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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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aber ich schüttelte den Kopf. Ich war genau auf dem richtigen Level zum Nachdenken. Das nächste Level wäre genau richtig, um mich zu amüsieren. Und danach würde nichts mehr richtig laufen.
    »Ich muß Ihnen etwas zeigen.« Er stand auf und ging zu einer Tür, hinter der vermutlich der Rest der Wohnung lag. »Computerzeug. Sie verstehen etwas von Computern, oder?«
    Niemand, der etwas von Computern verstand, nannte sie so. Leute, die mit Computern arbeiteten, benutzten gern Schlagworte. Sie kannten den Jargon. Sie sagten Maschine, Kiste, Disk, Floppy, Printout.
    »Ich bin ein bißchen raus aus der Materie«, rief ich ihm nach.

    »Scheiße, ich glaub’s nicht.«
    Tony hatte bisher nicht geflucht; also nahm ich an, daß es schlechte Nachrichten gab. Er kam mit einem Stoß Papier zurück, schob Tassen und Gläser beiseite und breitete die leeren Blätter auf dem Tisch aus. Die Hunde waren jetzt wach, und sie sahen mich an, als ob es meine Schuld wäre. Sie machten mich nervös.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Jemand war da und hat das Zeug, das ich kopiert habe, gegen das hier eingetauscht. Hier ist nichts.«
    »Sollten es die Kopien eines Computer-Printouts sein?«
    »Ja. Ja.« Er dachte jetzt nach, und mein Gebrabbel machte ihn ungeduldig.
    »Wer war’s denn?«
    »Mein Gott! Wer! Verflucht, ich weiß es nicht, oder?«
    Er sprang aus seinem Sessel und fegte die Blätter mit solcher Wucht vom Tisch, daß die zarten weißen Tassen wegflogen und zersprangen und unsere Gläser über den Boden kullerten. Die Hunde erhoben sich knurrend, als Tony sich entfernte. Ich blieb sitzen; die unsichere Situation hatte mich gelähmt. Er drehte sich um und umklammerte die Lehne seines Sessels, und er ließ den Kopf zwischen die gestreckten, muskulösen Arme hängen. Nach einer Weile schaute er hoch und richtete sich auf. »Tommy. Er muß es gewesen sein«, sagte er ein bißchen ruhiger.
    »Tommy?«
    »Tommy. Dieser blöde, verfluchte Scheißer. Er muß hiergewesen sein und das Zeug mitgenommen haben.«
    Ah, Tommy. Ich mußte ihn bewundern, daß er es auf sich genommen hatte, dem doppelköpfigen Zerberus entgegenzutreten, nur um seine Privatsphäre zu schützen. Anscheinend war der große Bruder Tony nicht der einzige, der sich gern mit einer Versicherung versah. Die Angelegenheit hatte eine komische Seite, aber dies war nicht der Augenblick, Tony darauf aufmerksam zu machen. Ich sprach behutsam und bemühte mich, hilfreich zu sein. »Erinnern Sie sich noch, worum es ging?«
    »Ja. Nicht vollständig, aber einen allgemeinen Eindruck hatte ich schon.«
    »Was war es denn?«
    »Ein computergenerierter Bericht. Ein Finanzreport, so was.«
    »Von Ghea?«
    »Yeah.«
    »Woher hatte Tommy den?«
    »Aus ihrer Bude. Genau wie die Tapes.«
    »Dann muß es wichtig gewesen sein. Haben Sie es durchgelesen?«
    »Lassen Sie’s gut sein, ja?«
    Seine Lippen bewegten sich, als habe er eine Fleischfaser zwischen den Zähnen. Einer der Hunde winselte kurz, setzte sich auf und starrte Tony an wie ein besorgter Vater ein verstörtes Kind. Tony ging um seinen Sessel herum und setzte sich; er spreizte die Beine, legte die Arme leicht auf die Knie und beugte sich vor. Er sprach in dem knappen, beschämten Tonfall, den ein junger Mann sich für den Augenblick aufhebt, da er seinem Mädchen mitteilen muß, daß sie eine unspezifizierte, auf sexuellem Wege übertragene Krankheit eingefangen habe, und zwar möglicherweise von ihm.
    »Ich habe ein Problem, und Sie vielleicht auch, wenn die glauben, daß Sie damit zusammenhängen. Die Kopien wurden auf meinem Kopierer angefertigt, auf dem Pub-Papier. Es sollte schnell gehen, und ich habe die Papierkassetten nicht ausgewechselt. Wenn Tommy sie geklaut hat, hat er sie entweder weggeschmissen oder in sein Versteck getan. Wenn er sie wieder zu den Originalen gelegt hat, dann hat die derjenige, der ihn umgebracht hat, und er muß wissen, daß ich sie gesehen habe. Er hat auch die Kassetten — Seethru, The Unreleased Johnny Waits und die, die Sie mir gegeben haben. Hoffen wir, er weiß nichts von unserem Deal, denn sonst wird er sich fragen, wieviel Sie wissen.«
    Ich mußte nachdenken über das, was er gesagt hatte. Keith. Er war der einzige, der von dem Deal wußte, und er erwies sich als der Unzuverlässigste. »Hören Sie, er muß diesen Zusammenhang nicht unbedingt herstellen. Überhaupt dachte ich, Sie hätten gesagt, der Mörder hatte es auf die Fotos abgesehen.«
    »Yeah, hm... Kommen Sie, ich bringe Sie

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