Lieber Frühling komm doch bald
Höflichkeit, dann war es sein Takt, mit dem er schwierige Situationen rettete. Beruhigend sagte er jetzt: «Das passiert dir wirklich nicht oft, May, daß du zuwenig hast. Aber laß nur, wir machen alle mal einen Fehler. Das ist doch nicht weiter schlimm, Kindchen.»
«Ich hole jetzt den Kaffee», sagte May erschöpft.
Derek Bates war dabei, einen Rachefeldzug zu planen. Zusammen mit zwei Freunden saß er in seinem Zimmer. Alle drei hatten sich einen Strumpf über den Kopf gezogen. Das hatte Derek vorgeschlagen, und sie waren begeistert darauf eingegangen. Die Maske verwandelte sie.
Tag und Nacht hatte Derek über seine Demütigung gegrübelt; wie ein Geschwür hatte sich der Groll in ihm ausgebreitet. Freude hatte er nur noch an seinem Haß, und nur Rache konnte ihm helfen.
«Wir könnten den Jungen entführen und ihn dann in den Fluß schmeißen», sagte er jetzt.
Die Reaktion der anderen war wegen der Strumpfmaske nicht deutlich sichtbar, doch schienen sie nicht sonderlich begeistert von dem Vorschlag. Einer sagte: «Der Alte, weißt du, der deine Maschine...» Er stockte. «Hat der eigentlich deine Nummer notiert?»
«Woher soll ich das wissen?»
«Dann könnte er dich leicht finden. Nee - das mit dem Jungen finde ich nicht richtig.»
«Feigling!» schnarrte Derek.
Das paßte Norman nicht. «Ich meine — es war ja nicht seine Schuld.»
«Und wenn schon!» sagte Frank. Er hielt auch nichts davon, den Jungen umzubringen. Aber die Schuldfrage spielte für ihn überhaupt keine Rolle. Jemand hatte Dereks Motorrad in den Fluß geschmissen, und einer mußte dafür bezahlen. Wer, das war doch wohl egal, oder?
«Wir könnten ja den alten Knacker zusammenschlagen», meinte Norman.
Von dieser Idee war nun wiederum Derek nicht sehr angetan.
«Ich weiß nicht. Dem traue ich allerhand zu», meinte er zweifelnd. «Der hat Kräfte.»
«Er ist aber doch alt?»
«Ja, aber Kräfte hat er trotzdem. Der Junge wäre besser.»
«Ich hab mal gesehen, wie ein Kerl einen mit ’ner kaputten Bierflasche zugerichtet hat. Im Fernsehen. Mann, das war vielleicht was!» sagte Frank genießerisch.
«Ja, ’ne kaputte Bierflasche, das wäre gut», meinte Derek nachdenklich.
Frank war stolz auf seinen nützlichen Vorschlag. Im einzelnen mußte natürlich noch viel überlegt und vorbereitet werden. Aber sie hatten nun doch immerhin eine Idee.
«Und wir könnten auch im Haus gleich ein bißchen Putz machen, während wir warten», sagte Derek. Er sehnte sich nach Rache, aber sie sollte nicht so schnell zu Ende sein.
Es war Zeit zum Gehen. Betrübt ging Wendy Thompson mit Mr. Pentecost zur Garage hinüber. Sie hatte sich von Mrs. Pentecost verabschiedet und sich sehr herzlich für die Gastfreundschaft bedankt. Mrs. Pentecost war sehr liebenswürdig gewesen, aber Wendy wußte natürlich, daß sie für ihre Gastgeberin nicht mehr als ein Gast zuviel an einem turbulenten Wochenende gewesen war. Mit Tante Bea hatte sie die Adressen und Versicherungsdetails ausgetauscht, und zum Schluß hatte die herrische alte Dame ihr lachend die Hand geschüttelt und gesagt: «Leben Sie wohl, junge Frau, und passen Sie das nächste Mal besser auf beim Parken, verstanden?» Der alte Herr hatte von seiner Zeitung aufgeblickt, war dann etwas mühsam auf die Füße gekommen und hatte mahnend gesagt: «Also, Miss Robinson, sehen Sie zu, daß Sie bis zum letzten Penny alles von Bea wiederkriegen - sie hat es! Stimmt doch, nicht wahr, Bea?»
«Mein Gott, John, willst du damit etwa sagen, daß es meine Schuld war?»
Becky und Peter hatten höflich lächelnd den Kopf geneigt. Wendy Thompson sah ihnen an, daß beide keine Ahnung hatten, wer sie war, warum sie hier war und wohin sie jetzt ging. Tante Dorothea sagte: «Auf Wiedersehen, Miss Crabtree. Wie schade, daß Sie abgerufen werden.»
Nur für den Franzosen war sie offenbar mehr als ein Blatt im Wind. Er küßte ihr die Hand und blickte sie bewundernd an. «Ich wünsche Ihnen viel Glück mit Ihrer kleinen Schülerin, Miss Thompson. Es ist ein Erlebnis heutzutage, jemandem zu begegnen, der versucht, die - Fackel der Schönheit am Leben zu erhalten.»
«Vielen Dank», sagte sie lächelnd.
Er gab ihr seine Karte. «Hier haben Sie meine Adresse. Ich kann Ihnen mit nichts als Geld helfen», sagte er ruhig. «Aber bitte, zögern Sie nicht -»
«Vielen Dank», sagte sie noch einmal. Und nun stand sie vor der Garage, und Jocelyn ließ den Wagen an. Sie blickte zurück auf das große Haus, die
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