Liebereise nach Las Vegas
„Ich weiß nicht, wie viele Jungs in diesem Alter mich heute noch um einen Tanz bitten würden, aber ich würde niemanden mehr aufgrund seiner Herkunft oder seines Bankkontos ablehnen. Besonders dich nicht.“
„Aber ich habe jetzt Geld.“ Chase zog eine Braue hoch. „Macht mich das nicht annehmbarer?“
„Nicht mehr und nicht weniger. Ich beurteile Leute nicht mehr auf diese Weise und hätte es niemals tun sollen.“ Elena legte sich wieder neben ihn, schob ein Bein über seine Oberschenkel und kuschelte sich an ihn. „Und auf die Gefahr hin, dich wegen dieses Abends damals noch ärgerlicher zu machen …“, sie bettete ihren Kopf an seiner Schulter, „… ich habe dich wirklich süß gefunden. Wenn ich nicht Angst gehabt hätte, was meine Freundinnen sagen könnten, hätte ich wahrscheinlich mit dir getanzt – und jede Minute genossen.“
Chase erwiderte nichts, sondern ließ ihre Worte auf sich wirken, während Elena neben ihm wieder einschlief.
Er konnte nicht schlafen. Bis in die frühen Morgenstunden lag er wach und dachte darüber nach, was sie ihm erzählt hatte. Seine Gefühle und Gedanken ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Egal, wie sehr er es auch versuchte, er konnte diese „neue“ Elena nicht mit den Erinnerungen an sie in Einklang bringen. Er wusste nur, dass die Gefühle, die diese Elena in ihm weckte, ihm großes Unbehagen bereiteten.
8. KAPITEL
Die letzten Tage in Las Vegas verliefen harmonisch. Chase kam tagsüber seinen geschäftlichen Verpflichtungen nach, während Elena wieder die tauben Kinder in der Schule besuchte und Schaufensterbummel machte. Sie schickte einigen Freundinnen Postkarten und kaufte silberne Ohrringe mit Amethysten als Mitbringsel für Alandra.
An den Abenden begleitete sie Chase zu seinen Geschäftsessen. Ein- oder zweimal bestellten sie sich das Abendessen auch aufs Zimmer und aßen dann im Nachthemd und in Boxershorts vor dem Fernseher.
Und in den Nächten liebten sie sich.
Es fiel kein Wort mehr über diese Weihnachtsparty vor fast zwanzig Jahren, oder darüber, welcher Mensch sie damals gewesen war. Chase schien zufrieden mit ihren Antworten zu sein. Zumindest im Augenblick.
Natürlich glaubte Elena nicht wirklich, dass die Vergangenheit jetzt endgültig vergessen war. Über Nacht würde er ihr dieses Verhalten wohl nicht verzeihen, dazu hatte sie ihn damals zu sehr verletzt. Aber sie war glücklich darüber, wie sie ihre gemeinsame Zeit verbrachten. Und sie tauschten weniger schmerzhafte Erinnerungen an ihre Schultage und gemeinsamen Bekannten aus. Jede Nacht schlief sie in seinen Armen ein.
Letzteres bereitete ihr allerdings Sorgen, denn sie fühlte sich ein bisschen zu wohl bei ihm und genoss den Sex mit ihm ein bisschen zu sehr. Zudem vergaß sie die Details ihrer Abmachung ein bisschen zu oft. Es war so einfach, so zu tun, als wären sie ein normales Paar, das eine Woche in einer anderen Stadt verbrachte und sich dabei besser kennenlernte. Am schlimmsten war, dass sie sich wünschte, es wäre tatsächlich so.
Wie hatte das passieren können? Zuerst hatte sie es Chase verübelt, dass er sie dazu erpresst hatte, mit ihm ins Bett zu gehen. Inzwischen fragte sie sich, wie sie sich fühlen würde, wenn dieses Arrangement vorbei war. Es würde nicht leicht werden. Schon jetzt wurde ihr das Herz schwer, wenn sie an die Zeit dachte, wenn sie wieder getrennte Wege gingen. Und der Tag der Trennung kam schnell näher.
Elena packte ein Seidenkleid in ihre Tasche und versuchte, nicht daran zu denken, was als Nächstens geschehen würde. Chase, der bei seinem letzten Meeting in dieser Woche in Las Vegas war, hatte seine Sachen bereits gepackt. Nach dem Mittagessen stand der Rückflug nach Texas auf dem Programm. Und dann wird wohl alles vorbei sein, dachte sie.
Sie ging ins Bad, um ihre Toilettensachen einzupacken. Wenn ihr Vater es in der letzten Woche geschafft hatte, genug Geld für die Rettung von SRS aufzutreiben, gab es keinen Grund, ihre Beziehung mit Chase fortzusetzen. Dann hatte er kein Druckmittel mehr in der Hand, um von ihr verlangen zu können, weiterhin seine Geliebte zu sein. Dass diese Aussicht sie traurig machte, war erbärmlich. Ebenso wie die Tatsache, dass sie wollte, ihr Vater hätte die notwendigen finanziellen Mittel noch nicht beisammen, denn dann hätte sie eine Entschuldigung dafür, noch eine Weile länger Chases Geliebte zu bleiben.
Alandra würde einen Anfall bekommen, wenn sie wüsste, was sie, Elena, dachte. Ihre Schwester
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