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Lieber Onkel Ömer

Titel: Lieber Onkel Ömer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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unerträgliche
     Gestank hätte selbst das wildeste Tier unverzüglich in die Flucht geschlagen, aber nicht Eminanim, die ja sonst angeblich
     eine so feine Nase hat! Meine Frau schlief mit so einem glücklichen Lächeln auf dieser stinkenden Matratze, als würde sie
     in einem herrlich duftenden Rosengarten liegen. Kurz darauf verwandelte sich der herrlich duftende Rosengarten in ein höllisch
     lautes Sägewerk, meine Frau fing nämlich aus vollem Rohr an zu schnarchen. Ich rollte sie zur Seite, damit sie wenigstens
     so lange Ruhe gab, bis ich einschlafen konnte.
    Wenige Sekunden später legte das Sägewerk erst richtig los! Ich drehte Eminanim mit viel Mühe von rechts nach links – aber
     es brachte alles nichts! Egal, wohin ich sie drehte – sie schnarchte fürchterlich und ohne Pause!
    Ich riss zwei Stöpsel aus dieser stinkenden Luftmatratze raus und steckte sie mir in die Ohren! Pfeifend strömte die Luft
     aus der Plastikmatratze heraus, und unsere Hintern landeten auf dem Boden. Was lediglich zur Folge hatte, dass Eminanim noch
     lauter schnarchte – wer hätte das für möglich gehalten, dass man diesen Lärm noch steigern kann?
    Als die ersten Sonnenstrahlen sich ihren Weg in unser Zelt bahnten, war ich bereits völlig verzweifelt. Ich hatte die ganze
     Nacht kein Auge zugetan. Stattdessen hatte ich meine schnarchende Frau hundertzweiundsechzig Mal um ihre eigene Achse gedreht,
     aber es hatte nichts gebracht, sie schnarchte immer noch wie ein Grizzlybär im Winterschlaf.
    |149| Dann endlich wurde sie wach und sagte gut erholt:
    »Osman, eins sage ich dir, zu Hause werde ich dir aber nicht erlauben, mich die ganze Nacht über ständig hin und her zu drehen!«
    »Wie, hast du das etwa gemerkt? Ich dachte, du schläfst die ganze Zeit«, fragte ich verärgert.
    »Wie soll ich denn schlafen können, wenn du mich ununterbrochen hin und her rollst? Ich hab mir gedacht, wir sind ja im Urlaub,
     der Junge soll seine Sexfantasien ausnahmsweise mal ausleben dürfen«, lachte sie.
    »Ich fass es nicht! Sexfantasien sagst du? Mordfantasien habe ich gehabt«, rief ich und stürmte stocksauer und stocksteif
     aus dem winzigen und stinkenden Plastikzelt raus.
    Kaum war ich draußen, ging das höllisch laute Geschnarche schon wieder von vorne los! Völlig erschrocken stellte ich fest,
     dass die ganze Nacht über nicht meine Frau die Quelle des Lärms gewesen war, sondern ein ungebetener Nachbar, der ungefragt
     seinen Schlafsack direkt neben unserem Zelt aufgerollt hatte. Der dicke Mann und sein noch dickerer Hund schnarchten so laut
     um die Wette, dass nicht mal die Brandung des Meeres zu hören war.
     
    Lieber Onkel Ömer, das war doch wirklich zum Haareraufen! Dass ich in Hotels immer von Schnarchern umzingelt werde, das kann
     ich schon irgendwie als Ironie des Schicksals abtun. Aber dass sich so ein Idiot auf dem tausend Kilometer langen Küstenstreifen
     direkt vor meiner Nase, besser gesagt, direkt neben meinem Ohr, positionierte, das grenzte schon an Zeltfriedensbruch!
    Plötzlich hörte der riesengroße Kampfhund mit dem |150| Schnarchen auf und fing an zu schnüffeln. Bevor er mich entdecken konnte, hechtete ich zurück in mein Zelt und zog den Reißverschluss
     ganz fest zu. Soviel ich weiß, ist noch kein Mensch durch Lärm gestorben, aber durch brutale Kampfhunde schon etliche!
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Herr Nachbar«, rief der Mann mir hinterher.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie beim Schlafen einen riesengroßen Schalldämpfer benutzen müssten«, brüllte ich zurück.
    »Hahaha, guter Witz«, lachte er, »aber in jedem noch so dummen Spruch steckt ein Fünkchen Wahrheit. Mit dieser Ausrede hat
     sich damals nämlich auch meine Ex von mir scheiden lassen. Aber selbst wenn ich ab und zu ein bisschen schnarchen sollte,
     in der freien Natur kann ich ja damit niemanden stören, nicht wahr?«, lachte er sich schief.
    »Komm, Osman, lass uns losfahren, ich hab Hunger«, sagte meine Frau.
    Ich armer Mensch hatte auch nichts im Magen und war völlig fertig – genauso wie unser armer Ford-Transit, dessen Batterie
     heute Nacht beim Zeltaufbau den Geist aufgegeben hatte. Der Motor gab überhaupt keinen Ton mehr von sich, und Franz-Josef
     bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle, nach dem lutherischen Motto: »Hier stehe ich – ich kann nicht anders!« Unser
     Auto war über Nacht Protestant geworden.
    Danach tat ich das, was alle Männer machen, wenn der Wagen nicht anspringt –

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