LIEBES ABENTEUER
wenn Sie so etwas da haben«, antworte ich, und Sophia schaut mich an, als wäre ich vom Mars.
»Wein ist gut für die Verdauung«, sagt sie. »Amerikaner stopfen sich zu viele Chemikalien in den Körper.«
»Ich fürchte, für meine Verdauung ist er nicht gut«, entgegne ich achselzuckend.
»Und Sie, Seth?«, fragt Hans.
»Wasser, wenn Sie welches haben.«
»Ihr Amerikaner!«, sagt Hans und trottet hinaus in die Küche. Er kommt mit zwei Gläsern zurück ins Wohnzimmer, wo Stille herrscht. »Was machen Sie so den ganzen Tag, Seth?«
»Ich bin Abteilungsleiter für Software bei Mitei.«
Hans verzieht den Mund und nickt, als wäre er beeindruckt. »Miteis Aktienkurs ist gestiegen. Ich hoffe, Sie haben einen Teil Ihres Gehaltes in Aktien angelegt. Sie täten gut daran.«
»Ich habe ein paar Aktien.« Seth lächelt etwas. An seinem Grinsen kann ich erkennen, dass er mehr als nur ein paar hat.
»Scheint so, als ginge es Ihnen ganz gut.« Plötzlich steht Hans auf. »Ich muss nach draußen gehen, die Spieße umdrehen. Ashley, kommen Sie doch mit mir, dann können wir uns ein wenig übers Geschäft unterhalten. Seth scheint sich für Sophias Kunst zu interessieren.«
Zögernd trete ich auf die kleine Terrasse hinaus. Ein Springbrunnen mit einem Löwenkopf wird von indirektem Licht beleuchtet. Plötzlich muss ich an Daniel in der Löwengrube denken. Die Hitze des Grills schlägt mir entgegen, und ich fühle mich wie Daniels Freund Mesach im Feuerofen. Mein Herz klopft wie wild. Hans dreht sich zu mir, und sein gut aussehendes Gesicht wird vom Licht des Springbrunnens angestrahlt.
»Ich habe unseren Flug für Dienstag gebucht«, sagt Hans. »Aber ich habe doch gesagt, ich ...«
»Sie treffen sich mit Ihrem Pastor?« Hans lacht nur.
Meine Nase brennt, weil mir die Tränen in die Augen steigen. »Ich werde Seth heiraten.«
Hans schaut auf den Betonboden. »Natürlich werden Sie das. Aber zuerst werden Sie Chefsyndikus. Hausfrau können Sie später noch spielen. Seth hat es nicht eilig. Das sehe ich.«
»Versuchen Sie nicht, mich zu beschwichtigen, Hans. Was soll das heißen, Hausfrau kann ich später noch spielen? Heißt das, Sie erwarten eine Gegenleistung für die Beförderung?«
Hans lacht laut auf. »Sehe ich so aus, als hätte ich es nötig, eine Gegenleistung zu erwarten, Ashley?«
Punkt für ihn. »Nein, aber ich verstehe nicht, warum Sie auf einmal einen Chefsyndikus brauchen.«
»Ich will Ihnen nichts vormachen; Sie sind unheimlich hübsch. Ja sogar umwerfend. Ist es das, was Sie von mir hören wollen?«
Ich verschränke die Arme. »Und?«
»Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass Sie die cleverste Patentanwältin sind, die ich je kennen gelernt habe. Wenn ich Ihnen eine technische Sache erkläre, können Sie mir auf der Stelle sagen, wie die Chancen stehen, dafür ein Patent zu bekommen. Diese Art Informationen sind der Schlüssel zu steigenden Aktienkursen.« Hans hebt den Deckel vom Grill. »Schöne Frauen gibt es dutzendweise. Aber gute Patentanwälte muss man suchen wie eine Nadel im Heuhaufen. Ich verstehe nicht, warum andere Geschäftsführer das nicht erkennen, aber wer das Patentrecht hat, dem gehört die Technik dahinter. Und bis nach zwanzig Jahren das Patent erlischt, ist die Technik ohnehin veraltet.« Dabei zeigt er mit der Grillzange auf mich.
»Warum müssen wir dann am Dienstag fliegen, wenn ich so schnell bin? Kann ich nicht auch nach Dienstag noch schnell sein?«
»Ich treffe mich dort mit einigen chinesischen Vertretern und möchte, dass Sie dabei sind. Sie wissen, was die Taiwanesen und Chinesen davon halten, einen Termin abzusagen. Was gibt es hier so Wichtiges, das nicht warten kann?«
Ich schaue hinein zu Seth, der versucht, so viel Abstand wie möglich von Sophia zu halten. »Ich habe am Freitag etwas ganz Besonderes vor.«
»Dann müssen Sie sich entscheiden, Ashley. Ich weiß, Sie sind noch jung und waren noch nie verheiratet, aber der Erfolg ist das, was letztlich bleibt. Und er hinterlässt Sicherheiten auf der Bank.« Er schaut nach drinnen zu Seth und dann wieder zu mir. »Sie setzen auf etwas, das vielleicht niemals eintreten wird, und ich biete Ihnen dagegen die Möglichkeit, Ihren Erfolg selbst zu verwirklichen.«
Warum fühle ich mich jetzt so mies? »Ich bin nicht wie Sophia, Hans. Ich will Ehefrau und Mutter sein. Ich bin nicht damit zufrieden, mich für den Rest meines Lebens mit Patenten herumzuschlagen.«
»Das sagen Sie nur, weil Sie noch nie
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