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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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was von seinem Hamburger übrig war. Ich war nicht so schnell vorangekommen. »Essen Sie«, sagte er.
    »Jetzt werden sie es abstellen, nicht wahr?« Ich stocherte in meinen Pommes frites herum.
    »Nun, das könnte sein, wenn sie glauben, daß wir ihnen draufgekommen sind. Dieser John St. John weiß, daß ich den Bericht gesehen habe. Er hat die Bänder wieder. Er weiß, daß Sie mich kennen. Ich denke, Dexter muß mit ihm an diesem Programm arbeiten, aber weiß er auch, daß er seine Frau bumst?«
    »Das ist die Frage. Weiß Dexter überhaupt, daß der Report weg war?«
    Tony zuckte wieder die Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir wissen, daß er vom Verschwinden der Tapes wußte, Ihretwegen. Er wußte, daß Sie den Piraten kannten: Tommy. Und Ihr Kollege hat ihm erzählt, daß Sie das neue Tape kopieren ließen — sozusagen als Bestätigung. Aber der Report, die Fotos... ich weiß es nicht. Wenn St. John Tommy umgebracht hat, dann hat er sie jetzt zurück. Aber würde er es Dexter sagen? Würde er ihm sagen, daß er den Bericht verloren hatte, daß aber alles in Ordnung ist, weil er ihn jetzt zurückbekommen hat?
    Jetzt biß ich in meinen Hamburger und überdachte kauend, was ich wußte. Menschen, an denen mir lag, hatte ich nie gut einschätzen können, aber ich war ziemlich gut darin, Menschen zu beurteilen, an denen mir nichts lag. St. John würde und könnte niemals derart in Panik geraten. Und er würde die Sache nicht auf diese Weise erledigen. Er war von der gemeinen Sorte, die ihre Opfer lebendig, die sie leiden sehen wollte. Er würde einen nicht einfach sterben und auf diese Weise davonkommen lassen. Er würde sehen wollen, wie er nachher herumlief, leidend, taumelnd, zerbrochen. Andererseits hatte ich ihn nur geschäftlich erlebt. Vielleicht war er anders in der Liebe, milder.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, daß St. John Tommy umgebracht haben soll«, meinte ich.
    »Na, er hat Ihren Boyfriend überfahren, oder?«
    »Aber nicht umgebracht.« Ich ignorierte die Anspielung.
    »Nein, aber vielleicht war das ein Unfall.«
    »Sehr komisch.« Ich wollte ihn fragen, weshalb er sich eigentlich am vergangenen Abend dort herumgetrieben hatte. Er hatte mich aus Wiggy’s kommen sehen, und vielleicht hatte er auch gesehen, wie Keith zu mir nach Hause kam. Folgte er mir oder Keith? Mußte er nie schlafen? Wieso interessierte er sich so für Keith? Vielleicht gefielen ihm Keiths clevere Ideen nicht. »Sind Sie mir gestern abend gefolgt?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Habe ich doch gesagt. Sie und ich, wir haben jetzt ein Problem, weil diese Typen sich fragen, wieviel wir wissen. Wenn jemand aufkreuzt, würde ich gern wissen, wer.« Es interessierte ihn nicht, ob mir das paßte oder nicht. Seine Antwort war zu glatt, und ich war nicht sicher, ob ich ihm glauben konnte.
    »Wollen Sie mich schützen oder kontrollieren? Warum haben Sie mich nicht mitgenommen? Dann hätte ich mir das Fahrgeld sparen können.«
    »Ich wollte nicht, daß Sie mir den Wagen vollkotzen.«
    »Oh, ihr Kleingläubigen.« Ich griff wieder nach meiner Tasche mit den Zigaretten. »Haben Sie auch meine Wohnung beobachtet, von dem Parkplatz da unten aus? Ich bin gerührt. Wirklich. Manche Leute können sich an so was hochziehen, aber Keith ist nicht mein Boyfriend; das müßten Sie inzwischen wissen.«
    »Und?«
    »Und wieso hängen Sie vor meiner Haustür rum?«
    Er packte meine rechte Hand mit der Linken. Sein Griff war kräftig, und ich verzog das Gesicht. Das veranlaßte ihn, meine Hand mit der Handfläche nach unten langsam und mühelos herunterzudrücken. Die Brandwunde von dem Toastgrill hatte einen purpurroten, feuchten Streifen abgeschälter Haut unterhalb meiner Fingerknöchel hinterlassen. »Was haben Sie mit der Hand gemacht?«
    Ich wollte meine Finger wegziehen, aber er hielt sie fest; erst als er fertig war, ließ er mich los.
    »Toast verbrannt. Verdammt, man kann nicht alles im Auge behalten«, knurrte ich, plötzlich verlegen, weil er glauben konnte, daß es mir passiert war, als ich betrunken war.
    »Das müssen Sie versorgen lassen. Sieht aus, als könnte es häßlich werden.«
    Ich nickte vorsichtig, und wir standen auf.
    »Werden Sie ihn umbringen, Tony?« fragte ich, als wir vor dem Wagen standen.
    Er wartete, und dann lachte er, als ob er mich aufziehen wollte. »Wen?«
    »Nicht lachen. St. John.«
    »Nein, es wird noch viel schlimmer werden«, sagte er und hielt mir die Tür auf.

    Jeder wußte, daß

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