LIEBES ABENTEUER
in Timbuktu.«
Ich schaue ihm geradewegs in die Augen, mit denen er mich so durchdringend ansieht. Er wird noch begreifen, dass ich es ernst meine. »Kevin, du schuldest mir gar nichts, klar? Es ist wirklich nett, dass du mich fragst, aber ich brauche keine Verabredung zum Trost!« Ich klinge ein bisschen verbittert. Hat sonst noch jemand was?
»Ashley, ich bin nicht Seth«, meint er verächtlich schnaubend. »Warum unterstellst du mir das Schlimmste? Habe ich dir jemals etwas vorgemacht?« Er hält einen Augenblick inne und zwingt mich mit unerbittlichem Blick, ihm in die Augen zu sehen. »Willst du meine wahren Motive wissen?«
Ich nicke.
»Ich liebe dein Lachen, dein Strahlen und deine Energie. Es zieht mich an. Es zieht mich wirklich an.« Dabei legt er zur Bekräftigung die Hand auf die Brust. »Ich finde es toll, dass Einkäufen für dich ein Zeitvertreib ist und dass du mir jedes Mal, wenn wir uns sehen, deine neuesten Schuhe zeigen musst. Ich liebe es, wie du all das Materielle hinter dir lässt, wenn du im Gottesdienst singst, in der Suppenküche hilfst oder die ganze Nacht an einem Patent arbeitest. Ich liebe es, wie du bei einer theologischen Frage genauso hartnäckig argumentierst wie ein guter Anwalt oder ein Missionar. Du bist für mich ein absolutes Rätsel, und ich finde dich einfach faszinierend. Du hast alles, was Gott bei mir weggelassen hat. Ich arbeite hart, bin ehrgeizig und handle mit Vorsicht. Aber seit wir miteinander ausgegangen sind, muss ich immer an dich denken.«
Na gut. Ich schaue mich um, auf der Suche nach irgendetwas, egal was, das mich von diesem hitzigen Gespräch wegziehen könnte. Das ist gar nicht gut. Ich erinnere mich selbst daran, dass ich einen Freund habe. Aber wer wäre hier nicht geschmeichelt? Und vielleicht, aber nur vielleicht, bin ich etwas mehr angerührt, als ich gerne möchte.
Ich halte die leere Bonbonschale in der Hand. Kevin greift nach meiner Hand, streicht kurz über meine Finger, nimmt sich dann das letzte m&m aus der Schale und schiebt es sich in den Mund. Ich würde gerne sagen, dass mich das kalt lässt, aber das tut es nicht. Unsere Blicke treffen sich, und ich kann das Kraftfeld zwischen uns spüren. Ich zwinge mich, daran zu denken, dass Kevin für mich unerreichbar ist und dass sein Interesse an mir sicher nur vorübergehend ist. Da kommt mir noch ein anderer Gedanke: Er hat grüne Augen, und ich habe einmal gelesen, dass das von der DNA her die schwierigste Farbe ist. Aber Gott hat für ihn eine ganz besondere Farbe gemischt. Seine Augen sind eine Mischung aus Jade- und Olivgrün. Einfach wunderschön und absolut faszinierend. Gefährlich faszinierend.
Ich löse meinen Blick von seinen Augen, und als ich auf seinen Hemdkragen schaue, wird mir klar, dass seine Gegenwart etwas in mir auslöst, etwas, das ich mir nicht eingestehen wollte, aber ich fühle seine Gegenwart förmlich. Meine Liebe zu Seth sollte das Feuer in mir eigentlich löschen. Herr Jesus, hilf mir, dieses Feuer zu löschen. Seth, schreie ich innerlich. Seth.
Ich räuspere mich. »Schade, dass du die Bibelstunde verpasst hast. Seth hat einen sehr guten Abend über Nehemia gehalten und darüber, dass man Gott mit allem, was man tut, ehren soll.«
Er nickt. »Du hast meine Frage zum Segeln noch nicht beantwortet.«
»Doch. Dir gefällt nur meine Antwort nicht.« Ich wage einen kurzen Blick in seine Augen, und schon ist es wieder da, dieses warme Gefühl in meiner Brust.
»Na gut. Tut mir leid, wenn ich mich etwas danebenbenommen habe.«
Ich schüttle den Kopf. »Ist schon in Ordnung. Seth und ich werden uns bald verloben. Es ist ernster, als es scheint.« Aber selbst, als ich das sage, weiß ich nicht, ob ich es selber glauben kann. Ich würde es gerne wahrmachen, aber ich bin nicht der Star-Trek-Kapitän Jean-Luc Picard, und mein fester Wille allein genügt vielleicht nicht.
Kevin stellt die Bonbonschale auf den Tisch zurück, und ich merke, dass wir ganz allein im Zimmer sind. Nicht einmal Kay kann ich entdecken. Kevin holt tief Luft und atmet langsam wieder aus, als wollte er gleich etwas sehr Bedeutungsvolles sagen.
»Seth scheint einfach nicht der Typ zu sein, der sich bindet, aber du bist auch keine gewöhnliche Frau, denke ich. Wenn ich das erkenne, warum sollte Seth es nicht auch erkennen?« Kevin nimmt meine Hand in seine Hände, und ich spüre es am ganzen Körper, genauso wie mein schlechtes Gewissen, das auf den Fersen folgt.
Mein Lächeln verschwindet. »Kevin,
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