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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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sie zum Nachdenken bringen. Ich werde der Polizei davon erzählen, Tony. Ich muß.«
    Tony nahm die Diskette und ging ein Stück weg. Er legte sie auf den Couchtisch und drehte sich um. Er wollte wissen, was ich jetzt von ihm wollte.
    »Als erstes«, sagte ich, »brauchen wir jemanden, der >Willy's Wild Ride< in das Netzwerk der Ghea kopiert. Ich möchte also gern wissen, Tony, wie viele zuverlässige Maulwürfe Sie in der Firma haben.«
    Seine Augen weiteten sich, und dann fing er an zu lachen. Es war ein gutes, grundehrliches Lachen. Ich sah seine Zähne, zwei Goldfüllungen, seine gesunde, rosige Zunge. Es war Tommys Lachen. Ich lächelte ihn an. Er war nicht übel, wenn er mal locker wurde. Dann brach er ab. Ein durchdringendes elektronisches Heulen kam von draußen.
    »Mein Wagen«, schrie er, und während ich zum Fenster stürzte, rannte er zur Tür.
    Das Heulen hörte auf. Ich sah unten in der trüb erleuchteten Dunkelheit ein Licht flackern, und dann gab es einen harten Knall wie von einer kleinen Explosion. Tonys 525i stand in hellen Flammen.

Als die Feuerwehr weggefahren war, zerstreute sich die kleine Schar jubelnder Zuschauer, die aus dem Pub gekommen waren, und Tony und ich starrten allein auf das qualmende Wrack des BMW. »Sieht ziemlich endgültig aus«, sagte eine Stimme hinter uns.
    Wir drehten uns um und sahen, wie Keith einen Taxifahrer bezahlte und sich dann mühsam aufrichtete. Tony sagte gar nichts; er sah Keith an und wandte sich dann wieder seinem ausgebrannten Wagen zu. Er würde heute nicht mehr lachen.
    »Wollt ihr einen Kaffee? Kommen Sie, Tony, Sie können mein Telefon benutzen.« Ich entfernte mich und ging auf den säuerlich riechenden Eingang des matt erleuchteten Wohnblocks zu.
    Es gab nicht viel zu plaudern, während ich mir in der Küche zu schaffen machte. Tony saß auf seinem inzwischen gewohnten Platz, und Keith hatte sich auf das Sofa gesetzt. Ich hatte erwartet, daß Tony darauf brannte, zu verschwinden. Er konnte Keith nicht leiden. Er hätte seine Taxifirma anrufen und sofort fahren können. Wir hatten gesagt, was wir uns zu sagen hatten, und er wußte, was er mit den Disketten tun sollte, die ich ihm gegeben hatte. Als ich mit dem Kaffee aus der Küche kam, war die Atmosphäre spürbar ungesellig. Ich kam mir vor, wie der Anstandswauwau zwischen einer Schlange und einem Mungo.
    »Das müssen Kinder gewesen sein«, sagte ich zu dem schweigenden Tony Levi und setzte mich auf das andere Ende des Sofas.
    »Yeah.«
    »Was war es denn? Ein BMW?« erkundigte Keith sich mit häßlicher Unschuld.
    »Yeah.«
    »Nettes Auto«, sagte Keith und nickte mit enthusiastischem Beifall.
    Hier entwickelte sich eine böse Situation. Ich sah ihn an. »Keith, es war nicht Tony, der dich gestern abend angefahren hat. Es war St. John. Tony hat es gesehen und den Krankenwagen gerufen. Cheryl LeMat ist anscheinend St. Johns Geliebte. Gefiel ihm nicht, daß du dich an sie rangemacht hast, Schätzchen.«
    »Ich war nicht mal in ihrer Nähe. Der Saukerl. Der ist doch verrückt.«
    Keith sah Tony an, aber der machte sich nicht mal die Mühe, aufzublicken. Er hatte einen Fußknöchel auf das andere Knie gelegt und strich sich mit Daumen und Zeigefinger an der Bügelfalte seines Hosenbeins auf und ab. Keith verzog schmerzlich das Gesicht, als er ungelenk seine Zigaretten hervorwühlte und herumreichte. Tony lehnte mit einer knappen Handbewegung ab. Wieder war es still; man hörte nur das Ziehen an den Zigaretten und das leise Klappern beim Hinstellen der Kaffeetassen. Keith rückte zu mir herüber und drückte seinen Zigarettenstummel in den Aschenbecher neben meiner Tasse. »Tony Levi. Tony Levi, der Boxer?« Er blickte unter zwei dunklen Haarsträhnen auf. Tony reagierte nicht. »Sie waren gut«, fuhr Keith fort, lehnte sich zurück und schwang den gesunden Arm hinter mir über die Sofalehne. »Verbandsmeister im Weltergewicht, unbesiegt in zehn Profikämpfen. Aber schade, das mit Robbie Slater.«
    Tony beobachtete ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, und seine Augen waren wie schwarze Hämmer.
    Keith saß mir jetzt ein bißchen zu nah. Sein Arm ruhte auf der Sofalehne hinter meinem Kopf, und seine Finger berührten meine Schultern. »Hat er sein Augenlicht je wiederbekommen?« fragte er Tony.
    »Nein.«
    Keith und seine verdammten Recherchen. Ich wünschte, ich hätte inzwischen auch ein paar gemacht. Keith bearbeitete ihn mit dem, was er wußte.
    »Du hattest übrigens recht, Keith«, sagte ich hastig.

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