Liebereise nach Las Vegas
befriedigt war, wenn es um Elena Sanchez ging. Schon in der Tür zum Schlafzimmer hatte er sie geküsst, und noch bevor sie das Zimmer richtig betreten hatten, hatten sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib gerissen und waren dann aufs Bett gesunken.
Jetzt waren sie erneut angenehm erschöpft und – für den Moment jedenfalls – befriedigt. Elena lag neben ihm, hatte den Kopf auf seine Schulter gebettet und ein Bein über seine Oberschenkel gelegt. Sie atmete ruhig und gleichmäßig, ihr langes Haars war wie ein seidiger schwarzer Schleier auf seinem Arm ausgebreitet. Wahrscheinlich schlief sie. Nach allem, was sie an diesem Abend seinetwegen hatte durchmachen müssen, würde er es ihr nicht verübeln, wenn sie die restliche Zeit in Las Vegas einfach verschliefe.
Fast hoffte er sogar, dass sie es täte. Seitdem er sie mit den gehörlosen Kindern beobachtet hatte, verfolgten ihn all die alten Erinnerungen wieder. Am liebsten hätte er ihr erzählt, dass er ihr gefolgt war und sie in der Schule gesehen hatte.
Chase fuhr zusammen, als Elena aufgeschreckt einatmete, dann näher rückte und mit ihrem Kinn seine Brust streifte. Er hielt die Luft an und wartete, ob sie aufwachen oder weiterschlafen würde. Er wusste selbst nicht, was er sich mehr wünschte.
Sie schmiegte sich im Schlaf an ihn und machte es ihm damit schwer, sie nicht zu wecken und sie erneut zu lieben. Dann hob sie den Kopf, blinzelte völlig verschlafen und gähnte.
„Entschuldige“, sagte sie und hielt sich etwas verspätet die Hand vor den Mund. „Hast du was gesagt?“
Wer A sagt, muss auch B sagen, dachte Chase. „Ich habe dich heute Mittag gesehen“, erklärte er. „Im Schulhof.“ Er beobachtete, wie für den Bruchteil einer Sekunde eine Reihe von Emotionen in ihrer Miene auszumachen waren. Er sah Schock, Schuld und Unsicherheit. Doch dann wirkte Elena wieder völlig ruhig.
„Ich dachte, du wärst den ganzen Tag über mit Besprechungen beschäftigt gewesen.“ Sie zog die Bettdecke bis zum Hals hoch, blieb aber neben ihm liegen.
„Das hätte ich sein sollen, aber ich wollte sehen, wohin du gehst.“
„Warum?“
Da sie nicht verärgert, sondern nur neugierig klang, konnte Chase die Wahrheit zugeben, ohne dass es ihm peinlich war. „Du hast gestern weder etwas von dem Bargeld ausgegeben noch meine Kreditkarte benutzt.“ Er zuckte die Achseln. „Ich wollte wissen, was du in Las Vegas mit deiner Zeit anstellst, ohne einen Cent auszugeben.“
„Ich habe Geld ausgegeben“, berichtigte Elena ihn. „Sogar eine ganze Menge. Es war nur mein Geld und nicht deines.“ Sie richtete sich etwas auf und sah Chase an. „Allerdings habe ich gestern auch etwas von deinem Geld für ein Taxi und einen Salat ausgegeben. Ich hoffe, dass du nichts dagegen hast.“
„Das Geld ist mir egal, das weißt du genau. Sonst hätte ich es dir nicht gegeben. Ich will wissen, was du im Hof einer Schule für taube Kinder machst, wo doch die meisten Frauen sämtliche Boutiquen im Umkreis des Hotels plündern würden, wenn man ihne eine goldene Kreditkarte gäbe.“
Elena grinste spöttisch. „Für was für eine Frau hältst du mich denn?“
„Für eine verwöhnte, egozentrische Debütantin“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Er sah ihr an, wie verletzt sie war, aber er würde diese Aussage nicht zurücknehmen.
Mit einem Seufzer setzte sie sich auf. „Du hast recht. Genau so war ich. Vielleicht bin ich immer noch so. Ich weiß es nicht.“
Chase beobachtete, wie sie von ihm abrückte und die Decke um ihren Körper wickelte. Auch er setzte sich jetzt auf und stopfte sich ein Kissen in den Rücken, um sich gegen das Kopfteil des Bettes lehnen zu können. „Du bist Sozialarbeiterin, du beherrschst die Gebärdensprache, und du hast es irgendwie geschafft, an deinem ersten Tag in der Stadt die einzige Schule für taube Kinder ausfindig zu machen. Das hätte ich nicht von dem Mädchen erwartet, das ich auf der Junior Highschool gekannt habe.“
„Nun, um ehrlich zu sein, ich weiß schon seit Jahren von der Schule. Eine Freundin von mir hat hier unterrichtet. Auch wenn sie nicht mehr in Nevada lebt, schaue ich immer noch gern bei den Kindern vorbei, wenn ich in der Nähe bin.“ Elena zog die Decke fester um ihre Brust. „Und seit wir Teenager waren, ist eine Menge passiert. Es hat sich viel verändert.“
Genug, um ein grausames, egoistisches Gör in eine warme, freundliche und selbstlose Frau zu verwandeln? Chase war nicht sicher, ob
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