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LIEBES ABENTEUER

LIEBES ABENTEUER

Titel: LIEBES ABENTEUER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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steht ein Miniaturflügel, und die raue Tapete sieht aus wie Stoff. Eine einzige Ausnahme katapultiert mich in die Gegenwart zurück: die moderne Kunst, die die Wände schmückt. Alles ist eher elegant, bis auf die Bilder. Sie sehen aus, als stammten sie aus der Gemäldegalerie einer psychiatrischen Abteilung. Bunt und wütend.
    »Nette Bilder«, meint Seth zurückhaltend.
    Was? Ach Seth, das ganze Zimmer ist voller schöner Dinge, und du musst diese Psychokunst loben?
    »Danke. Ich habe sie selbst gemalt.« Sophia steht auf und geht im Zimmer umher. Sie trägt Espandrillos, Leinenhosen und eine weite Seidenbluse - alles cremefarben. Sie sieht aus, als hätte sie noch nie in ihrem Leben gearbeitet, als wäre sie dazu erschaffen, nur eine schöne Verzierung zu sein. Sophia zeigt auf ein Gemälde. »Das da nenne ich Druck, weil es die Zeit darstellt, als ich in Hans’ Familie gekommen bin. Ich wusste nicht, dass man so viel Angst haben kann, bis ich rund um die Uhr mit Kindern lebte.« Während sie spricht, schüttelt sie die flache Hand, um ihre Worte zu unterstreichen.
    Ah, vielleicht hatte die Angst etwas damit zu tun, dass du der Mutter den Mann ausgespannt hast? »Sind Sie extra nach Amerika gekommen, um Kindermädchen zu sein?«
    »Ja. Aber dann habe ich festgestellt, dass mir Kinder nicht besonders liegen.« Wieder dieses metallene Lachen. »Sie sind so schmutzig. Ständig haben sie Essen an den Fingern und machen Krach.« Sie hält sich die Ohren zu. »Oh, dieser Lärm!«
    An Seths Gesichtsausdruck sehe ich, dass sie für ihn soeben ein wenig von ihrem Zauber verloren hat. »Sie wollen also keine Kinder?«, fragt Seth. Seltsam. Mich hat er das nie gefragt.
    »Auf keinen Fall. Hans hat schon genug zum Bevölkerungswachstum beigetragen, und ich bin für Bevölkerungskontrolle. Das ist zwar für mein katholisches Heimatland ein sehr seltener Standpunkt, aber ich bin davon überzeugt.« Sophia geht zu einem anderen Gemälde und gestikuliert dabei heftig in typisch italienischer Manier.
    Hmm. Wie soll ich es beschreiben? Es hat etwas Skelettartiges, ist ganz in Rot gehalten, um den Eindruck gespannter Muskeln zu vermitteln, wie in einem Anatomiebuch. Außen ist es schwarz, und die Augen treten hervor wie bei einem Gespenst in einem Halloween-Geisterhaus. Sophia erzählt weiter: »Das hier nenne ich Tod. Es soll das Ende einer Beziehung darstellen und die Gefühle dabei. Man fühlt sich nackt und entblößt. Wie sagt man? Die Nerven liegen blank.«
    Und Brea glaubt wirklich, dass mein Gedicht beängstigend ist? Diese Frau sollte man mitsamt ihren Bildern in die Psychiatrie stecken. »Interessant«, sage ich. Was soll man schon sagen, wenn die Augen von etwas Unansehnlichem attackiert werden, das sich auch noch Kunst nennt. Und das da? Das heißt bestimmt »Zwangsja cke«.
    Seth steht mit weit aufgerissenen, ungläubig starrenden Augen da. Sophia wirkt wie das Mädchen aus der Bierwerbung, bis sie einem die brutale Realität ihres Gefühlslebens um die Ohren schlägt. Seths gerunzelter Stirn nach zu urteilen, entwickelt sich seine Furcht vor Juweliergeschäften und Ringen durch die Erkenntnis, dass eine so schöne Frau so finstere Gefühle in sich tragen kann, gerade zu einer Furcht vor Frauen im Allgemeinen. Er starrt mich an, als hätte ich ihn verraten. Wir werden niemals heiraten. Er denkt wahrscheinlich, dass ich wie in Das Bildnis des Dorian Gray irgendeine schreckliche Wahrheit verberge.
    Zu unserer großen Erleichterung kommt Hans herein. »Ashley, Sie sehen umwerfend aus!« Er umarmt mich, tritt dann einen Schritt zurück, um mich anzusehen, und zieht dabei die Augenbrauen hoch. »Keine Patentanwältin sollte so gut aussehen. Wie soll ich da denn arbeiten?«
    Seth tritt hervor und streckt meinem Chef die Hand hin. »Seth Greenwood, Ashleys Freund. Schön, Sie kennen zu lernen.«
    »Freund? Ich dachte ...« Hans schaut mich fragend an und fährt dann fort. »Ich dachte, dass ein Mann, der schlau genug ist, sich unsere Ashley zu angeln, sie sofort zum Altar führt. Kein Ring?« Hans nimmt meine Hand und hält Seth meine nackten Finger hin.
    »Wir haben gerade Sophias Kunstwerke bewundert«, meint Seth und weicht dem Thema Heiraten geschickt aus. Wie immer.
    »Sie ist unglaublich, nicht wahr? So begabt, und ihr Talent ist in Amerika noch vollkommen unentdeckt.« Hans küsst Sophia auf die Wange. »Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Wein? Martini? Oder etwas anderes?«
    »Ich hätte gerne eine Cola Light,

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