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LIEBES ABENTEUER

LIEBES ABENTEUER

Titel: LIEBES ABENTEUER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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will nicht, dass man so mit dir umgeht.«
    Was ich wirklich seltsam finde, denn geht nicht gerade er »so« mit mir um? Mir bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken. Er küsst mich hier draußen, mitten in der Nacht, und ich bin wie gefangen von diesem Augenblick, aber ich fühle nichts.
    Hans steht immer noch in der Tür, als Seth und ich uns voneinander lösen. Wir sehen aus wie armselige Pennäler, die sich auf dem Gehweg küssen. Ich kann Breas warnende Stimme in meinen Ohren hören: Küsse niemals am Gartenzaun, denn Liebe macht blind, doch die Nachbarn schaun.

9
    Ich stehe in der Dunkelheit vor meinem Haus und sehe Seths Rücklichtern nach, die um die nächste Ecke verschwinden. Da fallen mir plötzlich Worte aus der Vergangenheit ein. Als ich auf dem College war, hatte jemand eine Liebeserklärung auf die Säulen eines Gebäudes geschrieben, an dem ich immer vorbeiging. Die Worte waren nur mit Kreide gemalt, aber wahrscheinlich war der Hausmeister romantisch veranlagt, denn sie blieben lange Zeit dort stehen. Sie lauteten:
    Ich will viel Geld verdienen,
    damit ich ihr schöne Schuhe kaufen kann.
    Die Zeilen waren zwar nicht von einem großen Dichter wie Yeats, aber etwas daran faszinierte mich so, dass sie mir bis heute im Gedächtnis blieben. Was gäbe es für ein persönlicheres oder romantischeres Geschenk als qualitativ hochwertiges Schuhwerk für die Angebetete? Und Seth würde mir niemals Schuhe kaufen, denn das wäre für ihn das Gleiche wie Schmuck zu kaufen - für beides hat er keine Verwendung. Es widerstrebt dem Praktischen und gehört in den Bereich des Romantischen. Und wenn er etwas meisterhaft beherrscht, dann ist es, jeder Romantik aus dem Weg zu gehen.
    Rechnet man diese Gleichung zu Ende, kommt man zu dem Ergebnis, dass er mich niemals heiraten wird, weil er sich nicht dazu überwinden kann, das Praktische aufzugeben, um unserer Beziehung willen. Ihn stören die roten Stoppschilder bei jeder Biegung, die unsere Freundschaft macht, nicht.
    Aber mich. Und jetzt ist es passiert. Sollte das das erste Mal sein, dass ich überhaupt darüber nachdenke, was ich eigentlich von dieser Beziehung will?
    Seth glaubt, dass ich mit dieser Freundschaftskiste im Teeniestil für den Rest meines Lebens zufrieden sein werde. Heiraten passt nicht in sein Leben, weil er einen Teil seiner selbst nicht mit mir teilen will. Der Gedanke, Seth aufzugeben, fängt an sich anzufühlen, als gäbe man eine ungesunde Gewohnheit auf Ich liebe ihn, aber er ist vielleicht nicht das Beste für mich. Als Seth mich küsste, hat er sich unangenehm gewunden, wie ein Wurm, der von einem Vogel verschluckt wird. Ich löse in diesem Mann keine romantischen Gefühle aus, sondern Angst. Und das ist einfach nicht das Richtige für mich.
    Meine Sicht der Dinge fängt langsam an sich zu verändern. Unwillkürlich frage ich mich, ob Gott mir wohl etwas Besseres bringen wird, wenn ich Seth loslasse. Könnte er mir jemanden bringen, bei dem ich mich nicht immer so hingehalten fühlen würde und so vorsichtig sein müsste? Unsicherheit ist schließlich kein natürlicher Zustand, oder?
    Als ich hineingehe, ist Kay in der Küche und gießt Kerzen, und das ganze Haus riecht nach Wachs mit Zimtaroma. Sie schaut von der tiefroten Flüssigkeit auf, die sie gerade in die Behälter gießt. »War es schön bei Hans?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich glaube schon.«
    »Klingt ja sehr überzeugend. Du hättest daheimbleiben und mit mir Kerzen gießen sollen. Ich habe die Singlegruppe eingeladen, aber sie haben beschlossen, lieber ins Kino zu gehen. Jetzt bin ich für Weihnachten gerüstet, während die anderen versuchen werden, bei Macy’s die letzten Kerzen zu ergattern.«
    »Ich habe beschlossen, die Hälfte deines Hauses zu kaufen«, platze ich heraus und schaue ihr geradewegs in die Augen. »Natürlich nur, wenn du das immer noch willst.«
    »Das hast du beschlossen?« Sie hört auf, das Wachs einzufüllen, und stemmt eine Faust in die Hüfte. »Warum? Ist das so ein Gefühlsausbruch von dir, den du morgen wieder bereuen wirst?«
    »Nein.« Aber etwas in mir fragt sich das schon. »Ich glaube jedenfalls nicht. Auf jeden Fall werde ich keinen Rückzieher machen. Ich habe lange genug auf irgendetwas gewartet, findest du nicht? Ich kann nicht für immer in der Warteschleife leben.«
    »Was ist, wenn es am Freitag eine Verlobung gibt, Ashley?«
    »Und wenn nicht? Ich will nicht mehr jede meiner Entscheidungen von meinen romantischen Hoffnungen

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