahren.»
«Tut mir leid, Schwiegervater», erwiderte May. «Jocelyn ist weggefahren.»
«Weg? Wohin?» Opa legte Wert darauf, jederzeit zu wissen, wo jeder war, was er machte und warum er es tat.
«Er bringt Miss Thompson nach Hause.»
«Wer ist Miss Thompson?»
«Das Mädchen mit dem Mini.»
«Zum Donnerwetter!» sagte Opa gereizt. «Er hat doch schließlich Pflichten gegenüber seiner Familie, May. Das Haus ist voller Gäste, seine Frau steht am Herd -»
«Und sein Vater braucht Soda», warf May boshaft ein.
«Jawohl. Wenn die Frau ihr Auto nicht so ungeschickt vors Haus gestellt hätte, dann hätte sie längst nach Hause fahren können. Und Jocelyn wäre hier und könnte sich nützlich machen. Na gut, dann muß ich wohl selber gehen», schloß er verärgert.
«Du weißt, daß wir Schneesturm haben?»
Er starrte sie an. «Nein, natürlich weiß ich nicht, daß wir Schneesturm haben. Mir sagt ja niemand was.» Er sah seine Schwester kommen. «Bea, nun hör dir das an! Du bist doch vorhin in den Wagen von der jungen Frau reingefahren. Stell dir vor, Jocelyn, der Narr, bringt sie nach Hause, und ich sitze da und hab kein Selterswasser für meinen Whisky! Und obendrein schneit es wie besessen.»
«Es schneit?» schrie Tante Bea. «Mein Wagen! Er steht noch draußen. John, bitte, hol doch schnell Beckys jungen Mann, damit er ihn in den Schuppen fährt.»
In diesem Augenblick kam Beckys junger Mann wie gerufen die Treppe heruntergestürzt. Er stürmte durch die Diele und rief Opa zu: «Mr. Pentecost, Ihre Tochter können Sie behalten, und ich wünsche Ihnen viel Glück dazu. Ich gehe.»
«Du, Peter», sagte May freundlich, «würdest du wohl Schwiegervater bitte helfen, Tante Beas Wagen unterzustellen, bevor du gehst? Und auch den von Miss Thompson? Bitte.»
«Ich denke gar nicht -» begann Peter hitzig. Da fing er Mays heiteren Blick auf. War das ein Trick, mit dem sie ihn festhalten wollte? May war intelligent, das wußte er, aber sie mußte schon außerordentlich intelligent sein, um ihn nach dem, was Becky eben gesagt hatte, zum Bleiben zu bewegen. Immerhin - May hatte ihn dazu gebracht, einen Augenblick nachzudenken. Er sagte: «Entschuldige bitte, May. Ich war wohl nicht sehr höflich.»
May sah ihn freundlich lachend an. Aber John Pentecost war mit seinen Gedanken noch bei dem Schneesturm. Er ging zur Haustür, legte die Hand auf den Türgriff und sagte: «Schön, junger Mann. Geh nur. Und komm erst wieder, wenn du bereit bist, dich bei
meiner Tochter, bei meiner
Weitere Kostenlose Bücher